sellschaft gegenwärtig zu erhalten, und nach ihnen die Hand- lung und die Arbeit des Augenblicks zu bestimmen, wird auf gleiche Weise verletzt, es möge nun von Einem für die Dauer einer ganzen Generation, oder von unzählig vielen für die Dauer eines Jahres übertreten werden.
Jede Lehre, die der äußeren Naturnothwendigkeit die Aus- gleichung gesellschaftlicher Zerrüttungen überläßt oder über- trägt, ist revolutionär; von welcher Seite man auch diese blinde Gewalt der Natur in den Staat einlasse, so er- klärt man damit doch immer den Banquerot der menschlichen Einrichtungen und Gesetze, oder jener sittlichen, deutlichen Nothwendigkeit, welche wir aus der Geschichte der Ent- wicklung unsers bürgerlichen Vereins und aus allen Spuren, welche die früheren Schicksale und Thaten der Völker hinter- lassen haben, entnehmen können. Irgend eine menschliche Handlung sich selbst oder jener äußeren und blinden Noth- wendigkeit überlassen, heißt, alles menschliche Gesetz über- haupt, und zugleich die Freyheit, die Selbstbestimmung des ganzen Geschlechtes aufheben.
Jeden Einzelnen würde sein Lokal, der besondere Umstand seines Gewerbes und Lebens schon von selbst antreiben, das Räthlichste und Nützlichste zu thun, meint Dr. Smith. Daraus folgt, wenn wir nicht zugleich, was freylich consequenter ge- wesen wäre, den ganzen Staat aufheben wollen, daß auch der Regierende von seinem Lokal, welches der ewige Staat selbst ist, und von den Umständen seines Geschäfts, welches doch nur die Bedürfnisse der gesammten Gesellschaft sind,
ſellſchaft gegenwaͤrtig zu erhalten, und nach ihnen die Hand- lung und die Arbeit des Augenblicks zu beſtimmen, wird auf gleiche Weiſe verletzt, es moͤge nun von Einem fuͤr die Dauer einer ganzen Generation, oder von unzaͤhlig vielen fuͤr die Dauer eines Jahres uͤbertreten werden.
Jede Lehre, die der aͤußeren Naturnothwendigkeit die Aus- gleichung geſellſchaftlicher Zerruͤttungen uͤberlaͤßt oder uͤber- traͤgt, iſt revolutionaͤr; von welcher Seite man auch dieſe blinde Gewalt der Natur in den Staat einlaſſe, ſo er- klaͤrt man damit doch immer den Banquerot der menſchlichen Einrichtungen und Geſetze, oder jener ſittlichen, deutlichen Nothwendigkeit, welche wir aus der Geſchichte der Ent- wicklung unſers buͤrgerlichen Vereins und aus allen Spuren, welche die fruͤheren Schickſale und Thaten der Voͤlker hinter- laſſen haben, entnehmen koͤnnen. Irgend eine menſchliche Handlung ſich ſelbſt oder jener aͤußeren und blinden Noth- wendigkeit uͤberlaſſen, heißt, alles menſchliche Geſetz uͤber- haupt, und zugleich die Freyheit, die Selbſtbeſtimmung des ganzen Geſchlechtes aufheben.
Jeden Einzelnen wuͤrde ſein Lokal, der beſondere Umſtand ſeines Gewerbes und Lebens ſchon von ſelbſt antreiben, das Raͤthlichſte und Nuͤtzlichſte zu thun, meint Dr. Smith. Daraus folgt, wenn wir nicht zugleich, was freylich conſequenter ge- weſen waͤre, den ganzen Staat aufheben wollen, daß auch der Regierende von ſeinem Lokal, welches der ewige Staat ſelbſt iſt, und von den Umſtaͤnden ſeines Geſchaͤfts, welches doch nur die Beduͤrfniſſe der geſammten Geſellſchaft ſind,
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ſellſchaft gegenwaͤrtig zu erhalten, und nach ihnen die Hand-
lung und die Arbeit des Augenblicks zu beſtimmen, wird auf
gleiche Weiſe verletzt, es moͤge nun von Einem fuͤr die Dauer
einer ganzen Generation, oder von unzaͤhlig vielen fuͤr die
Dauer eines Jahres uͤbertreten werden.
Jede Lehre, die der aͤußeren Naturnothwendigkeit die Aus-
gleichung geſellſchaftlicher Zerruͤttungen uͤberlaͤßt oder uͤber-
traͤgt, iſt revolutionaͤr; von welcher Seite man auch
dieſe blinde Gewalt der Natur in den Staat einlaſſe, ſo er-
klaͤrt man damit doch immer den Banquerot der menſchlichen
Einrichtungen und Geſetze, oder jener ſittlichen, deutlichen
Nothwendigkeit, welche wir aus der Geſchichte der Ent-
wicklung unſers buͤrgerlichen Vereins und aus allen Spuren,
welche die fruͤheren Schickſale und Thaten der Voͤlker hinter-
laſſen haben, entnehmen koͤnnen. Irgend eine menſchliche
Handlung ſich ſelbſt oder jener aͤußeren und blinden Noth-
wendigkeit uͤberlaſſen, heißt, alles menſchliche Geſetz uͤber-
haupt, und zugleich die Freyheit, die Selbſtbeſtimmung des
ganzen Geſchlechtes aufheben.
Jeden Einzelnen wuͤrde ſein Lokal, der beſondere Umſtand
ſeines Gewerbes und Lebens ſchon von ſelbſt antreiben, das
Raͤthlichſte und Nuͤtzlichſte zu thun, meint Dr. Smith. Daraus
folgt, wenn wir nicht zugleich, was freylich conſequenter ge-
weſen waͤre, den ganzen Staat aufheben wollen, daß auch
der Regierende von ſeinem Lokal, welches der ewige Staat
ſelbſt iſt, und von den Umſtaͤnden ſeines Geſchaͤfts, welches
doch nur die Beduͤrfniſſe der geſammten Geſellſchaft ſind,
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/163>, abgerufen am 31.07.2024.
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