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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Und einer süssen Eh'
Die Livia ein Spiegel;
Wird auch die jüngre Welt ein grösser Wunder lesen/
Als wie auff ihrem Thron
Bey Scepter und bey Kron/
Beglückt Elisabeth die Königin gewesen?

Satz.
So ists die Tugend bleibt das Licht/
So durch des Grabes Schwärtze bricht/
Und neuen Schein der Grufft gewehret.
Obschon die Frau von Schmidefeld
Jtzt nichts als Racht umschlossen hält/
Und Fäulnüß ihren Leib verzehret/
So wird doch nicht der Tugend Glantz
Der Ahnen Ruhm und Sieges-Krantz/
Und andre Gaben mehr aus dem Gedächtnüß kommen.
Es hat den schlechten Theil der Tod nur weggenommen/
Die Seele weiß von der Verwesung nicht/
Und schwebet nun in jenem grossen Licht.
Gegen-Satz.
Hoch-Edler Herr es eilt zur Ruh
Die wertheste Frau Mutter zu/
Und fällt wie itzt das Laub von Bäumen.
Gleich wie ein Läuffer auff der Flucht
Der seiner Reisen Endziel sucht/
Sich nicht wird bey dem Wirth versäumen:
So eilt sie aus dem Thränen-Thal/
Zu dem erlauchten Freuden-Saal/
GOtt da von Angesicht zu Angesicht zu schauen.
Es wird der Mensch wie Graß und Blumen abgehauen.
Doch wie es drauff der Frühling neu gewehrt
So sol auch einst seyn unser Leib verklärt.
Abgesang.
Verbleiben unbewegt bey seiner Mutter Leichen
Stünd einem harten Felsen an/
Doch hat er was er sol gethan/
Wenn er ihr Thränen wird zum letzten Opffer reichen.
Diß heischet die Natur/ diß fodert Schuld und Pflicht
Und diese rinnen schon aus seiner Augen-Licht.
Hinge-

Leichen-Gedichte.
Und einer ſuͤſſen Eh’
Die Livia ein Spiegel;
Wird auch die juͤngre Welt ein groͤſſer Wunder leſen/
Als wie auff ihrem Thron
Bey Scepter und bey Kron/
Begluͤckt Eliſabeth die Koͤnigin geweſen?

Satz.
So iſts die Tugend bleibt das Licht/
So durch des Grabes Schwaͤrtze bricht/
Und neuen Schein der Grufft gewehret.
Obſchon die Frau von Schmidefeld
Jtzt nichts als Racht umſchloſſen haͤlt/
Und Faͤulnuͤß ihren Leib verzehret/
So wird doch nicht der Tugend Glantz
Der Ahnen Ruhm und Sieges-Krantz/
Und andre Gaben mehr aus dem Gedaͤchtnuͤß kommen.
Es hat den ſchlechten Theil der Tod nur weggenommen/
Die Seele weiß von der Verweſung nicht/
Und ſchwebet nun in jenem groſſen Licht.
Gegen-Satz.
Hoch-Edler Herr es eilt zur Ruh
Die wertheſte Frau Mutter zu/
Und faͤllt wie itzt das Laub von Baͤumen.
Gleich wie ein Laͤuffer auff der Flucht
Der ſeiner Reiſen Endziel ſucht/
Sich nicht wird bey dem Wirth verſaͤumen:
So eilt ſie aus dem Thraͤnen-Thal/
Zu dem erlauchten Freuden-Saal/
GOtt da von Angeſicht zu Angeſicht zu ſchauen.
Es wird der Menſch wie Graß und Blumen abgehauen.
Doch wie es drauff der Fruͤhling neu gewehrt
So ſol auch einſt ſeyn unſer Leib verklaͤrt.
Abgeſang.
Verbleiben unbewegt bey ſeiner Mutter Leichen
Stuͤnd einem harten Felſen an/
Doch hat er was er ſol gethan/
Wenn er ihr Thraͤnen wird zum letzten Opffer reichen.
Diß heiſchet die Natur/ diß fodert Schuld und Pflicht
Und dieſe rinnen ſchon aus ſeiner Augen-Licht.
Hinge-
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[342/0574] Leichen-Gedichte. Und einer ſuͤſſen Eh’ Die Livia ein Spiegel; Wird auch die juͤngre Welt ein groͤſſer Wunder leſen/ Als wie auff ihrem Thron Bey Scepter und bey Kron/ Begluͤckt Eliſabeth die Koͤnigin geweſen? Satz. So iſts die Tugend bleibt das Licht/ So durch des Grabes Schwaͤrtze bricht/ Und neuen Schein der Grufft gewehret. Obſchon die Frau von Schmidefeld Jtzt nichts als Racht umſchloſſen haͤlt/ Und Faͤulnuͤß ihren Leib verzehret/ So wird doch nicht der Tugend Glantz Der Ahnen Ruhm und Sieges-Krantz/ Und andre Gaben mehr aus dem Gedaͤchtnuͤß kommen. Es hat den ſchlechten Theil der Tod nur weggenommen/ Die Seele weiß von der Verweſung nicht/ Und ſchwebet nun in jenem groſſen Licht. Gegen-Satz. Hoch-Edler Herr es eilt zur Ruh Die wertheſte Frau Mutter zu/ Und faͤllt wie itzt das Laub von Baͤumen. Gleich wie ein Laͤuffer auff der Flucht Der ſeiner Reiſen Endziel ſucht/ Sich nicht wird bey dem Wirth verſaͤumen: So eilt ſie aus dem Thraͤnen-Thal/ Zu dem erlauchten Freuden-Saal/ GOtt da von Angeſicht zu Angeſicht zu ſchauen. Es wird der Menſch wie Graß und Blumen abgehauen. Doch wie es drauff der Fruͤhling neu gewehrt So ſol auch einſt ſeyn unſer Leib verklaͤrt. Abgeſang. Verbleiben unbewegt bey ſeiner Mutter Leichen Stuͤnd einem harten Felſen an/ Doch hat er was er ſol gethan/ Wenn er ihr Thraͤnen wird zum letzten Opffer reichen. Diß heiſchet die Natur/ diß fodert Schuld und Pflicht Und dieſe rinnen ſchon aus ſeiner Augen-Licht. Hinge-

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/574>, abgerufen am 22.11.2024.