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Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.

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Das zwölfte Hauptstück.
den §. 21, 22, und 23. des vierten Hauptstückes. Wo auch schon Bey-
spiele genug sind. Hieher gehöret auch was am Ende des §. 18. im dritten
Abschnitte
des ersten Hauptstückes gesagt worden; und man vergesse ja
die Anmerkung (k) nicht. Diese Art des Vortrages machet ein gewisses ge-
brochenes Tempo,
welches, da oder die Mittelstimme, oder der Baß,
mit der Oberstimme sich zu trennen scheinen, sehr fremd und artig läßt, auch
verursachet, daß in gewissen Passagen die Quinten nicht so mit einander an-
stossen, sondern wechselweise nach einander anschlagen, Z. E. hier sind 3.
Stimmen.

[Abbildung]
§. 17.

Sowohl in dem itzt beygebrachten Falle, als wo immer ein Forte
hingeschrieben ist, muß man die Stärke mit Maase brauchen und nicht när-
risch reissen: sonderbar bey der Begleitung einer Concertstimme. Manche
thun eine Sache gar nicht, oder wenn sies thun, so ist sie gewiß übertrie-
ben. Man muß auf den Affect sehen. Oft erfordert eine Note einen stärkern
Anstoß; manchmal einen mittelmäßigen; und oft einen kaum merklichen.
Das erste geschieht gemeiniglich bey einem gähen Ausdruck, den alle Jn-
strumente zugleich machen; und dieser wird meistens durch (f. p.) angezeiget.
Z. E.

[Abbildung]
Das zweyte geschieht bey den sonderbar herrschenden Noten, wovon im §. 9.
dieses Hauptstückes gesprochen worden. Das dritte ergiebt sich bey allen
den übrigen im §. 10. erst angezeigten Noten, wo man eine kaum merkliche
Stärke anbringen muß. Denn wenn man gleich unter der Begleitung einer
concertierenden Stimme viele Forte hingeschrieben siehet; so muß man doch
die Stärke mit seiner Maasse brauchen und nicht so übertreiben, daß man die

Haupt-
K k 3

Das zwoͤlfte Hauptſtuͤck.
den §. 21, 22, und 23. des vierten Hauptſtuͤckes. Wo auch ſchon Bey-
ſpiele genug ſind. Hieher gehoͤret auch was am Ende des §. 18. im dritten
Abſchnitte
des erſten Hauptſtuͤckes geſagt worden; und man vergeſſe ja
die Anmerkung (k) nicht. Dieſe Art des Vortrages machet ein gewiſſes ge-
brochenes Tempo,
welches, da oder die Mittelſtimme, oder der Baß,
mit der Oberſtimme ſich zu trennen ſcheinen, ſehr fremd und artig laͤßt, auch
verurſachet, daß in gewiſſen Paſſagen die Quinten nicht ſo mit einander an-
ſtoſſen, ſondern wechſelweiſe nach einander anſchlagen, Z. E. hier ſind 3.
Stimmen.

[Abbildung]
§. 17.

Sowohl in dem itzt beygebrachten Falle, als wo immer ein Forte
hingeſchrieben iſt, muß man die Staͤrke mit Maaſe brauchen und nicht naͤr-
riſch reiſſen: ſonderbar bey der Begleitung einer Concertſtimme. Manche
thun eine Sache gar nicht, oder wenn ſies thun, ſo iſt ſie gewiß uͤbertrie-
ben. Man muß auf den Affect ſehen. Oft erfordert eine Note einen ſtaͤrkern
Anſtoß; manchmal einen mittelmaͤßigen; und oft einen kaum merklichen.
Das erſte geſchieht gemeiniglich bey einem gaͤhen Ausdruck, den alle Jn-
ſtrumente zugleich machen; und dieſer wird meiſtens durch (f. p.) angezeiget.
Z. E.

[Abbildung]
Das zweyte geſchieht bey den ſonderbar herrſchenden Noten, wovon im §. 9.
dieſes Hauptſtuͤckes geſprochen worden. Das dritte ergiebt ſich bey allen
den uͤbrigen im §. 10. erſt angezeigten Noten, wo man eine kaum merkliche
Staͤrke anbringen muß. Denn wenn man gleich unter der Begleitung einer
concertierenden Stimme viele Forte hingeſchrieben ſiehet; ſo muß man doch
die Staͤrke mit ſeiner Maaſſe brauchen und nicht ſo uͤbertreiben, daß man die

Haupt-
K k 3
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[261/0289] Das zwoͤlfte Hauptſtuͤck. den §. 21, 22, und 23. des vierten Hauptſtuͤckes. Wo auch ſchon Bey- ſpiele genug ſind. Hieher gehoͤret auch was am Ende des §. 18. im dritten Abſchnitte des erſten Hauptſtuͤckes geſagt worden; und man vergeſſe ja die Anmerkung (k) nicht. Dieſe Art des Vortrages machet ein gewiſſes ge- brochenes Tempo, welches, da oder die Mittelſtimme, oder der Baß, mit der Oberſtimme ſich zu trennen ſcheinen, ſehr fremd und artig laͤßt, auch verurſachet, daß in gewiſſen Paſſagen die Quinten nicht ſo mit einander an- ſtoſſen, ſondern wechſelweiſe nach einander anſchlagen, Z. E. hier ſind 3. Stimmen. [Abbildung] §. 17. Sowohl in dem itzt beygebrachten Falle, als wo immer ein Forte hingeſchrieben iſt, muß man die Staͤrke mit Maaſe brauchen und nicht naͤr- riſch reiſſen: ſonderbar bey der Begleitung einer Concertſtimme. Manche thun eine Sache gar nicht, oder wenn ſies thun, ſo iſt ſie gewiß uͤbertrie- ben. Man muß auf den Affect ſehen. Oft erfordert eine Note einen ſtaͤrkern Anſtoß; manchmal einen mittelmaͤßigen; und oft einen kaum merklichen. Das erſte geſchieht gemeiniglich bey einem gaͤhen Ausdruck, den alle Jn- ſtrumente zugleich machen; und dieſer wird meiſtens durch (f. p.) angezeiget. Z. E. [Abbildung] Das zweyte geſchieht bey den ſonderbar herrſchenden Noten, wovon im §. 9. dieſes Hauptſtuͤckes geſprochen worden. Das dritte ergiebt ſich bey allen den uͤbrigen im §. 10. erſt angezeigten Noten, wo man eine kaum merkliche Staͤrke anbringen muß. Denn wenn man gleich unter der Begleitung einer concertierenden Stimme viele Forte hingeſchrieben ſiehet; ſo muß man doch die Staͤrke mit ſeiner Maaſſe brauchen und nicht ſo uͤbertreiben, daß man die Haupt- K k 3

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Zitationshilfe: Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/289>, abgerufen am 23.11.2024.