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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Der unvergessene Amaranth
Bey Christ-Adel. Beerdigung Hn. G. R. v. F.
im Majo 1664.
ALs sich der süsse Lentz in holder Anmuth zeigte/
Und die belebte Lufft wie Diamanten schien'
Als sich der Himmel selbst zu seiner Erden neigte/
Und wolt' ihr wiederumb den Sommer-Rock anziehne
Hat Flora sich bemüht ihr Garten-Werck zu bauen/
Sie rief den Westen-Wind als ihren Liebsten an/
Er solte Safft und Krafft auf ieder Lust-Stück thauen/
Und durch den linden Hauch beseelen ihren Plan.
Die Sonne stimmte bey mit reichen Gnaden-Blicken/
Der Monde sagt ihr nichts als Fruchtbarkeiten zu/
Die Lufft die wolte sich nach ihrem Willen schicken/
Mit Regen milde seyn/ den Winden schaffen Ruh.
Drauff hat sie ingesambt die Gratien gebeten/
Sie möchten bey der Lust doch nur Gehülffin seyn/
Es würden auch hierzu die Feld-Napeen treten/
Und Samen bringen mit und Pflantzen sencken ein.
Drauff sind nach ihrem Wunsch die Nymfen alle kommen/
Und haben mit Begier den Garten angelegt/
Die Flora hat zu erst den Rosen-Stock genommen/
Weil sie ihr buntes Kleid damit zu zieren pflegt.
Den Gratien beliebt der Stengel weisser Lilgen/
Denn ihre Reinligkeit sucht eben solchen Glantz.
Beynebenst Roßmarin/ den nicht der Frost kan tilgen/
Der unbefleckte Strauch mehrt ihren Ehren-Krantz.
Das andere Nymfen-Volck küst Blumen von dem Orden
Der Buhler/ wo Narciss die Oberstelle hat/
Weil seine Schönheit ist sein Meuchel-Mörder worden/
Das weiche Hochzeit-Bett' ein eitle Grabesstat.
Die hat den Hyacinth der Sonnen-Schatz/ erkohren
Und jen' ein' Anemon' in ihrer Purpurtracht
Ein andre Clytien so mit dem Tag gebohren
Und mit dem Tage sich auch wieder schlaffen macht.
Hier stieß des Saffrans Gold/ dort der Jeßminen Seele/
Den stärcksten Balsam aus/ der den Geruch ergetzt/
Die
Leichen-Gedichte.
Der unvergeſſene Amaranth
Bey Chriſt-Adel. Beerdigung Hn. G. R. v. F.
im Majo 1664.
ALs ſich der ſuͤſſe Lentz in holder Anmuth zeigte/
Und die belebte Lufft wie Diamanten ſchien’
Als ſich der Himmel ſelbſt zu ſeiner Erden neigte/
Und wolt’ ihr wiederumb den Sommer-Rock anziehne
Hat Flora ſich bemuͤht ihr Garten-Werck zu bauen/
Sie rief den Weſten-Wind als ihren Liebſten an/
Er ſolte Safft und Krafft auf ieder Luſt-Stuͤck thauen/
Und durch den linden Hauch beſeelen ihren Plan.
Die Sonne ſtimmte bey mit reichen Gnaden-Blicken/
Der Monde ſagt ihr nichts als Fruchtbarkeiten zu/
Die Lufft die wolte ſich nach ihrem Willen ſchicken/
Mit Regen milde ſeyn/ den Winden ſchaffen Ruh.
Drauff hat ſie ingeſambt die Gratien gebeten/
Sie moͤchten bey der Luſt doch nur Gehuͤlffin ſeyn/
Es wuͤrden auch hierzu die Feld-Napeen treten/
Und Samen bringen mit und Pflantzen ſencken ein.
Drauff ſind nach ihrem Wunſch die Nymfen alle kommen/
Und haben mit Begier den Garten angelegt/
Die Flora hat zu erſt den Roſen-Stock genommen/
Weil ſie ihr buntes Kleid damit zu zieren pflegt.
Den Gratien beliebt der Stengel weiſſer Lilgen/
Denn ihre Reinligkeit ſucht eben ſolchen Glantz.
Beynebenſt Roßmarin/ den nicht der Froſt kan tilgen/
Der unbefleckte Strauch mehrt ihren Ehren-Krantz.
Das andere Nymfen-Volck kuͤſt Blumen von dem Orden
Der Buhler/ wo Narciſſ die Oberſtelle hat/
Weil ſeine Schoͤnheit iſt ſein Meuchel-Moͤrder worden/
Das weiche Hochzeit-Bett’ ein eitle Grabesſtat.
Die hat den Hyacinth der Sonnen-Schatz/ erkohren
Und jen’ ein’ Anemon’ in ihrer Purpurtracht
Ein andre Clytien ſo mit dem Tag gebohren
Und mit dem Tage ſich auch wieder ſchlaffen macht.
Hier ſtieß des Saffrans Gold/ dort der Jeßminen Seele/
Den ſtaͤrckſten Balſam aus/ der den Geruch ergetzt/
Die
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[18/0250] Leichen-Gedichte. Der unvergeſſene Amaranth Bey Chriſt-Adel. Beerdigung Hn. G. R. v. F. im Majo 1664. ALs ſich der ſuͤſſe Lentz in holder Anmuth zeigte/ Und die belebte Lufft wie Diamanten ſchien’ Als ſich der Himmel ſelbſt zu ſeiner Erden neigte/ Und wolt’ ihr wiederumb den Sommer-Rock anziehne Hat Flora ſich bemuͤht ihr Garten-Werck zu bauen/ Sie rief den Weſten-Wind als ihren Liebſten an/ Er ſolte Safft und Krafft auf ieder Luſt-Stuͤck thauen/ Und durch den linden Hauch beſeelen ihren Plan. Die Sonne ſtimmte bey mit reichen Gnaden-Blicken/ Der Monde ſagt ihr nichts als Fruchtbarkeiten zu/ Die Lufft die wolte ſich nach ihrem Willen ſchicken/ Mit Regen milde ſeyn/ den Winden ſchaffen Ruh. Drauff hat ſie ingeſambt die Gratien gebeten/ Sie moͤchten bey der Luſt doch nur Gehuͤlffin ſeyn/ Es wuͤrden auch hierzu die Feld-Napeen treten/ Und Samen bringen mit und Pflantzen ſencken ein. Drauff ſind nach ihrem Wunſch die Nymfen alle kommen/ Und haben mit Begier den Garten angelegt/ Die Flora hat zu erſt den Roſen-Stock genommen/ Weil ſie ihr buntes Kleid damit zu zieren pflegt. Den Gratien beliebt der Stengel weiſſer Lilgen/ Denn ihre Reinligkeit ſucht eben ſolchen Glantz. Beynebenſt Roßmarin/ den nicht der Froſt kan tilgen/ Der unbefleckte Strauch mehrt ihren Ehren-Krantz. Das andere Nymfen-Volck kuͤſt Blumen von dem Orden Der Buhler/ wo Narciſſ die Oberſtelle hat/ Weil ſeine Schoͤnheit iſt ſein Meuchel-Moͤrder worden/ Das weiche Hochzeit-Bett’ ein eitle Grabesſtat. Die hat den Hyacinth der Sonnen-Schatz/ erkohren Und jen’ ein’ Anemon’ in ihrer Purpurtracht Ein andre Clytien ſo mit dem Tag gebohren Und mit dem Tage ſich auch wieder ſchlaffen macht. Hier ſtieß des Saffrans Gold/ dort der Jeßminen Seele/ Den ſtaͤrckſten Balſam aus/ der den Geruch ergetzt/ Die

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/250>, abgerufen am 25.11.2024.