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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Dein adliches Geschlecht/ das in vierhundert Jahr
Hat in der Schweitz geblüht/ sich in der Welt gebreitet/
Das seinen ersten Quell von Alten-Klingen leitet/
Und sich berühmt gemacht durch Tugend und Gefahr/
Soll auch in Schlesien mit seinen edlen Zweigen/
Der Nachwelt süsse Frücht'/ und kühlen Schatten zeigen.
Erst nahm dich Breßlau an/ biß dein Witz und Verstand
Auch den Surchleuchten Fürst Georgen so bewogen/
Daß dich hat sein Beruff zum Cammer-Ampt gezogen/
Von dar an blieb dir stets mit Gnaden zugewandt
Piastens hohes Hauß/ das Götter hat geboren/
Und zu den Sternen nun die Götter auserkoren.
Der Grosse Leopold/ dem Auf- und Niedergang
Zu seinen Füssen ligt/ hieß dich solch Ampt verwalten/
Hat über deinem Witz und Redlichkeit gehalten;
GOtt und dem Käyser treu war nur der schönste Klang/
So in dein Hertz geetzt/ wird es der Neid verschweigen/
So soll es doch der Mund der Fürstenthümer zeugen.
Betraurens werther Mann/ es klagt dich Stadt und
Die kluge Wachsamkeit beseuffzet noch die Cammer; (Land/
Welch Redner aber meldt der Liebsten Schmertz und Jammer?
Fällt nicht mit deinem Hertz ihr Hertz auch in den Sand?
Timanthes muß allhier mir seinen Pinsel leihen/
Man darff ein solches Leyd durch Reime nicht entweyhen.
Es sey/ Cleopatra bejammre den Anton!
Es geh der Livia Augustens Tod zu Hertzen!
Es mag Cornelia tieff den Pompej beschmertzen!
Auch nicht die Portia verdienet solchen Lohn/
Wenn Brutus stirbt in ihr/ als von betrübtsten Frauen
Sie hier ein Beyspiel ist getreuer Brunst zu schauen.
Zweyfach-beglücktes Grab/ hochedler Cammer-Rath/
Es ruhet Ruhm und Ehr für deiner Schlafstätt Schwelle/
Dem paaret sich die Lieb' ein unzertrennt Geselle/
Und was ersinnlich ist/ und was sie übrig hat/
Das opffert sie dir noch/ Geist/ Leben/ Hertz und Seele/
Bewachen Wechsel-weiß jetzt deine Grabes-Höle.
Du schläffst im Seegen ein/ es drückt der Kinder Hand
Die matten Augen zu/ du ruhst in ihren Hertzen/
Die Seelen brennen dir an statt der Liebes-Kertzen/
Und Thränen bleiben nur ihr allerbestes Pfand/
Das
Leichen-Gedichte.
Dein adliches Geſchlecht/ das in vierhundert Jahr
Hat in der Schweitz gebluͤht/ ſich in der Welt gebreitet/
Das ſeinen erſten Quell von Alten-Klingen leitet/
Und ſich beruͤhmt gemacht durch Tugend und Gefahr/
Soll auch in Schleſien mit ſeinen edlen Zweigen/
Der Nachwelt ſuͤſſe Fruͤcht’/ und kuͤhlen Schatten zeigen.
Erſt nahm dich Breßlau an/ biß dein Witz und Verſtand
Auch den Surchleuchten Fuͤrſt Georgen ſo bewogen/
Daß dich hat ſein Beruff zum Cammer-Ampt gezogen/
Von dar an blieb dir ſtets mit Gnaden zugewandt
Piaſtens hohes Hauß/ das Goͤtter hat geboren/
Und zu den Sternen nun die Goͤtter auserkoren.
Der Groſſe Leopold/ dem Auf- und Niedergang
Zu ſeinen Fuͤſſen ligt/ hieß dich ſolch Ampt verwalten/
Hat uͤber deinem Witz und Redlichkeit gehalten;
GOtt und dem Kaͤyſer treu war nur der ſchoͤnſte Klang/
So in dein Hertz geetzt/ wird es der Neid verſchweigen/
So ſoll es doch der Mund der Fuͤrſtenthuͤmer zeugen.
Betraurens werther Mann/ es klagt dich Stadt und
Die kluge Wachſamkeit beſeuffzet noch die Cammer; (Land/
Welch Redner aber meldt der Liebſten Schmertz und Jammer?
Faͤllt nicht mit deinem Hertz ihr Hertz auch in den Sand?
Timanthes muß allhier mir ſeinen Pinſel leihen/
Man darff ein ſolches Leyd durch Reime nicht entweyhen.
Es ſey/ Cleopatra bejammre den Anton!
Es geh der Livia Auguſtens Tod zu Hertzen!
Es mag Cornelia tieff den Pompej beſchmertzen!
Auch nicht die Portia verdienet ſolchen Lohn/
Wenn Brutus ſtirbt in ihr/ als von betruͤbtſten Frauen
Sie hier ein Beyſpiel iſt getreuer Brunſt zu ſchauen.
Zweyfach-begluͤcktes Grab/ hochedler Cammer-Rath/
Es ruhet Ruhm und Ehr fuͤr deiner Schlafſtaͤtt Schwelle/
Dem paaret ſich die Lieb’ ein unzertrennt Geſelle/
Und was erſinnlich iſt/ und was ſie uͤbrig hat/
Das opffert ſie dir noch/ Geiſt/ Leben/ Hertz und Seele/
Bewachen Wechſel-weiß jetzt deine Grabes-Hoͤle.
Du ſchlaͤffſt im Seegen ein/ es druͤckt der Kinder Hand
Die matten Augen zu/ du ruhſt in ihren Hertzen/
Die Seelen brennen dir an ſtatt der Liebes-Kertzen/
Und Thraͤnen bleiben nur ihr allerbeſtes Pfand/
Das
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[414/0646] Leichen-Gedichte. Dein adliches Geſchlecht/ das in vierhundert Jahr Hat in der Schweitz gebluͤht/ ſich in der Welt gebreitet/ Das ſeinen erſten Quell von Alten-Klingen leitet/ Und ſich beruͤhmt gemacht durch Tugend und Gefahr/ Soll auch in Schleſien mit ſeinen edlen Zweigen/ Der Nachwelt ſuͤſſe Fruͤcht’/ und kuͤhlen Schatten zeigen. Erſt nahm dich Breßlau an/ biß dein Witz und Verſtand Auch den Surchleuchten Fuͤrſt Georgen ſo bewogen/ Daß dich hat ſein Beruff zum Cammer-Ampt gezogen/ Von dar an blieb dir ſtets mit Gnaden zugewandt Piaſtens hohes Hauß/ das Goͤtter hat geboren/ Und zu den Sternen nun die Goͤtter auserkoren. Der Groſſe Leopold/ dem Auf- und Niedergang Zu ſeinen Fuͤſſen ligt/ hieß dich ſolch Ampt verwalten/ Hat uͤber deinem Witz und Redlichkeit gehalten; GOtt und dem Kaͤyſer treu war nur der ſchoͤnſte Klang/ So in dein Hertz geetzt/ wird es der Neid verſchweigen/ So ſoll es doch der Mund der Fuͤrſtenthuͤmer zeugen. Betraurens werther Mann/ es klagt dich Stadt und Die kluge Wachſamkeit beſeuffzet noch die Cammer; (Land/ Welch Redner aber meldt der Liebſten Schmertz und Jammer? Faͤllt nicht mit deinem Hertz ihr Hertz auch in den Sand? Timanthes muß allhier mir ſeinen Pinſel leihen/ Man darff ein ſolches Leyd durch Reime nicht entweyhen. Es ſey/ Cleopatra bejammre den Anton! Es geh der Livia Auguſtens Tod zu Hertzen! Es mag Cornelia tieff den Pompej beſchmertzen! Auch nicht die Portia verdienet ſolchen Lohn/ Wenn Brutus ſtirbt in ihr/ als von betruͤbtſten Frauen Sie hier ein Beyſpiel iſt getreuer Brunſt zu ſchauen. Zweyfach-begluͤcktes Grab/ hochedler Cammer-Rath/ Es ruhet Ruhm und Ehr fuͤr deiner Schlafſtaͤtt Schwelle/ Dem paaret ſich die Lieb’ ein unzertrennt Geſelle/ Und was erſinnlich iſt/ und was ſie uͤbrig hat/ Das opffert ſie dir noch/ Geiſt/ Leben/ Hertz und Seele/ Bewachen Wechſel-weiß jetzt deine Grabes-Hoͤle. Du ſchlaͤffſt im Seegen ein/ es druͤckt der Kinder Hand Die matten Augen zu/ du ruhſt in ihren Hertzen/ Die Seelen brennen dir an ſtatt der Liebes-Kertzen/ Und Thraͤnen bleiben nur ihr allerbeſtes Pfand/ Das

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/646>, abgerufen am 22.11.2024.