Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

sammenfassen konnte, um zu begreifen, daß die Entdeckung des wichtigen Geheimnisses, welches er eben belauscht hatte, nicht übereilt werden dürfe, ließ sich nicht zweimal einladen, seinen Posten aufzugeben. Es ist umsonst, sprach der Belagerer. Der Shylock ist auf dem Rialto und hat seine Jessica eingeschlossen. Signor Lorenzo, Sie müssen sich gedulden. Arthur zwang sich zu einem Lächeln, vor welchem der Andere zu erschrecken schien, und strengte sich auf dem ganzen Heimwege mit so übertriebener Aengstlichkeit an, das tosende Gewühl seines Innern hinter eine leichte Unterhaltung vor seinem Begleiter zu verbergen, daß dieser von Schritt zu Schritt immer besorgter wurde, der Wahnsinn des jungen Menschen möchte augenblicklich ausbrechen. Denn er redete ihn ein paar Mal Herr Marquis an, frug ihn nach berlinischen Neuigkeiten und benahm sich überhaupt so verzweifelt gesprächig, daß der sonst eben nicht leicht zu beunruhigende Professor doch dem Himmel dankte, als er ihn glücklich nach Hause und in seine Kammer gebracht hatte.

Siebzehntes Kapitel.

Wir wollen es nicht versuchen, unserm jungen Freunde in das wilde Labyrinth der Gedanken, Ein-

sammenfassen konnte, um zu begreifen, daß die Entdeckung des wichtigen Geheimnisses, welches er eben belauscht hatte, nicht übereilt werden dürfe, ließ sich nicht zweimal einladen, seinen Posten aufzugeben. Es ist umsonst, sprach der Belagerer. Der Shylock ist auf dem Rialto und hat seine Jessica eingeschlossen. Signor Lorenzo, Sie müssen sich gedulden. Arthur zwang sich zu einem Lächeln, vor welchem der Andere zu erschrecken schien, und strengte sich auf dem ganzen Heimwege mit so übertriebener Aengstlichkeit an, das tosende Gewühl seines Innern hinter eine leichte Unterhaltung vor seinem Begleiter zu verbergen, daß dieser von Schritt zu Schritt immer besorgter wurde, der Wahnsinn des jungen Menschen möchte augenblicklich ausbrechen. Denn er redete ihn ein paar Mal Herr Marquis an, frug ihn nach berlinischen Neuigkeiten und benahm sich überhaupt so verzweifelt gesprächig, daß der sonst eben nicht leicht zu beunruhigende Professor doch dem Himmel dankte, als er ihn glücklich nach Hause und in seine Kammer gebracht hatte.

Siebzehntes Kapitel.

Wir wollen es nicht versuchen, unserm jungen Freunde in das wilde Labyrinth der Gedanken, Ein-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="16">
        <p><pb facs="#f0133"/>
sammenfassen konnte, um zu begreifen, daß                die Entdeckung des wichtigen Geheimnisses, welches er eben belauscht hatte, nicht                übereilt werden dürfe, ließ sich nicht zweimal einladen, seinen Posten aufzugeben. Es                ist umsonst, sprach der Belagerer. Der Shylock ist auf dem Rialto und hat seine                Jessica eingeschlossen. Signor Lorenzo, Sie müssen sich gedulden. Arthur zwang sich                zu einem Lächeln, vor welchem der Andere zu erschrecken schien, und strengte sich auf                dem ganzen Heimwege mit so übertriebener Aengstlichkeit an, das tosende Gewühl seines                Innern hinter eine leichte Unterhaltung vor seinem Begleiter zu verbergen, daß dieser                von Schritt zu Schritt immer besorgter wurde, der Wahnsinn des jungen Menschen möchte                augenblicklich ausbrechen. Denn er redete ihn ein paar Mal Herr Marquis an, frug ihn                nach berlinischen Neuigkeiten und benahm sich überhaupt so verzweifelt gesprächig,                daß der sonst eben nicht leicht zu beunruhigende Professor doch dem Himmel dankte,                als er ihn glücklich nach Hause und in seine Kammer gebracht hatte.</p><lb/>
      </div>
      <div type="chapter" n="17">
        <head>Siebzehntes Kapitel.</head>
        <p>Wir wollen es nicht versuchen, unserm jungen Freunde in das wilde Labyrinth der                Gedanken, Ein-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0133] sammenfassen konnte, um zu begreifen, daß die Entdeckung des wichtigen Geheimnisses, welches er eben belauscht hatte, nicht übereilt werden dürfe, ließ sich nicht zweimal einladen, seinen Posten aufzugeben. Es ist umsonst, sprach der Belagerer. Der Shylock ist auf dem Rialto und hat seine Jessica eingeschlossen. Signor Lorenzo, Sie müssen sich gedulden. Arthur zwang sich zu einem Lächeln, vor welchem der Andere zu erschrecken schien, und strengte sich auf dem ganzen Heimwege mit so übertriebener Aengstlichkeit an, das tosende Gewühl seines Innern hinter eine leichte Unterhaltung vor seinem Begleiter zu verbergen, daß dieser von Schritt zu Schritt immer besorgter wurde, der Wahnsinn des jungen Menschen möchte augenblicklich ausbrechen. Denn er redete ihn ein paar Mal Herr Marquis an, frug ihn nach berlinischen Neuigkeiten und benahm sich überhaupt so verzweifelt gesprächig, daß der sonst eben nicht leicht zu beunruhigende Professor doch dem Himmel dankte, als er ihn glücklich nach Hause und in seine Kammer gebracht hatte. Siebzehntes Kapitel. Wir wollen es nicht versuchen, unserm jungen Freunde in das wilde Labyrinth der Gedanken, Ein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/133
Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/133>, abgerufen am 05.05.2024.