Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Da kan der liebste Sohn sich itzt als Bürger schreiben/Da spührt er Uberfluß an Herrligkeit und Gnad. Genug! Wol-Edler Herr/ ich muß mein Schreiben enden. Ach könte doch zugleich der Schmertzen Ende seyn! Er nehme nur getrost von GOttes Vater-Händen Den Creutz Kelch voller Angst/ so er ihm schencket ein. Auch mitten in dem Leid wird Freude sich entspinnen/ Wenn dieses Lob erschallt: Es war ein frommer Sohn. GOtt nahm nach seinem Rath ihn zwar sehr früh von hinnen/ Doch trägt er diesen Ruhm zur Grabeschrifft davon. Der bewehrte Schulmann/ MEin Lehrer/ gehst du auch nun Lebens-satt zu Grabe/Bey Beerdigung Hn. C. N. des G. zu St. M. M. C. den 27. Aug. 1676. Der meine Kindheit hat mit Musen-Milch ge- tränckt? Jch seufftze daß ich nicht was Geister-reiches habe: Es solte deinem Sarch aus Liebe seyn geschenckt Du wohlbewehrter Mann der in dem schweren Stande/ Ein ander Hercules/ viel Ungeheur bekämpfft; Gibst nun die Seele GOtt/ den welcken Leib dem Sande/ Und hast des Teuffels List/ den Hohn der Welt gedämpfft. Es heist die Danckbarkeit mich dir ein Denckmahl bauen; Denn treuer Lehrer Fleiß verdient den höchsten Danck. Dein Bildnüß kan ich nicht in Ertzt und Marmel hauen; Es fehlt mir an der Kunst/ und meine Faust ist kranck. Zu dem/ was helffen auch dergleichen Ehren-Säulen/ Die zwar vom Lob' erfüllt von Wahrheit aber bloß? Genung/ daß unsre Stadt dir kan den Ruhm ertheilen/ Wie du ihr junges Volck geführt zu Pindus Schloß. Diß ist ein wichtig Ampt/ dem meuschlichen Geschlechte Hoch nützbar/ und ein Grund vollkommner Policey. Wo gute Schulen sind/ da wachsen Künst und Rechte; Da blüht gemeines Heil/ und stirbt die Barbarey. Die Nutzen nicht allein die Purpur hält umbgeben/ Und die der Ehren-Liecht auff hohen Stuffen führt. Die bey Regierungen und Staats-Geschäfften leben/ Und derer Namen stets ein langer Titel ziert. Nein:
Leichen-Gedichte. Da kan der liebſte Sohn ſich itzt als Buͤrger ſchreiben/Da ſpuͤhrt er Uberfluß an Herrligkeit und Gnad. Genug! Wol-Edler Herr/ ich muß mein Schreiben enden. Ach koͤnte doch zugleich der Schmertzen Ende ſeyn! Er nehme nur getroſt von GOttes Vater-Haͤnden Den Creutz Kelch voller Angſt/ ſo er ihm ſchencket ein. Auch mitten in dem Leid wird Freude ſich entſpinnen/ Wenn dieſes Lob erſchallt: Es war ein frommer Sohn. GOtt nahm nach ſeinem Rath ihn zwar ſehr fruͤh von hinnen/ Doch traͤgt er dieſen Ruhm zur Grabeſchrifft davon. Der bewehrte Schulmann/ MEin Lehrer/ gehſt du auch nun Lebens-ſatt zu Grabe/Bey Beerdigung Hn. C. N. des G. zu St. M. M. C. den 27. Aug. 1676. Der meine Kindheit hat mit Muſen-Milch ge- traͤnckt? Jch ſeufftze daß ich nicht was Geiſter-reiches habe: Es ſolte deinem Sarch aus Liebe ſeyn geſchenckt Du wohlbewehrter Mann der in dem ſchweren Stande/ Ein ander Hercules/ viel Ungeheur bekaͤmpfft; Gibſt nun die Seele GOtt/ den welcken Leib dem Sande/ Und haſt des Teuffels Liſt/ den Hohn der Welt gedaͤmpfft. Es heiſt die Danckbarkeit mich dir ein Denckmahl bauen; Denn treuer Lehrer Fleiß verdient den hoͤchſten Danck. Dein Bildnuͤß kan ich nicht in Ertzt und Marmel hauen; Es fehlt mir an der Kunſt/ und meine Fauſt iſt kranck. Zu dem/ was helffen auch dergleichen Ehren-Saͤulen/ Die zwar vom Lob’ erfuͤllt von Wahrheit aber bloß? Genung/ daß unſre Stadt dir kan den Ruhm ertheilen/ Wie du ihr junges Volck gefuͤhrt zu Pindus Schloß. Diß iſt ein wichtig Ampt/ dem meuſchlichen Geſchlechte Hoch nuͤtzbar/ und ein Grund vollkommner Policey. Wo gute Schulen ſind/ da wachſen Kuͤnſt und Rechte; Da bluͤht gemeines Heil/ und ſtirbt die Barbarey. Die Nutzen nicht allein die Purpur haͤlt umbgeben/ Und die der Ehren-Liecht auff hohen Stuffen fuͤhrt. Die bey Regierungen und Staats-Geſchaͤfften leben/ Und derer Namen ſtets ein langer Titel ziert. Nein:
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Leichen-Gedichte.
Da kan der liebſte Sohn ſich itzt als Buͤrger ſchreiben/
Da ſpuͤhrt er Uberfluß an Herrligkeit und Gnad.
Genug! Wol-Edler Herr/ ich muß mein Schreiben enden.
Ach koͤnte doch zugleich der Schmertzen Ende ſeyn!
Er nehme nur getroſt von GOttes Vater-Haͤnden
Den Creutz Kelch voller Angſt/ ſo er ihm ſchencket ein.
Auch mitten in dem Leid wird Freude ſich entſpinnen/
Wenn dieſes Lob erſchallt: Es war ein frommer Sohn.
GOtt nahm nach ſeinem Rath ihn zwar ſehr fruͤh von hinnen/
Doch traͤgt er dieſen Ruhm zur Grabeſchrifft davon.
Der bewehrte Schulmann/
Bey Beerdigung Hn. C. N. des G. zu St.
M. M. C. den 27. Aug. 1676.
MEin Lehrer/ gehſt du auch nun Lebens-ſatt zu Grabe/
Der meine Kindheit hat mit Muſen-Milch ge-
traͤnckt?
Jch ſeufftze daß ich nicht was Geiſter-reiches habe:
Es ſolte deinem Sarch aus Liebe ſeyn geſchenckt
Du wohlbewehrter Mann der in dem ſchweren Stande/
Ein ander Hercules/ viel Ungeheur bekaͤmpfft;
Gibſt nun die Seele GOtt/ den welcken Leib dem Sande/
Und haſt des Teuffels Liſt/ den Hohn der Welt gedaͤmpfft.
Es heiſt die Danckbarkeit mich dir ein Denckmahl bauen;
Denn treuer Lehrer Fleiß verdient den hoͤchſten Danck.
Dein Bildnuͤß kan ich nicht in Ertzt und Marmel hauen;
Es fehlt mir an der Kunſt/ und meine Fauſt iſt kranck.
Zu dem/ was helffen auch dergleichen Ehren-Saͤulen/
Die zwar vom Lob’ erfuͤllt von Wahrheit aber bloß?
Genung/ daß unſre Stadt dir kan den Ruhm ertheilen/
Wie du ihr junges Volck gefuͤhrt zu Pindus Schloß.
Diß iſt ein wichtig Ampt/ dem meuſchlichen Geſchlechte
Hoch nuͤtzbar/ und ein Grund vollkommner Policey.
Wo gute Schulen ſind/ da wachſen Kuͤnſt und Rechte;
Da bluͤht gemeines Heil/ und ſtirbt die Barbarey.
Die Nutzen nicht allein die Purpur haͤlt umbgeben/
Und die der Ehren-Liecht auff hohen Stuffen fuͤhrt.
Die bey Regierungen und Staats-Geſchaͤfften leben/
Und derer Namen ſtets ein langer Titel ziert.
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