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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Es schien da keine Sterbens-Qual.
Gleichwie ein Licht das seinen Strahl
Nach vielem Brennen muß verlieren:
So zog auch aus des Cörpers Hauß/
Die Seel' als wie im Schlaf herauß|/
Und fieng die Freyheit an zu spühren.
Dein Beyspiel gab uns zu verstehn.
Daß wenn wir gar die Welt durchgehn/
Kein grösser Gut sey zu erlangen.
Als wenn wir in der letzten Noth
Durch einen sanfft und stillen Tod
Den Lohn der Gottesfurcht empfangen.
Die war dir auch von Kindes Bein'
Jn Seel und Hertz gepflantzet ein.
Es rühmt noch Leipzig unvergessen
Den Vater der zu GOttes Ehr/
Hat ausgebreitet seine Lehr/
Und in dem Kirchen-Ampt gesessen.
GOtt führt dich aus dem Vaterland
Und giebet eines Priesters Hand
Dich Priester-Kind in reichem Seegen.
So blühtest du in vollem Glück.
Ach aber grimmiges Geschick!
Herr Pollio muß früh sich legen.
Es trennt des Todes herbes Weh
Das heil'ge Land der keuschen Eh
Und setzt dich in' den Wittwen-Orden.
Da du mit Andacht und Gebet
Stets hast zu deinem GOtt gefleht
Und bist ein ander Hanna worden.
Es war dein gantzer Wittwen-Stand
Dem Himmel eintzig zugewandt
Du Monica in diesem Leben.
Die angebohrne Frömmigkeit
Die Demuth und Bescheidenheit
Die können sattsam Zeugnüß geben.
Der Jnhalt deiner Zuversicht
War bloß allein auff den gericht
Der Priester-Wittwen kan versorgen.
Befiel dich manche schwartze Nacht
So
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Leichen-Gedichte.
Es ſchien da keine Sterbens-Qual.
Gleichwie ein Licht das ſeinen Strahl
Nach vielem Brennen muß verlieren:
So zog auch aus des Coͤrpers Hauß/
Die Seel’ als wie im Schlaf herauß|/
Und fieng die Freyheit an zu ſpuͤhren.
Dein Beyſpiel gab uns zu verſtehn.
Daß wenn wir gar die Welt durchgehn/
Kein groͤſſer Gut ſey zu erlangen.
Als wenn wir in der letzten Noth
Durch einen ſanfft und ſtillen Tod
Den Lohn der Gottesfurcht empfangen.
Die war dir auch von Kindes Bein’
Jn Seel und Hertz gepflantzet ein.
Es ruͤhmt noch Leipzig unvergeſſen
Den Vater der zu GOttes Ehr/
Hat ausgebreitet ſeine Lehr/
Und in dem Kirchen-Ampt geſeſſen.
GOtt fuͤhrt dich aus dem Vaterland
Und giebet eines Prieſters Hand
Dich Prieſter-Kind in reichem Seegen.
So bluͤhteſt du in vollem Gluͤck.
Ach aber grimmiges Geſchick!
Herr Pollio muß fruͤh ſich legen.
Es trennt des Todes herbes Weh
Das heil’ge Land der keuſchen Eh
Und ſetzt dich in’ den Wittwen-Orden.
Da du mit Andacht und Gebet
Stets haſt zu deinem GOtt gefleht
Und biſt ein ander Hanna worden.
Es war dein gantzer Wittwen-Stand
Dem Himmel eintzig zugewandt
Du Monica in dieſem Leben.
Die angebohrne Froͤmmigkeit
Die Demuth und Beſcheidenheit
Die koͤnnen ſattſam Zeugnuͤß geben.
Der Jnhalt deiner Zuverſicht
War bloß allein auff den gericht
Der Prieſter-Wittwen kan verſorgen.
Befiel dich manche ſchwartze Nacht
So
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[373/0605] Leichen-Gedichte. Es ſchien da keine Sterbens-Qual. Gleichwie ein Licht das ſeinen Strahl Nach vielem Brennen muß verlieren: So zog auch aus des Coͤrpers Hauß/ Die Seel’ als wie im Schlaf herauß|/ Und fieng die Freyheit an zu ſpuͤhren. Dein Beyſpiel gab uns zu verſtehn. Daß wenn wir gar die Welt durchgehn/ Kein groͤſſer Gut ſey zu erlangen. Als wenn wir in der letzten Noth Durch einen ſanfft und ſtillen Tod Den Lohn der Gottesfurcht empfangen. Die war dir auch von Kindes Bein’ Jn Seel und Hertz gepflantzet ein. Es ruͤhmt noch Leipzig unvergeſſen Den Vater der zu GOttes Ehr/ Hat ausgebreitet ſeine Lehr/ Und in dem Kirchen-Ampt geſeſſen. GOtt fuͤhrt dich aus dem Vaterland Und giebet eines Prieſters Hand Dich Prieſter-Kind in reichem Seegen. So bluͤhteſt du in vollem Gluͤck. Ach aber grimmiges Geſchick! Herr Pollio muß fruͤh ſich legen. Es trennt des Todes herbes Weh Das heil’ge Land der keuſchen Eh Und ſetzt dich in’ den Wittwen-Orden. Da du mit Andacht und Gebet Stets haſt zu deinem GOtt gefleht Und biſt ein ander Hanna worden. Es war dein gantzer Wittwen-Stand Dem Himmel eintzig zugewandt Du Monica in dieſem Leben. Die angebohrne Froͤmmigkeit Die Demuth und Beſcheidenheit Die koͤnnen ſattſam Zeugnuͤß geben. Der Jnhalt deiner Zuverſicht War bloß allein auff den gericht Der Prieſter-Wittwen kan verſorgen. Befiel dich manche ſchwartze Nacht So Aaaa 3

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/605>, abgerufen am 22.11.2024.