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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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welcher am sechsten Oktober 1789 das königliche Schloß von Versailles erstürmte. Meine Schwester, eine zweite Jeanne d'Arc, verließ mit ihren beiden Kindern das Haus ihres Gemahls in Paris, sobald dieser seine politischen Gesinnungen öffentlich an den Tag gelegt und sich in den Nationalconvent begeben hatte, und flüchtete zu ihrem Bruder nach der Vendee. Hier fand sie ein ihrer heroischen Begeisterung würdiges Feld. Sie erfocht an der Seite ihres Bruders unter den Fahnen des über alles Lob erhabenen Laroche Jaequelin Lorbeerkränze, die ein besseres Zeitalter unsterblich gemacht haben würde, und endlich eine Marterkrone. Von ihrem Tode will ich schweigen. Sie hatte ihren Bruder neben sich fallen gesehn, die Flamme, in welcher die Schlösser ihrer Väter aufloderten, hatte sie aus den Grenzen ihrer Heimath hinausgeleuchtet, keine Noth, keine Qual, keine Schmach des umherirrenden Elends war an ihr vorübergegangen. Mans ist ihr Grab und der dreizehnte Dezember 1793 ihr letzter Tag. Ihr Schicksal theilten die Wittwe und Waisen meines Bruders, und nur ihre eigenen beiden Kinder entschlüpften wie durch ein unmittelbares Wunder des Himmels Carrier's höllischen Colonnen.

Ich kehre zu mir zurück. Der Tod meines Königs hatte mein Geschäft in Madrid beendigt, und ich beschloß, aufgefordert von meinem ältesten Bruder und nicht minder von meinem eigenen Herzen getrie-

welcher am sechsten Oktober 1789 das königliche Schloß von Versailles erstürmte. Meine Schwester, eine zweite Jeanne d'Arc, verließ mit ihren beiden Kindern das Haus ihres Gemahls in Paris, sobald dieser seine politischen Gesinnungen öffentlich an den Tag gelegt und sich in den Nationalconvent begeben hatte, und flüchtete zu ihrem Bruder nach der Vendée. Hier fand sie ein ihrer heroischen Begeisterung würdiges Feld. Sie erfocht an der Seite ihres Bruders unter den Fahnen des über alles Lob erhabenen Laroche Jaequelin Lorbeerkränze, die ein besseres Zeitalter unsterblich gemacht haben würde, und endlich eine Marterkrone. Von ihrem Tode will ich schweigen. Sie hatte ihren Bruder neben sich fallen gesehn, die Flamme, in welcher die Schlösser ihrer Väter aufloderten, hatte sie aus den Grenzen ihrer Heimath hinausgeleuchtet, keine Noth, keine Qual, keine Schmach des umherirrenden Elends war an ihr vorübergegangen. Mans ist ihr Grab und der dreizehnte Dezember 1793 ihr letzter Tag. Ihr Schicksal theilten die Wittwe und Waisen meines Bruders, und nur ihre eigenen beiden Kinder entschlüpften wie durch ein unmittelbares Wunder des Himmels Carrier's höllischen Colonnen.

Ich kehre zu mir zurück. Der Tod meines Königs hatte mein Geschäft in Madrid beendigt, und ich beschloß, aufgefordert von meinem ältesten Bruder und nicht minder von meinem eigenen Herzen getrie-

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[0105] welcher am sechsten Oktober 1789 das königliche Schloß von Versailles erstürmte. Meine Schwester, eine zweite Jeanne d'Arc, verließ mit ihren beiden Kindern das Haus ihres Gemahls in Paris, sobald dieser seine politischen Gesinnungen öffentlich an den Tag gelegt und sich in den Nationalconvent begeben hatte, und flüchtete zu ihrem Bruder nach der Vendée. Hier fand sie ein ihrer heroischen Begeisterung würdiges Feld. Sie erfocht an der Seite ihres Bruders unter den Fahnen des über alles Lob erhabenen Laroche Jaequelin Lorbeerkränze, die ein besseres Zeitalter unsterblich gemacht haben würde, und endlich eine Marterkrone. Von ihrem Tode will ich schweigen. Sie hatte ihren Bruder neben sich fallen gesehn, die Flamme, in welcher die Schlösser ihrer Väter aufloderten, hatte sie aus den Grenzen ihrer Heimath hinausgeleuchtet, keine Noth, keine Qual, keine Schmach des umherirrenden Elends war an ihr vorübergegangen. Mans ist ihr Grab und der dreizehnte Dezember 1793 ihr letzter Tag. Ihr Schicksal theilten die Wittwe und Waisen meines Bruders, und nur ihre eigenen beiden Kinder entschlüpften wie durch ein unmittelbares Wunder des Himmels Carrier's höllischen Colonnen. Ich kehre zu mir zurück. Der Tod meines Königs hatte mein Geschäft in Madrid beendigt, und ich beschloß, aufgefordert von meinem ältesten Bruder und nicht minder von meinem eigenen Herzen getrie-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/105>, abgerufen am 23.11.2024.