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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Du gehest aus der Nacht zu jenem grossen Lichte/
Aus deinem Elends-Bau ins Hauß der Herrlichkeit.
Jetzt erndtest du vergnügt die Fried- und Freuden-Früchte
Entnommen aller Angst/ entfernet allem Streit.
So seelig gräntzt der Tod an unsern irrd' schen Häusern/
So friedlich kehret er zu unsern Hütten ein:
"Wer seiner Nachbarschafft sich trotzig will entäusern
&q;Dem legt er heute noch vielleicht den Gräntzen-Stein.
Ehren-Lohn der treuen Diener GOttes/
Bey Beerdigung Hn.
D. T. P. zu W. den 25.
Junii 1679. entworffen.
GEh' ein/ du treuer Knecht/ zu deines HErren Freude:
Dein Lohn ist reich und schön und überschwenglich groß.
Geh' ein/ und zwar begabt mit einem weissen Kleide/
Der Hohepriester nimmt dich/ Priester/ in die Schos.
Du must aus Sarg und Grab dich in die Höhe schwingen/
Gleichwie der Aaron that/ als er sein Ampt vergnügt/
Und auff dem Berge Hor/ was GOtt schafft zu vollbringen/
Durch einen sanfften Tod ward gleichsam eingewigt.
Du hast genug gekämpfft/ und deinen Lauff vollendet;
Nach überstand' nem Streit theilt man ja Cronen aus.
So hast du auch dein Pfund mit Wucher angewendet/
Und wachsam jederzeit bewahrt des HErren Hauß.
Auff Schweiß erfolgt der Preiß. Denn der dich hat bestellet/
Lohnt/ wie die schnöde Welt/ mit keinem Undanck nicht.
Wo er ist/ soll sein Knecht ihm auch seyn zugesellet/
Nichts kan so seelig seyn/ als die Verbündnüß-Pflicht.
Wer aber ist der HErr? Ein GOtt dem niemand gleichet;
Ein König/ dessen Macht kein Ober-Macht erkennt.
Vor dem die Sonne steht/ des Monden Licht erbleichet/ (nennt.
Der Scepter/ Kron und Thron/ Glaß/ Staub und Scherben
Was soll der Kuecht denn thun? Er soll sein Joch auffnehmen/
Das er zum Heil der Welt längst übertragen hat;
Er soll in keinem Creutz sich des Erlösers schämen/
Und glauben/ daß bey ihm Trost/ Rettung/ Hülff und Rath.
Bey Fürsten fällt ein Knecht gar leicht in Ungenaden:
Offt wird der treuste Dienst am wenigsten evkant.
Nein/ Gott wil seine Knecht als Gäste zu sich laden
Und nennt sie Botschafften zu predigen gesandt.
Jst
Leichen-Gedichte.
Du geheſt aus der Nacht zu jenem groſſen Lichte/
Aus deinem Elends-Bau ins Hauß der Herꝛlichkeit.
Jetzt erndteſt du vergnuͤgt die Fried- und Freuden-Fruͤchte
Entnommen aller Angſt/ entfernet allem Streit.
So ſeelig graͤntzt der Tod an unſern irꝛd’ ſchen Haͤuſern/
So friedlich kehret er zu unſern Huͤtten ein:
“Wer ſeiner Nachbarſchafft ſich trotzig will entaͤuſern
&q;Dem legt er heute noch vielleicht den Graͤntzen-Stein.
Ehren-Lohn der treuen Diener GOttes/
Bey Beerdigung Hn.
D. T. P. zu W. den 25.
Junii 1679. entworffen.
GEh’ ein/ du treuer Knecht/ zu deines HErren Freude:
Dein Lohn iſt reich und ſchoͤn und uͤberſchwenglich groß.
Geh’ ein/ und zwar begabt mit einem weiſſen Kleide/
Der Hoheprieſter nimmt dich/ Prieſter/ in die Schos.
Du muſt aus Sarg und Grab dich in die Hoͤhe ſchwingen/
Gleichwie der Aaron that/ als er ſein Ampt vergnuͤgt/
Und auff dem Berge Hor/ was GOtt ſchafft zu vollbringen/
Durch einen ſanfften Tod ward gleichſam eingewigt.
Du haſt genug gekaͤmpfft/ und deinen Lauff vollendet;
Nach uͤberſtand’ nem Streit theilt man ja Cronen aus.
So haſt du auch dein Pfund mit Wucher angewendet/
Und wachſam jederzeit bewahrt des HErren Hauß.
Auff Schweiß erfolgt der Preiß. Denn der dich hat beſtellet/
Lohnt/ wie die ſchnoͤde Welt/ mit keinem Undanck nicht.
Wo er iſt/ ſoll ſein Knecht ihm auch ſeyn zugeſellet/
Nichts kan ſo ſeelig ſeyn/ als die Verbuͤndnuͤß-Pflicht.
Wer aber iſt der HErr? Ein GOtt dem niemand gleichet;
Ein Koͤnig/ deſſen Macht kein Ober-Macht erkennt.
Vor dem die Sonne ſteht/ des Monden Licht erbleichet/ (nennt.
Der Scepter/ Kron und Thron/ Glaß/ Staub und Scherben
Was ſoll der Kuecht denn thun? Er ſoll ſein Joch auffnehmen/
Das er zum Heil der Welt laͤngſt uͤbertragen hat;
Er ſoll in keinem Creutz ſich des Erloͤſers ſchaͤmen/
Und glauben/ daß bey ihm Troſt/ Rettung/ Huͤlff und Rath.
Bey Fuͤrſten faͤllt ein Knecht gar leicht in Ungenaden:
Offt wird der treuſte Dienſt am wenigſten evkant.
Nein/ Gott wil ſeine Knecht als Gaͤſte zu ſich laden
Und nennt ſie Botſchafften zu predigen geſandt.
Jſt
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[397/0629] Leichen-Gedichte. Du geheſt aus der Nacht zu jenem groſſen Lichte/ Aus deinem Elends-Bau ins Hauß der Herꝛlichkeit. Jetzt erndteſt du vergnuͤgt die Fried- und Freuden-Fruͤchte Entnommen aller Angſt/ entfernet allem Streit. So ſeelig graͤntzt der Tod an unſern irꝛd’ ſchen Haͤuſern/ So friedlich kehret er zu unſern Huͤtten ein: “Wer ſeiner Nachbarſchafft ſich trotzig will entaͤuſern &q;Dem legt er heute noch vielleicht den Graͤntzen-Stein. Ehren-Lohn der treuen Diener GOttes/ Bey Beerdigung Hn. D. T. P. zu W. den 25. Junii 1679. entworffen. GEh’ ein/ du treuer Knecht/ zu deines HErren Freude: Dein Lohn iſt reich und ſchoͤn und uͤberſchwenglich groß. Geh’ ein/ und zwar begabt mit einem weiſſen Kleide/ Der Hoheprieſter nimmt dich/ Prieſter/ in die Schos. Du muſt aus Sarg und Grab dich in die Hoͤhe ſchwingen/ Gleichwie der Aaron that/ als er ſein Ampt vergnuͤgt/ Und auff dem Berge Hor/ was GOtt ſchafft zu vollbringen/ Durch einen ſanfften Tod ward gleichſam eingewigt. Du haſt genug gekaͤmpfft/ und deinen Lauff vollendet; Nach uͤberſtand’ nem Streit theilt man ja Cronen aus. So haſt du auch dein Pfund mit Wucher angewendet/ Und wachſam jederzeit bewahrt des HErren Hauß. Auff Schweiß erfolgt der Preiß. Denn der dich hat beſtellet/ Lohnt/ wie die ſchnoͤde Welt/ mit keinem Undanck nicht. Wo er iſt/ ſoll ſein Knecht ihm auch ſeyn zugeſellet/ Nichts kan ſo ſeelig ſeyn/ als die Verbuͤndnuͤß-Pflicht. Wer aber iſt der HErr? Ein GOtt dem niemand gleichet; Ein Koͤnig/ deſſen Macht kein Ober-Macht erkennt. Vor dem die Sonne ſteht/ des Monden Licht erbleichet/ (nennt. Der Scepter/ Kron und Thron/ Glaß/ Staub und Scherben Was ſoll der Kuecht denn thun? Er ſoll ſein Joch auffnehmen/ Das er zum Heil der Welt laͤngſt uͤbertragen hat; Er ſoll in keinem Creutz ſich des Erloͤſers ſchaͤmen/ Und glauben/ daß bey ihm Troſt/ Rettung/ Huͤlff und Rath. Bey Fuͤrſten faͤllt ein Knecht gar leicht in Ungenaden: Offt wird der treuſte Dienſt am wenigſten evkant. Nein/ Gott wil ſeine Knecht als Gaͤſte zu ſich laden Und nennt ſie Botſchafften zu predigen geſandt. Jſt

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/629>, abgerufen am 22.11.2024.