ist, ich möchte sagen, auf halbem Wege entgegen kommen: er wird also den Mittelpunct einer ganzen Sphäre von Größen bilden.
Wie der Mensch nun überhaupt in solcher mittleren Pro- portion zu allen seinen Umgebungen steht, und gleichsam der Mittelpunct einer Kugel, einer Wirkungssphäre ist, welche die menschlichen Dinge um ihn her formiren -- so ist auch seine körperliche Größe und die Länge derjenigen seiner Glieder, wel- che den Raum noch ganz besonders zu durchmessen bestimmt sind, nähmlich der Hände und Füße, der natürlichste, älteste und mittelste Maaßstab. Hier, wie überall, müssen Globular- anschauungen zu Hülfe kommen, wenn man die Dinge in ihrem wahren Verhältnisse erkennen will.
So kann man annehmen, daß der Mensch sich für jede Gat- tung von Dingen zuförderst einen Maaßstab bildet, indem er z. B. von Thieren, von Früchten einer Art ein gewisses mitt- leres Thier, eine gewisse mittlere Frucht dieser Art bewußtlos in seiner Seele befestigt; die Größe dieses mittleren Wesens ist der Maaßstab der ganzen Gattung, wornach er bestimmt, ob das einzelne vorkommende Individuum groß oder klein sey. Alle diese verschiedenen aus den Gattungen gebildeten Maaßstäbe erhalten sich in der Seele des Menschen nicht et- wa einzeln und abgesondert von einander: vielmehr nach dem großen Gesetze der Kugel, das uns bey allem unsern Den- ken, Betrachten und Handeln unwillkührlich leitet, treten die Maaßstäbe der einzelnen Gattungen wieder unmittelbar in ein gesellschaftliches Verhältniß, und formiren einen allermittelsten Maaßstab: man wird ihn sich am deutlichsten unter dem Bilde
iſt, ich moͤchte ſagen, auf halbem Wege entgegen kommen: er wird alſo den Mittelpunct einer ganzen Sphaͤre von Groͤßen bilden.
Wie der Menſch nun uͤberhaupt in ſolcher mittleren Pro- portion zu allen ſeinen Umgebungen ſteht, und gleichſam der Mittelpunct einer Kugel, einer Wirkungsſphaͤre iſt, welche die menſchlichen Dinge um ihn her formiren — ſo iſt auch ſeine koͤrperliche Groͤße und die Laͤnge derjenigen ſeiner Glieder, wel- che den Raum noch ganz beſonders zu durchmeſſen beſtimmt ſind, naͤhmlich der Haͤnde und Fuͤße, der natuͤrlichſte, aͤlteſte und mittelſte Maaßſtab. Hier, wie uͤberall, muͤſſen Globular- anſchauungen zu Huͤlfe kommen, wenn man die Dinge in ihrem wahren Verhaͤltniſſe erkennen will.
So kann man annehmen, daß der Menſch ſich fuͤr jede Gat- tung von Dingen zufoͤrderſt einen Maaßſtab bildet, indem er z. B. von Thieren, von Fruͤchten einer Art ein gewiſſes mitt- leres Thier, eine gewiſſe mittlere Frucht dieſer Art bewußtlos in ſeiner Seele befeſtigt; die Groͤße dieſes mittleren Weſens iſt der Maaßſtab der ganzen Gattung, wornach er beſtimmt, ob das einzelne vorkommende Individuum groß oder klein ſey. Alle dieſe verſchiedenen aus den Gattungen gebildeten Maaßſtaͤbe erhalten ſich in der Seele des Menſchen nicht et- wa einzeln und abgeſondert von einander: vielmehr nach dem großen Geſetze der Kugel, das uns bey allem unſern Den- ken, Betrachten und Handeln unwillkuͤhrlich leitet, treten die Maaßſtaͤbe der einzelnen Gattungen wieder unmittelbar in ein geſellſchaftliches Verhaͤltniß, und formiren einen allermittelſten Maaßſtab: man wird ihn ſich am deutlichſten unter dem Bilde
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0202"n="188"/>
iſt, ich moͤchte ſagen, auf halbem Wege entgegen kommen:<lb/>
er wird alſo den Mittelpunct einer ganzen Sphaͤre von Groͤßen<lb/>
bilden.</p><lb/><p>Wie der Menſch nun uͤberhaupt in ſolcher mittleren Pro-<lb/>
portion zu allen ſeinen Umgebungen ſteht, und gleichſam der<lb/>
Mittelpunct einer Kugel, einer Wirkungsſphaͤre iſt, welche die<lb/>
menſchlichen Dinge um ihn her formiren —ſo iſt auch ſeine<lb/>
koͤrperliche Groͤße und die Laͤnge derjenigen ſeiner Glieder, wel-<lb/>
che den Raum noch ganz beſonders zu durchmeſſen beſtimmt<lb/>ſind, naͤhmlich der Haͤnde und Fuͤße, der natuͤrlichſte, aͤlteſte<lb/>
und mittelſte Maaßſtab. Hier, wie uͤberall, muͤſſen Globular-<lb/>
anſchauungen zu Huͤlfe kommen, wenn man die Dinge in ihrem<lb/>
wahren Verhaͤltniſſe erkennen will.</p><lb/><p>So kann man annehmen, daß der Menſch ſich fuͤr jede Gat-<lb/>
tung von Dingen zufoͤrderſt einen Maaßſtab bildet, indem er<lb/>
z. B. von Thieren, von Fruͤchten einer Art ein gewiſſes mitt-<lb/>
leres Thier, eine gewiſſe mittlere Frucht dieſer Art bewußtlos<lb/>
in ſeiner Seele befeſtigt; die Groͤße dieſes mittleren Weſens<lb/>
iſt der Maaßſtab der ganzen Gattung, wornach er beſtimmt,<lb/>
ob das einzelne vorkommende Individuum groß oder klein<lb/>ſey. Alle dieſe verſchiedenen aus den Gattungen gebildeten<lb/>
Maaßſtaͤbe erhalten ſich in der Seele des Menſchen nicht et-<lb/>
wa einzeln und abgeſondert von einander: vielmehr nach<lb/>
dem großen Geſetze der Kugel, das uns bey allem unſern Den-<lb/>
ken, Betrachten und Handeln unwillkuͤhrlich leitet, treten die<lb/>
Maaßſtaͤbe der einzelnen Gattungen wieder unmittelbar in ein<lb/>
geſellſchaftliches Verhaͤltniß, und formiren einen allermittelſten<lb/>
Maaßſtab: man wird ihn ſich am deutlichſten unter dem Bilde<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[188/0202]
iſt, ich moͤchte ſagen, auf halbem Wege entgegen kommen:
er wird alſo den Mittelpunct einer ganzen Sphaͤre von Groͤßen
bilden.
Wie der Menſch nun uͤberhaupt in ſolcher mittleren Pro-
portion zu allen ſeinen Umgebungen ſteht, und gleichſam der
Mittelpunct einer Kugel, einer Wirkungsſphaͤre iſt, welche die
menſchlichen Dinge um ihn her formiren — ſo iſt auch ſeine
koͤrperliche Groͤße und die Laͤnge derjenigen ſeiner Glieder, wel-
che den Raum noch ganz beſonders zu durchmeſſen beſtimmt
ſind, naͤhmlich der Haͤnde und Fuͤße, der natuͤrlichſte, aͤlteſte
und mittelſte Maaßſtab. Hier, wie uͤberall, muͤſſen Globular-
anſchauungen zu Huͤlfe kommen, wenn man die Dinge in ihrem
wahren Verhaͤltniſſe erkennen will.
So kann man annehmen, daß der Menſch ſich fuͤr jede Gat-
tung von Dingen zufoͤrderſt einen Maaßſtab bildet, indem er
z. B. von Thieren, von Fruͤchten einer Art ein gewiſſes mitt-
leres Thier, eine gewiſſe mittlere Frucht dieſer Art bewußtlos
in ſeiner Seele befeſtigt; die Groͤße dieſes mittleren Weſens
iſt der Maaßſtab der ganzen Gattung, wornach er beſtimmt,
ob das einzelne vorkommende Individuum groß oder klein
ſey. Alle dieſe verſchiedenen aus den Gattungen gebildeten
Maaßſtaͤbe erhalten ſich in der Seele des Menſchen nicht et-
wa einzeln und abgeſondert von einander: vielmehr nach
dem großen Geſetze der Kugel, das uns bey allem unſern Den-
ken, Betrachten und Handeln unwillkuͤhrlich leitet, treten die
Maaßſtaͤbe der einzelnen Gattungen wieder unmittelbar in ein
geſellſchaftliches Verhaͤltniß, und formiren einen allermittelſten
Maaßſtab: man wird ihn ſich am deutlichſten unter dem Bilde
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/202>, abgerufen am 08.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.