Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Gehn jetzt aus tieffem Seelen-SchmertzeJm Flor verhüllet und gebeugt. Sie müssen doppelt Leid ertragen/ Die erste Mutter ist dahin/ Und die Groß-Mutter zubeklagen/ Kränckt noch mehr ihren treuen Sinn. 11. Wol Edler Herr Er wird bekennen/Wie redlich sie es hat gemeynt. Daß sie des Hauses Hertz zu nennen Der liebsten Söhne bester Freund. Jedoch er kan vernünfftig schliessen Daß sie an Ehr und Leben satt/ Nunmehr im Himmel zugeniessen Das Bürger-Recht der Heil'gen hat. 12. Belobte Frau von Tugend-Gaben/Schlaff in der stillen Erden wol: Dein Ruhm der bleibet unbegraben Die Tugend baut dir ein Mausol. Du hast das beste Ziel getroffen Auff dieser Welt und GOtt erkannt Dein Reden/ Beten/ Rühmen/ Hoffen/ Hat dir den Himmel zugewand. Die Himmel-blaue Jris Bey Beerdigung Hn. W. G. hinterlassenen Töchterleins J. R. den 18. Novembr. 1676. 1. BEtrübtste Frau/ wo ihren ThränenEin eintzig Anstand ist vergunt/ Und ihr mit Angst erfülltes Sehnen Das Hertze nicht durchaus verwundt; So blicke sie doch diese Zeilen Aus ihrem tieffsten Trauren an/ Sie sollen trösten/ wo nicht heilen/ Und selbst mit Leid seyn angethan.| 2. Jch S s s 2
Leichen-Gedichte. Gehn jetzt aus tieffem Seelen-SchmertzeJm Flor verhuͤllet und gebeugt. Sie muͤſſen doppelt Leid ertragen/ Die erſte Mutter iſt dahin/ Und die Groß-Mutter zubeklagen/ Kraͤnckt noch mehr ihren treuen Sinn. 11. Wol Edler Herr Er wird bekennen/Wie redlich ſie es hat gemeynt. Daß ſie des Hauſes Hertz zu nennen Der liebſten Soͤhne beſter Freund. Jedoch er kan vernuͤnfftig ſchlieſſen Daß ſie an Ehr und Leben ſatt/ Nunmehr im Himmel zugenieſſen Das Buͤrger-Recht der Heil’gen hat. 12. Belobte Frau von Tugend-Gaben/Schlaff in der ſtillen Erden wol: Dein Ruhm der bleibet unbegraben Die Tugend baut dir ein Mauſol. Du haſt das beſte Ziel getroffen Auff dieſer Welt und GOtt erkannt Dein Reden/ Beten/ Ruͤhmen/ Hoffen/ Hat dir den Himmel zugewand. Die Himmel-blaue Jris Bey Beerdigung Hn. W. G. hinterlaſſenen Toͤchterleins J. R. den 18. Novembr. 1676. 1. BEtruͤbtſte Frau/ wo ihren ThraͤnenEin eintzig Anſtand iſt vergunt/ Und ihr mit Angſt erfuͤlltes Sehnen Das Hertze nicht durchaus verwundt; So blicke ſie doch dieſe Zeilen Aus ihrem tieffſten Trauren an/ Sie ſollen troͤſten/ wo nicht heilen/ Und ſelbſt mit Leid ſeyn angethan.| 2. Jch S ſ ſ 2
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Leichen-Gedichte.
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Sie muͤſſen doppelt Leid ertragen/
Die erſte Mutter iſt dahin/
Und die Groß-Mutter zubeklagen/
Kraͤnckt noch mehr ihren treuen Sinn.
11.
Wol Edler Herr Er wird bekennen/
Wie redlich ſie es hat gemeynt.
Daß ſie des Hauſes Hertz zu nennen
Der liebſten Soͤhne beſter Freund.
Jedoch er kan vernuͤnfftig ſchlieſſen
Daß ſie an Ehr und Leben ſatt/
Nunmehr im Himmel zugenieſſen
Das Buͤrger-Recht der Heil’gen hat.
12.
Belobte Frau von Tugend-Gaben/
Schlaff in der ſtillen Erden wol:
Dein Ruhm der bleibet unbegraben
Die Tugend baut dir ein Mauſol.
Du haſt das beſte Ziel getroffen
Auff dieſer Welt und GOtt erkannt
Dein Reden/ Beten/ Ruͤhmen/ Hoffen/
Hat dir den Himmel zugewand.
Die Himmel-blaue Jris
Bey Beerdigung Hn. W. G. hinterlaſſenen
Toͤchterleins J. R. den 18. Novembr. 1676.
1.
BEtruͤbtſte Frau/ wo ihren Thraͤnen
Ein eintzig Anſtand iſt vergunt/
Und ihr mit Angſt erfuͤlltes Sehnen
Das Hertze nicht durchaus verwundt;
So blicke ſie doch dieſe Zeilen
Aus ihrem tieffſten Trauren an/
Sie ſollen troͤſten/ wo nicht heilen/
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