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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Wie seelig ist der Ort in dem Asträa wohnet/
Und zu der Obrigkeit geschickte Räthe hat/
Wo man die Laster strafft/ und Tugenden belohnet/
Wo die Gerechtigkeit führt ihre Hofe-Stadt;
Und solche Leute sind des Himmels Meisterstücke/
Und lichter derer Glut gemeinem Nutzen brennt/
Die durch Erfahrenheit und kluges Weltgeschicke/
Die Art des besten Staats Hauptsächlich wol erkennt.
Bey solchem konte sich mit grossem Ruhme weisen/
Der Numa unsrer Stadt/ der nunmehr liegt erblast/
Der ob der Dienste Treu und Sorgfalt ist zu preisen/
Und dessen Ehrenmahl bereits die Nachwelt fast.
Er war zu Nutz und Heil des Vaterlands geboren/
Bald von der Wiegen an ziert' ihn der Ahnen Schild/
Der Thaten Tapferkeit die gab ihm dranff die Sporen/
Die feurige Begier war eher nicht gestillt/
Biß daß sein Helden-Geist der gleichen Bahn beschritten.
Ob schon sein edler Stamm ihm Glantz und Würde gab/
So wolt er doch den Ruhm nicht nur von Ahnen bitten/
Es brach der muntre Sinn ihm selbst die Lorbern ab.
Als Jhn der Kunste Milch zu Hause satt geträncket/
Und er mit Wissenschafft gar reichlich war versehn/
Hat sich sein reger Muth nach Leiptzig hingelencket/
Von dar in frembden Sand/ zu lernen was geschehn.
So manches Königreich so mancher Volcker Leben/
Der Britten scharffer Witz/ und der Frantzosen Muth/
Der Spanier Bedacht/ die konten Nachricht geben/
Was einer Policey sey schädlich oder gut:
Und seiner Reise Ziel war Mauren nicht zu schauen/
Noch aufgethürmte Berg' und unbeseelte Stein':
Er wolt je mehr und mehr in Künsten sich erbauen/
Den Büchern zwar geneigt/ doch Freund der Waffen seyn.
Jhm lag Miltiades fast täglich in dem Sinne/
Der durch die Krieges-Kunst das Vaterland geschützt/
Er laß fast halb entzuckt/ wie Cäsar Rom gewinne/
Jndem er erst mit Kunst und drauff mit Waffen blitzt.
Er hat die Pallas mehr geharnscht als bloß geliebet
Weil doch der Musen Volck nicht gerne Lantzen führt/
Und einem grossen Geist es grössers Ansehn giebet/
Wenn ihn so wol der Helm/ als eine Feder/ ziert.
Als
Leichen-Gedichte.
Wie ſeelig iſt der Ort in dem Aſtraͤa wohnet/
Und zu der Obrigkeit geſchickte Raͤthe hat/
Wo man die Laſter ſtrafft/ und Tugenden belohnet/
Wo die Gerechtigkeit fuͤhrt ihre Hofe-Stadt;
Und ſolche Leute ſind des Himmels Meiſterſtuͤcke/
Und lichter derer Glut gemeinem Nutzen brennt/
Die durch Erfahrenheit und kluges Weltgeſchicke/
Die Art des beſten Staats Hauptſaͤchlich wol erkennt.
Bey ſolchem konte ſich mit groſſem Ruhme weiſen/
Der Numa unſrer Stadt/ der nunmehr liegt erblaſt/
Der ob der Dienſte Treu und Sorgfalt iſt zu preiſen/
Und deſſen Ehrenmahl bereits die Nachwelt faſt.
Er war zu Nutz und Heil des Vaterlands geboren/
Bald von der Wiegen an ziert’ ihn der Ahnen Schild/
Der Thaten Tapferkeit die gab ihm dranff die Sporen/
Die feurige Begier war eher nicht geſtillt/
Biß daß ſein Helden-Geiſt der gleichen Bahn beſchritten.
Ob ſchon ſein edler Stamm ihm Glantz und Wuͤrde gab/
So wolt er doch den Ruhm nicht nur von Ahnen bitten/
Es brach der muntre Sinn ihm ſelbſt die Lorbern ab.
Als Jhn der Kunſte Milch zu Hauſe ſatt getraͤncket/
Und er mit Wiſſenſchafft gar reichlich war verſehn/
Hat ſich ſein reger Muth nach Leiptzig hingelencket/
Von dar in frembden Sand/ zu lernen was geſchehn.
So manches Koͤnigreich ſo mancher Volcker Leben/
Der Britten ſcharffer Witz/ und der Frantzoſen Muth/
Der Spanier Bedacht/ die konten Nachricht geben/
Was einer Policey ſey ſchaͤdlich oder gut:
Und ſeiner Reiſe Ziel war Mauren nicht zu ſchauen/
Noch aufgethuͤrmte Berg’ und unbeſeelte Stein’:
Er wolt je mehr und mehr in Kuͤnſten ſich erbauen/
Den Buͤchern zwar geneigt/ doch Freund der Waffen ſeyn.
Jhm lag Miltiades faſt taͤglich in dem Sinne/
Der durch die Krieges-Kunſt das Vaterland geſchuͤtzt/
Er laß faſt halb entzuckt/ wie Caͤſar Rom gewinne/
Jndem er erſt mit Kunſt und drauff mit Waffen blitzt.
Er hat die Pallas mehr geharnſcht als bloß geliebet
Weil doch der Muſen Volck nicht gerne Lantzen fuͤhrt/
Und einem groſſen Geiſt es groͤſſers Anſehn giebet/
Wenn ihn ſo wol der Helm/ als eine Feder/ ziert.
Als
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[75/0307] Leichen-Gedichte. Wie ſeelig iſt der Ort in dem Aſtraͤa wohnet/ Und zu der Obrigkeit geſchickte Raͤthe hat/ Wo man die Laſter ſtrafft/ und Tugenden belohnet/ Wo die Gerechtigkeit fuͤhrt ihre Hofe-Stadt; Und ſolche Leute ſind des Himmels Meiſterſtuͤcke/ Und lichter derer Glut gemeinem Nutzen brennt/ Die durch Erfahrenheit und kluges Weltgeſchicke/ Die Art des beſten Staats Hauptſaͤchlich wol erkennt. Bey ſolchem konte ſich mit groſſem Ruhme weiſen/ Der Numa unſrer Stadt/ der nunmehr liegt erblaſt/ Der ob der Dienſte Treu und Sorgfalt iſt zu preiſen/ Und deſſen Ehrenmahl bereits die Nachwelt faſt. Er war zu Nutz und Heil des Vaterlands geboren/ Bald von der Wiegen an ziert’ ihn der Ahnen Schild/ Der Thaten Tapferkeit die gab ihm dranff die Sporen/ Die feurige Begier war eher nicht geſtillt/ Biß daß ſein Helden-Geiſt der gleichen Bahn beſchritten. Ob ſchon ſein edler Stamm ihm Glantz und Wuͤrde gab/ So wolt er doch den Ruhm nicht nur von Ahnen bitten/ Es brach der muntre Sinn ihm ſelbſt die Lorbern ab. Als Jhn der Kunſte Milch zu Hauſe ſatt getraͤncket/ Und er mit Wiſſenſchafft gar reichlich war verſehn/ Hat ſich ſein reger Muth nach Leiptzig hingelencket/ Von dar in frembden Sand/ zu lernen was geſchehn. So manches Koͤnigreich ſo mancher Volcker Leben/ Der Britten ſcharffer Witz/ und der Frantzoſen Muth/ Der Spanier Bedacht/ die konten Nachricht geben/ Was einer Policey ſey ſchaͤdlich oder gut: Und ſeiner Reiſe Ziel war Mauren nicht zu ſchauen/ Noch aufgethuͤrmte Berg’ und unbeſeelte Stein’: Er wolt je mehr und mehr in Kuͤnſten ſich erbauen/ Den Buͤchern zwar geneigt/ doch Freund der Waffen ſeyn. Jhm lag Miltiades faſt taͤglich in dem Sinne/ Der durch die Krieges-Kunſt das Vaterland geſchuͤtzt/ Er laß faſt halb entzuckt/ wie Caͤſar Rom gewinne/ Jndem er erſt mit Kunſt und drauff mit Waffen blitzt. Er hat die Pallas mehr geharnſcht als bloß geliebet Weil doch der Muſen Volck nicht gerne Lantzen fuͤhrt/ Und einem groſſen Geiſt es groͤſſers Anſehn giebet/ Wenn ihn ſo wol der Helm/ als eine Feder/ ziert. Als

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/307>, abgerufen am 27.11.2024.