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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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Vorwissen, keinen Befehl, ja nicht einmahl ei-
nen Passport, ausfertigen sollten. Ein jeder
von ihnen gelobte ihm den unumschränktesten
Gehorsam; kein einiger von ihnen glaubte aber,
dass er Wort halten werde. Es geschah aber; und
von dem Tage an hielt der König alle Tage Staats-
rath mit diesen drey Ministern, und ihren zum
Theil noch jungen, aufgeblasenen, unwissenden
und unerfahrnen Nachfolgern. Der König glaubte
selbst an seine Allweisheit *), und noch mehr an
seine Allmacht; und es glückte. Er ward von
allen seinen Unterthanen sclavisch gefürchtet
und von ganz Europa aufrichtig gehasst. Unter
seinen Ministern hatte er weise, grosse, Män-
ner; mit unter auch harte Starrköpfe, die aber
in seine despotischen Plane nur um so besser
passten. Unter diesen allen ragte an Credit,
Ansehen und Gewalt der Kriegs-Minister Lou-
vois
hervor. Mehr als einmal reizte er den Kö-
nig, seinen Herrn, zum Zorn: Ludwig blieb
aber am Ende doch immer seiner Meister. Auch

*) Le Roi (Louis XIV.) croioit bonnement, qu'il n'avoit
besoin sous lui que d'un commis laborieux, et non d'un Mi-
nistre eclaire, qui pensat de lui-meme, et qui trouvat de
bons expediens dans les affaires difficiles. Annal. polit.
de M. de St. Pierre
, T. I. p.
363.

Vorwissen, keinen Befehl, ja nicht einmahl ei-
nen Paſsport, ausfertigen sollten. Ein jeder
von ihnen gelobte ihm den unumschränktesten
Gehorsam; kein einiger von ihnen glaubte aber,
daſs er Wort halten werde. Es geschah aber; und
von dem Tage an hielt der König alle Tage Staats-
rath mit diesen drey Ministern, und ihren zum
Theil noch jungen, aufgeblasenen, unwissenden
und unerfahrnen Nachfolgern. Der König glaubte
selbst an seine Allweisheit *), und noch mehr an
seine Allmacht; und es glückte. Er ward von
allen seinen Unterthanen sclavisch gefürchtet
und von ganz Europa aufrichtig gehaſst. Unter
seinen Ministern hatte er weise, groſse, Män-
ner; mit unter auch harte Starrköpfe, die aber
in seine despotischen Plane nur um so besser
paſsten. Unter diesen allen ragte an Credit,
Ansehen und Gewalt der Kriegs-Minister Lou-
vois
hervor. Mehr als einmal reizte er den Kö-
nig, seinen Herrn, zum Zorn: Ludwig blieb
aber am Ende doch immer seiner Meister. Auch

*) Le Roi (Louis XIV.) croioit bonnement, qu’il n’avoit
besoin sous lui que d’un commis laborieux, et non d’un Mi-
nistre éclairé, qui pensât de lui-même, et qui trouvât de
bons expediens dans les affaires difficiles. Annal. polit.
de M. de St. Pierre
, T. I. p.
363.
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[23/0029] Vorwissen, keinen Befehl, ja nicht einmahl ei- nen Paſsport, ausfertigen sollten. Ein jeder von ihnen gelobte ihm den unumschränktesten Gehorsam; kein einiger von ihnen glaubte aber, daſs er Wort halten werde. Es geschah aber; und von dem Tage an hielt der König alle Tage Staats- rath mit diesen drey Ministern, und ihren zum Theil noch jungen, aufgeblasenen, unwissenden und unerfahrnen Nachfolgern. Der König glaubte selbst an seine Allweisheit *), und noch mehr an seine Allmacht; und es glückte. Er ward von allen seinen Unterthanen sclavisch gefürchtet und von ganz Europa aufrichtig gehaſst. Unter seinen Ministern hatte er weise, groſse, Män- ner; mit unter auch harte Starrköpfe, die aber in seine despotischen Plane nur um so besser paſsten. Unter diesen allen ragte an Credit, Ansehen und Gewalt der Kriegs-Minister Lou- vois hervor. Mehr als einmal reizte er den Kö- nig, seinen Herrn, zum Zorn: Ludwig blieb aber am Ende doch immer seiner Meister. Auch *) Le Roi (Louis XIV.) croioit bonnement, qu’il n’avoit besoin sous lui que d’un commis laborieux, et non d’un Mi- nistre éclairé, qui pensât de lui-même, et qui trouvât de bons expediens dans les affaires difficiles. Annal. polit. de M. de St. Pierre, T. I. p. 363.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/29>, abgerufen am 22.11.2024.