Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Hochzeit-Gedichte. Der Jugend Morgen-Röth und keuscher Augen Wonne.Cupido der sich wol zu Hochzeit Freuden schickt/ Nahm das vermählte Paar und sprach in euren Gründen Sol man bey Winters-Zeit auch Anemonen finden. Auf Hn. S. R. u. J. A. E. G. Hochzeit den 10. Febr. 1681. 1. KOmm Krantz du Krohne meiner Jahr'/Und ziere noch einmahl das Haar'/ Eh' ich der Freyheit Urlaub gebe. Bestreut ihr Blumen mich zuletzt/ Eh ich den Fuß ins Garn gesetzt/ Und in den süssen Fesseln lebe. 2. Jhr Myrten die ihr immer blüht/Die keine Zeit verwelcken siht/ Bekräntzet mich mit euren Zweigen/ Auch mitten unter Frost und Schnee/ Wird Flora Lilien und Klee/ Und einen Blumen Monat zeigen. 3. Was Schwestern schaut ihr mich so an/Daß ich den Vorsatz ändern kan/ Und euren treuen Orden lassen? Daß ich von euer schönen Reyh/ Hinführo gantz entsondert sey/ Und gebe mich dem Garn zu fassen? 4. Jch bin zu schwach der grossen Gluth/Die bey den Menschen Wunder thut/ Durch Gegenwehr zu widerstreben/ Jch kan auff Erden nicht allein Gantz ohne Geist und Flamme seyn/ Und als ein kalter Marmel leben. 5. Jch fühle wol was mich bestrickt/Mir ist zu tieff ins Hertz gedrückt/ Ein
Hochzeit-Gedichte. Der Jugend Morgen-Roͤth und keuſcher Augen Wonne.Cupido der ſich wol zu Hochzeit Freuden ſchickt/ Nahm das vermaͤhlte Paar und ſprach in euren Gruͤnden Sol man bey Winters-Zeit auch Anemonen finden. Auf Hn. S. R. u. J. A. E. G. Hochzeit den 10. Febr. 1681. 1. KOmm Krantz du Krohne meiner Jahr’/Und ziere noch einmahl das Haar’/ Eh’ ich der Freyheit Urlaub gebe. Beſtreut ihr Blumen mich zuletzt/ Eh ich den Fuß ins Garn geſetzt/ Und in den ſuͤſſen Feſſeln lebe. 2. Jhr Myrten die ihr immer bluͤht/Die keine Zeit verwelcken ſiht/ Bekraͤntzet mich mit euren Zweigen/ Auch mitten unter Froſt und Schnee/ Wird Flora Lilien und Klee/ Und einen Blumen Monat zeigen. 3. Was Schweſtern ſchaut ihr mich ſo an/Daß ich den Vorſatz aͤndern kan/ Und euren treuen Orden laſſen? Daß ich von euer ſchoͤnen Reyh/ Hinfuͤhro gantz entſondert ſey/ Und gebe mich dem Garn zu faſſen? 4. Jch bin zu ſchwach der groſſen Gluth/Die bey den Menſchen Wunder thut/ Durch Gegenwehr zu widerſtreben/ Jch kan auff Erden nicht allein Gantz ohne Geiſt und Flamme ſeyn/ Und als ein kalter Marmel leben. 5. Jch fuͤhle wol was mich beſtrickt/Mir iſt zu tieff ins Hertz gedruͤckt/ Ein
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Der Jugend Morgen-Roͤth und keuſcher Augen Wonne.
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Sol man bey Winters-Zeit auch Anemonen finden.
Auf Hn. S. R. u. J. A. E. G. Hochzeit den
10. Febr. 1681.
1.
KOmm Krantz du Krohne meiner Jahr’/
Und ziere noch einmahl das Haar’/
Eh’ ich der Freyheit Urlaub gebe.
Beſtreut ihr Blumen mich zuletzt/
Eh ich den Fuß ins Garn geſetzt/
Und in den ſuͤſſen Feſſeln lebe.
2.
Jhr Myrten die ihr immer bluͤht/
Die keine Zeit verwelcken ſiht/
Bekraͤntzet mich mit euren Zweigen/
Auch mitten unter Froſt und Schnee/
Wird Flora Lilien und Klee/
Und einen Blumen Monat zeigen.
3.
Was Schweſtern ſchaut ihr mich ſo an/
Daß ich den Vorſatz aͤndern kan/
Und euren treuen Orden laſſen?
Daß ich von euer ſchoͤnen Reyh/
Hinfuͤhro gantz entſondert ſey/
Und gebe mich dem Garn zu faſſen?
4.
Jch bin zu ſchwach der groſſen Gluth/
Die bey den Menſchen Wunder thut/
Durch Gegenwehr zu widerſtreben/
Jch kan auff Erden nicht allein
Gantz ohne Geiſt und Flamme ſeyn/
Und als ein kalter Marmel leben.
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Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/226>, abgerufen am 16.02.2025. |