Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.Erziehungs-Grundsätze bey reichen und vor- Ein Heer von Schmeichlern, wenn dein Haar nur erst In braunen Locken auf die Schulter fällt, Wird dich umringen, wo du gehst. Ihr Wort Wird seyn, wie deins, und ihre Ferse schnell, Dem Wunsche, den du eben wünschen willst, Zuvor zu fliegen. Offen wird ihr Mund, Und, wenn du thust, was deines Sclaven Sohn Tags zehnmal thut, zu deinem Lobe stehn, Als wär' es grosse, wunderseltne That. Begleiter wirst du haben, wenn du Haus, Und Hof, und Weib, und Kind, und Pflug und Stier Dem Nachbar nimmst, die sagen: Du thust Recht! *) *) In dem Gedicht: An einen neugebohrnen Prinzen, im
deutschen Museum 1780. Jan. S. 3. Erziehungs-Grundsätze bey reichen und vor- Ein Heer von Schmeichlern, wenn dein Haar nur erst In braunen Locken auf die Schulter fällt, Wird dich umringen, wo du gehst. Ihr Wort Wird seyn, wie deins, und ihre Ferse schnell, Dem Wunsche, den du eben wünschen willst, Zuvor zu fliegen. Offen wird ihr Mund, Und, wenn du thust, was deines Sclaven Sohn Tags zehnmal thut, zu deinem Lobe stehn, Als wär’ es groſse, wunderseltne That. Begleiter wirst du haben, wenn du Haus, Und Hof, und Weib, und Kind, und Pflug und Stier Dem Nachbar nimmst, die sagen: Du thust Recht! *) *) In dem Gedicht: An einen neugebohrnen Prinzen, im
deutschen Museum 1780. Jan. S. 3. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0244" n="238"/> Erziehungs-Grundsätze bey reichen und vor-<lb/> nehmen Leuten seyn, ihren Kindern alle Aus-<lb/> sichten von Reichthümern und von hohem Stan-<lb/> de verborgen zu halten„. — — Weislich setzt<lb/> er aber hinzu: „Dieses ist freilich nicht so leicht<lb/> auszuführen, als zu wollen. Allein es ist schon<lb/> ein beträchtliches erhalten, wenn man die Noth-<lb/> wendigkeit davon einsieht„.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l>Ein Heer von Schmeichlern, wenn dein Haar</l><lb/> <l>nur erst</l><lb/> <l>In braunen Locken auf die Schulter fällt,</l><lb/> <l>Wird dich umringen, wo du gehst. Ihr Wort</l><lb/> <l>Wird seyn, wie deins, und ihre Ferse schnell,</l><lb/> <l>Dem Wunsche, den du eben wünschen willst,</l><lb/> <l>Zuvor zu fliegen. Offen wird ihr Mund,</l><lb/> <l>Und, wenn du thust, was deines Sclaven Sohn</l><lb/> <l>Tags zehnmal thut, zu deinem Lobe stehn,</l><lb/> <l>Als wär’ es groſse, wunderseltne That.</l><lb/> <l>Begleiter wirst du haben, wenn du Haus,</l><lb/> <l>Und Hof, und Weib, und Kind, und Pflug</l><lb/> <l>und Stier</l><lb/> <l>Dem Nachbar nimmst, die sagen: Du thust</l><lb/> <l>Recht!</l><lb/> <l> <note place="foot" n="*)">In dem Gedicht: An einen neugebohrnen Prinzen, im<lb/><hi rendition="#i">deutschen Museum</hi> 1780. Jan. S. 3.</note> </l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0244]
Erziehungs-Grundsätze bey reichen und vor-
nehmen Leuten seyn, ihren Kindern alle Aus-
sichten von Reichthümern und von hohem Stan-
de verborgen zu halten„. — — Weislich setzt
er aber hinzu: „Dieses ist freilich nicht so leicht
auszuführen, als zu wollen. Allein es ist schon
ein beträchtliches erhalten, wenn man die Noth-
wendigkeit davon einsieht„.
Ein Heer von Schmeichlern, wenn dein Haar
nur erst
In braunen Locken auf die Schulter fällt,
Wird dich umringen, wo du gehst. Ihr Wort
Wird seyn, wie deins, und ihre Ferse schnell,
Dem Wunsche, den du eben wünschen willst,
Zuvor zu fliegen. Offen wird ihr Mund,
Und, wenn du thust, was deines Sclaven Sohn
Tags zehnmal thut, zu deinem Lobe stehn,
Als wär’ es groſse, wunderseltne That.
Begleiter wirst du haben, wenn du Haus,
Und Hof, und Weib, und Kind, und Pflug
und Stier
Dem Nachbar nimmst, die sagen: Du thust
Recht!
*)
*) In dem Gedicht: An einen neugebohrnen Prinzen, im
deutschen Museum 1780. Jan. S. 3.
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