Es ist ferner nicht etwa der bloße gute Wille, oder die unbestimmte genialische Tendenz, sondern die einzig be- stimmte Richtung eines Werks nach dem allerhöchsten oder vielmehr allermittelsten Gute, welches ihm Werth gibt. Es hat also nur Werth, in wie fern dieser in jeder Rücksicht ein abgeleiteter ist, in wie fern also keine Art von eigenem Ver- dienst dabey in Anschlag kommt, sondern nur das davon schlicht und unruhmredig zu sagen ist, daß es im Dienste der Wahrheit geschrieben ist.
Wir haben in diesen einleitenden Betrachtungen die Unzulänglichkeit der vorhandenen Theorien zu zeigen versucht; wir haben deßhalb viele nachbarliche Gebiete berühren, und ihr Verhältniß zu unserm Gegenstande aufklären, auch den Mittelpunct aller Wissenschaft und alles Lebens andeuten müssen, weil wir überhaupt nichts anderes Sichtbares und Wirkliches in dem ganzen, uns wohlbekannten Getriebe der bürgerlichen Gesellschaft anzuerkennen vermochten, als die Strahlen die von dort ausströmen, und die Kräfte die dahin zurück drängen. Jetzt gehen wir zu besonderen Darstellungen unserer Wissenschaft fort, und bitten den wohlmeinenden Leser nur folgende wesentliche Resultate des bisher Gesagten fest zu halten:
1) Daß der Staatsmann, der Staatswirth, der ge- lehrte Oekonom, wie jeder Arbeiter in jedem gedenkbaren Stoffe, eigentlich nur mit Verhältnissen und Wech- selwirkungen zu thun hat, und nur producirt, in wie fern er unter den Elementen seiner Arbeit, und zwischen seiner
Es iſt ferner nicht etwa der bloße gute Wille, oder die unbeſtimmte genialiſche Tendenz, ſondern die einzig be- ſtimmte Richtung eines Werks nach dem allerhoͤchſten oder vielmehr allermittelſten Gute, welches ihm Werth gibt. Es hat alſo nur Werth, in wie fern dieſer in jeder Ruͤckſicht ein abgeleiteter iſt, in wie fern alſo keine Art von eigenem Ver- dienſt dabey in Anſchlag kommt, ſondern nur das davon ſchlicht und unruhmredig zu ſagen iſt, daß es im Dienſte der Wahrheit geſchrieben iſt.
Wir haben in dieſen einleitenden Betrachtungen die Unzulaͤnglichkeit der vorhandenen Theorien zu zeigen verſucht; wir haben deßhalb viele nachbarliche Gebiete beruͤhren, und ihr Verhaͤltniß zu unſerm Gegenſtande aufklaͤren, auch den Mittelpunct aller Wiſſenſchaft und alles Lebens andeuten muͤſſen, weil wir uͤberhaupt nichts anderes Sichtbares und Wirkliches in dem ganzen, uns wohlbekannten Getriebe der buͤrgerlichen Geſellſchaft anzuerkennen vermochten, als die Strahlen die von dort ausſtroͤmen, und die Kraͤfte die dahin zuruͤck draͤngen. Jetzt gehen wir zu beſonderen Darſtellungen unſerer Wiſſenſchaft fort, und bitten den wohlmeinenden Leſer nur folgende weſentliche Reſultate des bisher Geſagten feſt zu halten:
1) Daß der Staatsmann, der Staatswirth, der ge- lehrte Oekonom, wie jeder Arbeiter in jedem gedenkbaren Stoffe, eigentlich nur mit Verhaͤltniſſen und Wech- ſelwirkungen zu thun hat, und nur producirt, in wie fern er unter den Elementen ſeiner Arbeit, und zwiſchen ſeiner
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Es iſt ferner nicht etwa der bloße gute Wille, oder die
unbeſtimmte genialiſche Tendenz, ſondern die einzig be-
ſtimmte Richtung eines Werks nach dem allerhoͤchſten oder
vielmehr allermittelſten Gute, welches ihm Werth gibt. Es
hat alſo nur Werth, in wie fern dieſer in jeder Ruͤckſicht ein
abgeleiteter iſt, in wie fern alſo keine Art von eigenem Ver-
dienſt dabey in Anſchlag kommt, ſondern nur das davon
ſchlicht und unruhmredig zu ſagen iſt, daß es im Dienſte
der Wahrheit geſchrieben iſt.
Wir haben in dieſen einleitenden Betrachtungen die
Unzulaͤnglichkeit der vorhandenen Theorien zu zeigen verſucht;
wir haben deßhalb viele nachbarliche Gebiete beruͤhren, und
ihr Verhaͤltniß zu unſerm Gegenſtande aufklaͤren, auch den
Mittelpunct aller Wiſſenſchaft und alles Lebens andeuten
muͤſſen, weil wir uͤberhaupt nichts anderes Sichtbares und
Wirkliches in dem ganzen, uns wohlbekannten Getriebe der
buͤrgerlichen Geſellſchaft anzuerkennen vermochten, als die
Strahlen die von dort ausſtroͤmen, und die Kraͤfte die dahin
zuruͤck draͤngen. Jetzt gehen wir zu beſonderen Darſtellungen
unſerer Wiſſenſchaft fort, und bitten den wohlmeinenden Leſer
nur folgende weſentliche Reſultate des bisher Geſagten feſt
zu halten:
1) Daß der Staatsmann, der Staatswirth, der ge-
lehrte Oekonom, wie jeder Arbeiter in jedem gedenkbaren
Stoffe, eigentlich nur mit Verhaͤltniſſen und Wech-
ſelwirkungen zu thun hat, und nur producirt, in wie fern
er unter den Elementen ſeiner Arbeit, und zwiſchen ſeiner
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/141>, abgerufen am 16.02.2025.
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