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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Zu dem so sind berühmt Herr Hübners Mildigkeiten/
Wie Gastfrey jederzeit er Freunden sich geweist/
Und wenn ein Frembder nur in sein Haus eingereist/
Mit was vor Höffligkeit pflag er ihn zubegleiten/
So daß der Götter Mahl für dem man nichtig schätzt/
Wo sich die Redligkeit und Treu zu Tische setzt.
Und solte diesem Mann und seiner Braut zu Ehren/
Das zarte Nymfen-Volck nicht auch geschäfftig seyn?
Welch Ganymedes schenckt die Krystalinen ein/
Und reicht den güldnen Saft in Muscheln und in Röhren?
Das Mahl ist ja bereit/ die Tafel ist gedeckt/
Und Flora hat den Tisch mit ihrem Schmuck besteckt.
Cupido/ der gewohnt sonst überall zu fischen/
Trägt die Forellen auf/ des Schuppen Heeres Ruhm/
Und Schmerlen so recht groß/ der Wasser Eigenthum/
Befihlt bey jeder Rey die Gläser auffzufrischen.
Läst in Pasteten sehn was jetzt der Köche Fleiß/
Durch neu erfundne Kunst dem Mund zu liefern weiß.
Allein als noch zu letzt so Krebs als Schincken kommen/
Treibt der verbuhlte Gott sein altes Possen-Spiel:
Er gauckelte bezecht/ biß er zu boden fiel/
Und ihr Mitleidende die Scheren ihm genommen.
Aus Furcht/ ihr frommes Volck/ damit er sich nicht sticht/
Wie wol ihr kennt noch nicht den nackten Bösewicht.
Er sahe sich beraubt von seinen liebsten Sachen/
Und weinte wie ein Kind das was verlohren hat;
Herr Hübner trat darzu und sprach diß ist mein Rath/
Daß du nur mit Gedult verträgst der Nymfen Lachen.
Laß meine Sommerin mich drücken an die Brust/
Jch schwere daß ich will ersetzen den Verlust.
Wer sprang behertzter auf als dieser kleine Knabe/
Er rief/ ihr Nymfen eilt und bringet das Confect;
Ersinnet was der Braut am allerbesten schmeckt/
Hernach so holet was daß sich der Bräut' gam labe.
Bald stunden Datteln da/ Liebstöckel/ Knaben-Kraut/
Daß man in einem Schnee als wie gefroren schaut.
Dort lag Satyrion in aufgefüllten Schalen/
Und die Pistacien in Marcipan gepregt.
Der Lecker lachte drauf/ rief laut/ dergleichen hegt
Auch kaum der Jupiter bey seiner Juno Mahlen.
Nun
Hochzeit-Gedichte.
Zu dem ſo ſind beruͤhmt Herr Huͤbners Mildigkeiten/
Wie Gaſtfrey jederzeit er Freunden ſich geweiſt/
Und wenn ein Frembder nur in ſein Haus eingereiſt/
Mit was vor Hoͤffligkeit pflag er ihn zubegleiten/
So daß der Goͤtter Mahl fuͤr dem man nichtig ſchaͤtzt/
Wo ſich die Redligkeit und Treu zu Tiſche ſetzt.
Und ſolte dieſem Mann und ſeiner Braut zu Ehren/
Das zarte Nymfen-Volck nicht auch geſchaͤfftig ſeyn?
Welch Ganymedes ſchenckt die Kryſtalinen ein/
Und reicht den guͤldnen Saft in Muſcheln und in Roͤhren?
Das Mahl iſt ja bereit/ die Tafel iſt gedeckt/
Und Flora hat den Tiſch mit ihrem Schmuck beſteckt.
Cupido/ der gewohnt ſonſt uͤberall zu fiſchen/
Traͤgt die Forellen auf/ des Schuppen Heeres Ruhm/
Und Schmerlen ſo recht groß/ der Waſſer Eigenthum/
Befihlt bey jeder Rey die Glaͤſer auffzufriſchen.
Laͤſt in Paſteten ſehn was jetzt der Koͤche Fleiß/
Durch neu erfundne Kunſt dem Mund zu liefern weiß.
Allein als noch zu letzt ſo Krebs als Schincken kommen/
Treibt der verbuhlte Gott ſein altes Poſſen-Spiel:
Er gauckelte bezecht/ biß er zu boden fiel/
Und ihr Mitleidende die Scheren ihm genommen.
Aus Furcht/ ihr frommes Volck/ damit er ſich nicht ſticht/
Wie wol ihr kennt noch nicht den nackten Boͤſewicht.
Er ſahe ſich beraubt von ſeinen liebſten Sachen/
Und weinte wie ein Kind das was verlohren hat;
Herr Huͤbner trat darzu und ſprach diß iſt mein Rath/
Daß du nur mit Gedult vertraͤgſt der Nymfen Lachen.
Laß meine Sommerin mich druͤcken an die Bruſt/
Jch ſchwere daß ich will erſetzen den Verluſt.
Wer ſprang behertzter auf als dieſer kleine Knabe/
Er rief/ ihr Nymfen eilt und bringet das Confect;
Erſinnet was der Braut am allerbeſten ſchmeckt/
Hernach ſo holet was daß ſich der Braͤut’ gam labe.
Bald ſtunden Datteln da/ Liebſtoͤckel/ Knaben-Kraut/
Daß man in einem Schnee als wie gefroren ſchaut.
Dort lag Satyrion in aufgefuͤllten Schalen/
Und die Piſtacien in Marcipan gepregt.
Der Lecker lachte drauf/ rief laut/ dergleichen hegt
Auch kaum der Jupiter bey ſeiner Juno Mahlen.
Nun
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[156/0230] Hochzeit-Gedichte. Zu dem ſo ſind beruͤhmt Herr Huͤbners Mildigkeiten/ Wie Gaſtfrey jederzeit er Freunden ſich geweiſt/ Und wenn ein Frembder nur in ſein Haus eingereiſt/ Mit was vor Hoͤffligkeit pflag er ihn zubegleiten/ So daß der Goͤtter Mahl fuͤr dem man nichtig ſchaͤtzt/ Wo ſich die Redligkeit und Treu zu Tiſche ſetzt. Und ſolte dieſem Mann und ſeiner Braut zu Ehren/ Das zarte Nymfen-Volck nicht auch geſchaͤfftig ſeyn? Welch Ganymedes ſchenckt die Kryſtalinen ein/ Und reicht den guͤldnen Saft in Muſcheln und in Roͤhren? Das Mahl iſt ja bereit/ die Tafel iſt gedeckt/ Und Flora hat den Tiſch mit ihrem Schmuck beſteckt. Cupido/ der gewohnt ſonſt uͤberall zu fiſchen/ Traͤgt die Forellen auf/ des Schuppen Heeres Ruhm/ Und Schmerlen ſo recht groß/ der Waſſer Eigenthum/ Befihlt bey jeder Rey die Glaͤſer auffzufriſchen. Laͤſt in Paſteten ſehn was jetzt der Koͤche Fleiß/ Durch neu erfundne Kunſt dem Mund zu liefern weiß. Allein als noch zu letzt ſo Krebs als Schincken kommen/ Treibt der verbuhlte Gott ſein altes Poſſen-Spiel: Er gauckelte bezecht/ biß er zu boden fiel/ Und ihr Mitleidende die Scheren ihm genommen. Aus Furcht/ ihr frommes Volck/ damit er ſich nicht ſticht/ Wie wol ihr kennt noch nicht den nackten Boͤſewicht. Er ſahe ſich beraubt von ſeinen liebſten Sachen/ Und weinte wie ein Kind das was verlohren hat; Herr Huͤbner trat darzu und ſprach diß iſt mein Rath/ Daß du nur mit Gedult vertraͤgſt der Nymfen Lachen. Laß meine Sommerin mich druͤcken an die Bruſt/ Jch ſchwere daß ich will erſetzen den Verluſt. Wer ſprang behertzter auf als dieſer kleine Knabe/ Er rief/ ihr Nymfen eilt und bringet das Confect; Erſinnet was der Braut am allerbeſten ſchmeckt/ Hernach ſo holet was daß ſich der Braͤut’ gam labe. Bald ſtunden Datteln da/ Liebſtoͤckel/ Knaben-Kraut/ Daß man in einem Schnee als wie gefroren ſchaut. Dort lag Satyrion in aufgefuͤllten Schalen/ Und die Piſtacien in Marcipan gepregt. Der Lecker lachte drauf/ rief laut/ dergleichen hegt Auch kaum der Jupiter bey ſeiner Juno Mahlen. Nun

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/230>, abgerufen am 28.11.2024.