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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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mit der Muttermilch eingesogener und durch einen schwärmerischen Religionseifer gestärkter Haß gegen die Christen steigerte sich nunmehr, verbündet mit seinem hülflosen Schmerze, zu einem rachgierigen Ingrimme. Aber seine natürliche Feigheit ließ die grausamen Wünsche und Vorsätze, welche sein Herz mit unerschöpflicher Erfindsamkeit gegen die ganze Christenheit schmiedete, zu keiner Ausführung gedeihen, und er büßte seinen Blutdurst damit, daß er in Gedanken und Träumen marterte und würgte. Es schien auch aus allen seinen Aeußerungen hervorzugehen, daß der Verlust seiner schönen Gattin ihn an und für sich nicht so tief getroffen haben würde; denn er hatte nur ihren Körper gekannt und geliebt; aber daraus erwuchs ihm eine unverlöschbare Qual, daß sie als ein Opfer der christlichen Religion gefallen war.

Er begleitete in der Folge die Armee der französischen Republik in Lieferungsgeschäften nach Jalien, und hier war es, wo sein arges Mißgeschick ihn mit einem zweiten Streiche noch unmittelbarer, als durch den Tod seiner Gattin, daniederschlug. Sein christlicher Compagnon beraubte ihn durch einen eben so listigen als frechen Betrug seines ganzen Vermögens und machte in einer Stunde den reichen, handelslustigen und habsüchtigen Mann zu einem hülflosen Bettler. Er mußte sein elendes Leben durch die Almosen seiner Glaubensgenossen fristen und bettelte sich auf diese Weise wohl ein halbes Jahr lang von Stadt zu

mit der Muttermilch eingesogener und durch einen schwärmerischen Religionseifer gestärkter Haß gegen die Christen steigerte sich nunmehr, verbündet mit seinem hülflosen Schmerze, zu einem rachgierigen Ingrimme. Aber seine natürliche Feigheit ließ die grausamen Wünsche und Vorsätze, welche sein Herz mit unerschöpflicher Erfindsamkeit gegen die ganze Christenheit schmiedete, zu keiner Ausführung gedeihen, und er büßte seinen Blutdurst damit, daß er in Gedanken und Träumen marterte und würgte. Es schien auch aus allen seinen Aeußerungen hervorzugehen, daß der Verlust seiner schönen Gattin ihn an und für sich nicht so tief getroffen haben würde; denn er hatte nur ihren Körper gekannt und geliebt; aber daraus erwuchs ihm eine unverlöschbare Qual, daß sie als ein Opfer der christlichen Religion gefallen war.

Er begleitete in der Folge die Armee der französischen Republik in Lieferungsgeschäften nach Jalien, und hier war es, wo sein arges Mißgeschick ihn mit einem zweiten Streiche noch unmittelbarer, als durch den Tod seiner Gattin, daniederschlug. Sein christlicher Compagnon beraubte ihn durch einen eben so listigen als frechen Betrug seines ganzen Vermögens und machte in einer Stunde den reichen, handelslustigen und habsüchtigen Mann zu einem hülflosen Bettler. Er mußte sein elendes Leben durch die Almosen seiner Glaubensgenossen fristen und bettelte sich auf diese Weise wohl ein halbes Jahr lang von Stadt zu

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/144>, abgerufen am 27.11.2024.