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Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.

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Das eilfte Hauptstück.
§. 15.

Es giebt noch einige andere Auszierungen, die meistens ihre Benennun-
gen vom Jtaliänischen haben. Nur das Batement (Batement) ist franzö-
sischer Herkunft: Die Ribattuta, Groppo, Tirata, mezzo Cirkulo u. d. g.
sind wälscher Geburt. Und obwohl man sie selten mehr nennen höret; so will
ich sie doch hersetzen: denn sie sind nicht ohne Nutzen; man kann sie noch wohl
brauchen. Ja, wer weis es, ob sie nicht manchen aus der Verwirrung reis-
sen, und ihm wenigst einiges Licht anzünden in Zukunft mit mehrerer Ordnung
zu spielen? Es ist doch untröstlich immer so auf gerathewohl hinzuspielen,
ohne zu wissen was man thut.

§. 16.

Das Batement (Batement) ist ein Zusammenschlag zweener nächsten
halben Töne, welcher Zusammenschlag von dem untern halben Tone gegen den
obern in gröster Geschwindigkeit etlichmal nacheinander wiederholet wird. Das
Batement oder dieser Zusammenschlag muß weder mit dem Tremulo, noch
mit dem Triller, noch mit dem aus der Hauptnote herfliessenden Mordente
vermischet werden. Dem Tremulo sieht der Zusammenschlag in etwas
gleich: allein dieser ist viel geschwinder, wird mit zweenen Fingern gemacht,
und übersteiget den Hauptton oder die Hauptnote nicht; da hingegen die Schwe-
bung des Tremulo auch über den Haupttone fortschreitet. Der Triller kömmt
von oben auf die Hauptnote: der Zusammenschlag aber von unten, und zwar
allemal nur aus dem Halbentone. Und der Mordente schlägt im Haupttone
an: das Batement hergegen fängt sich im tiefern nächsten Semitone an.
Dieser Zusammenschlag sieht also aus.

[Abbildung]
Man braucht dieses Batement in lustigen Stücken anstatt der Vorschläge
und Mordenten, um gewisse sonst leere Noten mit mehr Geist, und recht leb-
haft vorzutragen. Das beygebrachte Beyspiel mag hiervon ein Zeuge seyn.

Man
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Das eilfte Hauptſtuͤck.
§. 15.

Es giebt noch einige andere Auszierungen, die meiſtens ihre Benennun-
gen vom Jtaliaͤniſchen haben. Nur das Batement (Batement) iſt franzoͤ-
ſiſcher Herkunft: Die Ribattuta, Groppo, Tirata, mezzo Cirkulo u. d. g.
ſind waͤlſcher Geburt. Und obwohl man ſie ſelten mehr nennen hoͤret; ſo will
ich ſie doch herſetzen: denn ſie ſind nicht ohne Nutzen; man kann ſie noch wohl
brauchen. Ja, wer weis es, ob ſie nicht manchen aus der Verwirrung reiſ-
ſen, und ihm wenigſt einiges Licht anzuͤnden in Zukunft mit mehrerer Ordnung
zu ſpielen? Es iſt doch untroͤſtlich immer ſo auf gerathewohl hinzuſpielen,
ohne zu wiſſen was man thut.

§. 16.

Das Batement (Batement) iſt ein Zuſammenſchlag zweener naͤchſten
halben Toͤne, welcher Zuſammenſchlag von dem untern halben Tone gegen den
obern in groͤſter Geſchwindigkeit etlichmal nacheinander wiederholet wird. Das
Batement oder dieſer Zuſammenſchlag muß weder mit dem Tremulo, noch
mit dem Triller, noch mit dem aus der Hauptnote herflieſſenden Mordente
vermiſchet werden. Dem Tremulo ſieht der Zuſammenſchlag in etwas
gleich: allein dieſer iſt viel geſchwinder, wird mit zweenen Fingern gemacht,
und uͤberſteiget den Hauptton oder die Hauptnote nicht; da hingegen die Schwe-
bung des Tremulo auch uͤber den Haupttone fortſchreitet. Der Triller koͤmmt
von oben auf die Hauptnote: der Zuſammenſchlag aber von unten, und zwar
allemal nur aus dem Halbentone. Und der Mordente ſchlaͤgt im Haupttone
an: das Batement hergegen faͤngt ſich im tiefern naͤchſten Semitone an.
Dieſer Zuſammenſchlag ſieht alſo aus.

[Abbildung]
Man braucht dieſes Batement in luſtigen Stuͤcken anſtatt der Vorſchlaͤge
und Mordenten, um gewiſſe ſonſt leere Noten mit mehr Geiſt, und recht leb-
haft vorzutragen. Das beygebrachte Beyſpiel mag hiervon ein Zeuge ſeyn.

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[245/0273] Das eilfte Hauptſtuͤck. §. 15. Es giebt noch einige andere Auszierungen, die meiſtens ihre Benennun- gen vom Jtaliaͤniſchen haben. Nur das Batement (Batement) iſt franzoͤ- ſiſcher Herkunft: Die Ribattuta, Groppo, Tirata, mezzo Cirkulo u. d. g. ſind waͤlſcher Geburt. Und obwohl man ſie ſelten mehr nennen hoͤret; ſo will ich ſie doch herſetzen: denn ſie ſind nicht ohne Nutzen; man kann ſie noch wohl brauchen. Ja, wer weis es, ob ſie nicht manchen aus der Verwirrung reiſ- ſen, und ihm wenigſt einiges Licht anzuͤnden in Zukunft mit mehrerer Ordnung zu ſpielen? Es iſt doch untroͤſtlich immer ſo auf gerathewohl hinzuſpielen, ohne zu wiſſen was man thut. §. 16. Das Batement (Batement) iſt ein Zuſammenſchlag zweener naͤchſten halben Toͤne, welcher Zuſammenſchlag von dem untern halben Tone gegen den obern in groͤſter Geſchwindigkeit etlichmal nacheinander wiederholet wird. Das Batement oder dieſer Zuſammenſchlag muß weder mit dem Tremulo, noch mit dem Triller, noch mit dem aus der Hauptnote herflieſſenden Mordente vermiſchet werden. Dem Tremulo ſieht der Zuſammenſchlag in etwas gleich: allein dieſer iſt viel geſchwinder, wird mit zweenen Fingern gemacht, und uͤberſteiget den Hauptton oder die Hauptnote nicht; da hingegen die Schwe- bung des Tremulo auch uͤber den Haupttone fortſchreitet. Der Triller koͤmmt von oben auf die Hauptnote: der Zuſammenſchlag aber von unten, und zwar allemal nur aus dem Halbentone. Und der Mordente ſchlaͤgt im Haupttone an: das Batement hergegen faͤngt ſich im tiefern naͤchſten Semitone an. Dieſer Zuſammenſchlag ſieht alſo aus. [Abbildung] Man braucht dieſes Batement in luſtigen Stuͤcken anſtatt der Vorſchlaͤge und Mordenten, um gewiſſe ſonſt leere Noten mit mehr Geiſt, und recht leb- haft vorzutragen. Das beygebrachte Beyſpiel mag hiervon ein Zeuge ſeyn. Man H h 3

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Zitationshilfe: Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/273>, abgerufen am 23.11.2024.