Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.ein junges Mädchen herein, das mit einiger Ueberwindung ihrer Schüchternheit sich verbeugte und lächelnd näherte, während der Mann, der sie begleitet hatte, bescheiden an der Thür stehen blieb. Meine liebe Tochter, sagte der Probst, dem sie die Hand reichte, Segen über dein Haupt! Ich freue mich, Sie so gesund und blühend wieder zu finden. Mary ist gewachsen, sprach ihr Vater froh gelaunt. Die Luft am Senjenöesund ist was werth, Probst; blühen Rosen und Nelken darin auf. Er deutete lachend mit der Spitze seiner Pfeife auf das geröthete Gesicht des jungen Mädchens, und während der Missionär weiter mit ihr sprach, hatte der Landrichter Zeit genug sie zu betrachten. Er fand die Tochter des Fischhändlers und Krämers so übel nicht, obwohl sie keine besondere Schönheit war, die in der großen Welt Aufsehen erregt hätte. Aber hier in der Nähe des siebenzigsten Grades bei den glitzernden Lederjacken und Pelzhemden halbwilder Barbaren war sie eine angenehme, anziehende Erscheinung, die an Civilisation und Geschmack gesitteter Menschen erinnerte. Ihr glänzend braunes Haar fiel in tiefen Scheiteln auf ein Gesicht mit freundlichen, fast kindlichen Zügen. Braune Augen, die groß und klar leuchteten, wagten sich nicht recht hervor dem fremden Herrn gegenüber, den sie dann und wann forschend ein junges Mädchen herein, das mit einiger Ueberwindung ihrer Schüchternheit sich verbeugte und lächelnd näherte, während der Mann, der sie begleitet hatte, bescheiden an der Thür stehen blieb. Meine liebe Tochter, sagte der Probst, dem sie die Hand reichte, Segen über dein Haupt! Ich freue mich, Sie so gesund und blühend wieder zu finden. Mary ist gewachsen, sprach ihr Vater froh gelaunt. Die Luft am Senjenöesund ist was werth, Probst; blühen Rosen und Nelken darin auf. Er deutete lachend mit der Spitze seiner Pfeife auf das geröthete Gesicht des jungen Mädchens, und während der Missionär weiter mit ihr sprach, hatte der Landrichter Zeit genug sie zu betrachten. Er fand die Tochter des Fischhändlers und Krämers so übel nicht, obwohl sie keine besondere Schönheit war, die in der großen Welt Aufsehen erregt hätte. Aber hier in der Nähe des siebenzigsten Grades bei den glitzernden Lederjacken und Pelzhemden halbwilder Barbaren war sie eine angenehme, anziehende Erscheinung, die an Civilisation und Geschmack gesitteter Menschen erinnerte. Ihr glänzend braunes Haar fiel in tiefen Scheiteln auf ein Gesicht mit freundlichen, fast kindlichen Zügen. Braune Augen, die groß und klar leuchteten, wagten sich nicht recht hervor dem fremden Herrn gegenüber, den sie dann und wann forschend <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0034"/> ein junges Mädchen herein, das mit einiger Ueberwindung ihrer Schüchternheit sich verbeugte und lächelnd näherte, während der Mann, der sie begleitet hatte, bescheiden an der Thür stehen blieb.</p><lb/> <p> Meine liebe Tochter, sagte der Probst, dem sie die Hand reichte, Segen über dein Haupt! Ich freue mich, Sie so gesund und blühend wieder zu finden.</p><lb/> <p> Mary ist gewachsen, sprach ihr Vater froh gelaunt. Die Luft am Senjenöesund ist was werth, Probst; blühen Rosen und Nelken darin auf. Er deutete lachend mit der Spitze seiner Pfeife auf das geröthete Gesicht des jungen Mädchens, und während der Missionär weiter mit ihr sprach, hatte der Landrichter Zeit genug sie zu betrachten.</p><lb/> <p> Er fand die Tochter des Fischhändlers und Krämers so übel nicht, obwohl sie keine besondere Schönheit war, die in der großen Welt Aufsehen erregt hätte. Aber hier in der Nähe des siebenzigsten Grades bei den glitzernden Lederjacken und Pelzhemden halbwilder Barbaren war sie eine angenehme, anziehende Erscheinung, die an Civilisation und Geschmack gesitteter Menschen erinnerte.</p><lb/> <p> Ihr glänzend braunes Haar fiel in tiefen Scheiteln auf ein Gesicht mit freundlichen, fast kindlichen Zügen. Braune Augen, die groß und klar leuchteten, wagten sich nicht recht hervor dem fremden Herrn gegenüber, den sie dann und wann forschend<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0034]
ein junges Mädchen herein, das mit einiger Ueberwindung ihrer Schüchternheit sich verbeugte und lächelnd näherte, während der Mann, der sie begleitet hatte, bescheiden an der Thür stehen blieb.
Meine liebe Tochter, sagte der Probst, dem sie die Hand reichte, Segen über dein Haupt! Ich freue mich, Sie so gesund und blühend wieder zu finden.
Mary ist gewachsen, sprach ihr Vater froh gelaunt. Die Luft am Senjenöesund ist was werth, Probst; blühen Rosen und Nelken darin auf. Er deutete lachend mit der Spitze seiner Pfeife auf das geröthete Gesicht des jungen Mädchens, und während der Missionär weiter mit ihr sprach, hatte der Landrichter Zeit genug sie zu betrachten.
Er fand die Tochter des Fischhändlers und Krämers so übel nicht, obwohl sie keine besondere Schönheit war, die in der großen Welt Aufsehen erregt hätte. Aber hier in der Nähe des siebenzigsten Grades bei den glitzernden Lederjacken und Pelzhemden halbwilder Barbaren war sie eine angenehme, anziehende Erscheinung, die an Civilisation und Geschmack gesitteter Menschen erinnerte.
Ihr glänzend braunes Haar fiel in tiefen Scheiteln auf ein Gesicht mit freundlichen, fast kindlichen Zügen. Braune Augen, die groß und klar leuchteten, wagten sich nicht recht hervor dem fremden Herrn gegenüber, den sie dann und wann forschend
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T15:04:01Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T15:04:01Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |