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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Und Uberfluß und Pracht so eine Sünden-Hecke
Die viel an Bettel-Stab und ins Verderben bracht.
Der ersten Schlesier genau und sparsam Leben
Wieß deine Häußligkeit in einem Spiegel für.
Was Rom für Zeugnüß den Sabinern können geben
Das gibt man ja mit Recht/ Verblichne Nachbarn/ dir.
Dein langer Witben-Stand war nur ein embsig Beten/
Und GOttes Willen must in allen Richtsch nur seyn.
Biß dich hat Lebens-satt der blasse Tod betreten
Und den entseelten Leib beschleust der schwartze Schrein.
Noch mehr: Du stirbst erfreut in deiner Kinder Hände
Und ihre Liebes-Pflicht drückt dir die Augen zu.
Jst wol ein beßrer Tod? ist wol ein seelgers Ende?
Als wenn die Unsrigen uns bringen zu der Ruh?
Was aber setz' ich dir/ ein Nachbar/ für Cypressen?
O Seelge/ weil die auch/ wie wir vergänglich seyn/
So wil dich dieses nur ohn unterlaß ermessen/
Der Tod als Nachbar steigt bey mir zum Fenster ein.
Ehren-Gedächtnüß
Hn. G. A. Käis. H. u. W. der St. B. den 11.
Aug. 1675.
NUn hastu wahre Ruh' und Freyheit dir erstritten/
Du gehst den Siegern gleich ins Schloß der Freuden
ein.

Nun kan kein eintzig Feind dir mehr die Stirne bieten/
Weil Sünde/ Welt und Tod gantz ausgetilget seyn.
Er mag ins Capitol ein Römer Lorbern tragen/
Wenn dich die göldne Kron der Ewigkeiten ziert.
Wir hören umb dein Grab den Nachruhm dieses sagen/
Daß/ Seel' ger Hauptmann/ dir ein Helden-Lied ge-
Wie stimm' ich dieses an? die schüchteren Camenen (bührt.
Und Phöbus Lauten-Spiel stehn bey Soldaten nicht.
Hier must dir Mavors selbst ein Donner-Lied erthönen/
Das durch die Lüffte saust und durch die Ohren bricht.
Mich dünckt ich seh auch schon/ wie sich Bellona mühet/
Den letzten Ehren-Dienst mit ihrer Pracht zu thun.
Wie sich ein blanckes Schwerd/ das noch gefärbet sihet/
Als Bild der Tapfferkeit heist auff der Bahre ruhn.
Kein
Leichen-Gedichte.
Und Uberfluß und Pracht ſo eine Suͤnden-Hecke
Die viel an Bettel-Stab und ins Verderben bracht.
Der erſten Schleſier genau und ſparſam Leben
Wieß deine Haͤußligkeit in einem Spiegel fuͤr.
Was Rom fuͤr Zeugnuͤß den Sabinern koͤnnen geben
Das gibt man ja mit Recht/ Verblichne Nachbarn/ dir.
Dein langer Witben-Stand war nur ein embſig Beten/
Und GOttes Willen muſt in allen Richtſch nur ſeyn.
Biß dich hat Lebens-ſatt der blaſſe Tod betreten
Und den entſeelten Leib beſchleuſt der ſchwartze Schrein.
Noch mehr: Du ſtirbſt erfreut in deiner Kinder Haͤnde
Und ihre Liebes-Pflicht druͤckt dir die Augen zu.
Jſt wol ein beßrer Tod? iſt wol ein ſeelgers Ende?
Als wenn die Unſrigen uns bringen zu der Ruh?
Was aber ſetz’ ich dir/ ein Nachbar/ fuͤr Cypreſſen?
O Seelge/ weil die auch/ wie wir vergaͤnglich ſeyn/
So wil dich dieſes nur ohn unterlaß ermeſſen/
Der Tod als Nachbar ſteigt bey mir zum Fenſter ein.
Ehren-Gedaͤchtnuͤß
Hn. G. A. Kaͤiſ. H. u. W. der St. B. den 11.
Aug. 1675.
NUn haſtu wahre Ruh’ und Freyheit dir erſtritten/
Du gehſt den Siegern gleich ins Schloß der Freuden
ein.

Nun kan kein eintzig Feind dir mehr die Stirne bieten/
Weil Suͤnde/ Welt und Tod gantz ausgetilget ſeyn.
Er mag ins Capitol ein Roͤmer Lorbern tragen/
Wenn dich die goͤldne Kron der Ewigkeiten ziert.
Wir hoͤren umb dein Grab den Nachruhm dieſes ſagen/
Daß/ Seel’ ger Hauptmann/ dir ein Helden-Lied ge-
Wie ſtimm’ ich dieſes an? die ſchuͤchteren Camenen (buͤhrt.
Und Phoͤbus Lauten-Spiel ſtehn bey Soldaten nicht.
Hier muſt dir Mavors ſelbſt ein Donner-Lied erthoͤnen/
Das durch die Luͤffte ſauſt und durch die Ohren bricht.
Mich duͤnckt ich ſeh auch ſchon/ wie ſich Bellona muͤhet/
Den letzten Ehren-Dienſt mit ihrer Pracht zu thun.
Wie ſich ein blanckes Schwerd/ das noch gefaͤrbet ſihet/
Als Bild der Tapfferkeit heiſt auff der Bahre ruhn.
Kein
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[226/0458] Leichen-Gedichte. Und Uberfluß und Pracht ſo eine Suͤnden-Hecke Die viel an Bettel-Stab und ins Verderben bracht. Der erſten Schleſier genau und ſparſam Leben Wieß deine Haͤußligkeit in einem Spiegel fuͤr. Was Rom fuͤr Zeugnuͤß den Sabinern koͤnnen geben Das gibt man ja mit Recht/ Verblichne Nachbarn/ dir. Dein langer Witben-Stand war nur ein embſig Beten/ Und GOttes Willen muſt in allen Richtſch nur ſeyn. Biß dich hat Lebens-ſatt der blaſſe Tod betreten Und den entſeelten Leib beſchleuſt der ſchwartze Schrein. Noch mehr: Du ſtirbſt erfreut in deiner Kinder Haͤnde Und ihre Liebes-Pflicht druͤckt dir die Augen zu. Jſt wol ein beßrer Tod? iſt wol ein ſeelgers Ende? Als wenn die Unſrigen uns bringen zu der Ruh? Was aber ſetz’ ich dir/ ein Nachbar/ fuͤr Cypreſſen? O Seelge/ weil die auch/ wie wir vergaͤnglich ſeyn/ So wil dich dieſes nur ohn unterlaß ermeſſen/ Der Tod als Nachbar ſteigt bey mir zum Fenſter ein. Ehren-Gedaͤchtnuͤß Hn. G. A. Kaͤiſ. H. u. W. der St. B. den 11. Aug. 1675. NUn haſtu wahre Ruh’ und Freyheit dir erſtritten/ Du gehſt den Siegern gleich ins Schloß der Freuden ein. Nun kan kein eintzig Feind dir mehr die Stirne bieten/ Weil Suͤnde/ Welt und Tod gantz ausgetilget ſeyn. Er mag ins Capitol ein Roͤmer Lorbern tragen/ Wenn dich die goͤldne Kron der Ewigkeiten ziert. Wir hoͤren umb dein Grab den Nachruhm dieſes ſagen/ Daß/ Seel’ ger Hauptmann/ dir ein Helden-Lied ge- Wie ſtimm’ ich dieſes an? die ſchuͤchteren Camenen (buͤhrt. Und Phoͤbus Lauten-Spiel ſtehn bey Soldaten nicht. Hier muſt dir Mavors ſelbſt ein Donner-Lied erthoͤnen/ Das durch die Luͤffte ſauſt und durch die Ohren bricht. Mich duͤnckt ich ſeh auch ſchon/ wie ſich Bellona muͤhet/ Den letzten Ehren-Dienſt mit ihrer Pracht zu thun. Wie ſich ein blanckes Schwerd/ das noch gefaͤrbet ſihet/ Als Bild der Tapfferkeit heiſt auff der Bahre ruhn. Kein

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/458>, abgerufen am 22.11.2024.