Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. 5. Es sind doch nur geborgte WahrenUnd Güter auff gar kurtze Zeit/ Die nicht/ wenn wir von hinnen fahren/ Wegweiser zu der Ewigkeit. Es sey; das Länder angestecket Die Helena das schöne Weib; Hat sie der Tod nicht hingestrecket/ Gleich einem ungestalten Leib? 6. Ach nein! ob schon ein solcher NamenDir/ Seelige/ war zugelegt So sprost' aus deinem Tugend-Saamen Ein Baum der andre Früchte trägt. Du hieltest es mit jener Griechen Der Helenen/ so von dem Haus Des Höchsten niemals ist gewichen Und Welt und Wollust nannte Grauß. 7. Die Blüthe deiner frischen JugendWar nicht mit Uppigkeit erfüllt/ Dein eintzig Kleinod hies die Tugend/ Und Demuth die bey GOtt viel gillt. Die Eitelkeit der schnöden Lüste Hat nie den keuschen Sinn befleckt/ Du kantest diese Welt/ die Wüste/ Die keine Freuden-Rosen heckt. 8. Die Schönheit/ so Gemüthes GabenAls seltne Schätze bey sich führt/ Und Zucht wil zur Gefertin haben Ein Schmuck der holde Sitten ziert/ Wieß/ das was pflegt die Welt zu schätzen Doch mit der Zeiten Lauff zerrinnt/ Und die so sich daran ergetzen Umbarmen einen leeren Wind. 9. Du
Leichen-Gedichte. 5. Es ſind doch nur geborgte WahrenUnd Guͤter auff gar kurtze Zeit/ Die nicht/ wenn wir von hinnen fahren/ Wegweiſer zu der Ewigkeit. Es ſey; das Laͤnder angeſtecket Die Helena das ſchoͤne Weib; Hat ſie der Tod nicht hingeſtrecket/ Gleich einem ungeſtalten Leib? 6. Ach nein! ob ſchon ein ſolcher NamenDir/ Seelige/ war zugelegt So ſproſt’ aus deinem Tugend-Saamen Ein Baum der andre Fruͤchte traͤgt. Du hielteſt es mit jener Griechen Der Helenen/ ſo von dem Haus Des Hoͤchſten niemals iſt gewichen Und Welt und Wolluſt nannte Grauß. 7. Die Bluͤthe deiner friſchen JugendWar nicht mit Uppigkeit erfuͤllt/ Dein eintzig Kleinod hies die Tugend/ Und Demuth die bey GOtt viel gillt. Die Eitelkeit der ſchnoͤden Luͤſte Hat nie den keuſchen Sinn befleckt/ Du kanteſt dieſe Welt/ die Wuͤſte/ Die keine Freuden-Roſen heckt. 8. Die Schoͤnheit/ ſo Gemuͤthes GabenAls ſeltne Schaͤtze bey ſich fuͤhrt/ Und Zucht wil zur Gefertin haben Ein Schmuck der holde Sitten ziert/ Wieß/ das was pflegt die Welt zu ſchaͤtzen Doch mit der Zeiten Lauff zerrinnt/ Und die ſo ſich daran ergetzen Umbarmen einen leeren Wind. 9. Du
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Leichen-Gedichte.
5.
Es ſind doch nur geborgte Wahren
Und Guͤter auff gar kurtze Zeit/
Die nicht/ wenn wir von hinnen fahren/
Wegweiſer zu der Ewigkeit.
Es ſey; das Laͤnder angeſtecket
Die Helena das ſchoͤne Weib;
Hat ſie der Tod nicht hingeſtrecket/
Gleich einem ungeſtalten Leib?
6.
Ach nein! ob ſchon ein ſolcher Namen
Dir/ Seelige/ war zugelegt
So ſproſt’ aus deinem Tugend-Saamen
Ein Baum der andre Fruͤchte traͤgt.
Du hielteſt es mit jener Griechen
Der Helenen/ ſo von dem Haus
Des Hoͤchſten niemals iſt gewichen
Und Welt und Wolluſt nannte Grauß.
7.
Die Bluͤthe deiner friſchen Jugend
War nicht mit Uppigkeit erfuͤllt/
Dein eintzig Kleinod hies die Tugend/
Und Demuth die bey GOtt viel gillt.
Die Eitelkeit der ſchnoͤden Luͤſte
Hat nie den keuſchen Sinn befleckt/
Du kanteſt dieſe Welt/ die Wuͤſte/
Die keine Freuden-Roſen heckt.
8.
Die Schoͤnheit/ ſo Gemuͤthes Gaben
Als ſeltne Schaͤtze bey ſich fuͤhrt/
Und Zucht wil zur Gefertin haben
Ein Schmuck der holde Sitten ziert/
Wieß/ das was pflegt die Welt zu ſchaͤtzen
Doch mit der Zeiten Lauff zerrinnt/
Und die ſo ſich daran ergetzen
Umbarmen einen leeren Wind.
9. Du
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