Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.Helden geworden zu seyn einbilden. Der wahre Wie unzählig mehreren Gedults-Uebungen, Helden geworden zu seyn einbilden. Der wahre Wie unzählig mehreren Gedults-Uebungen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0160" n="154"/><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Helden</hi></hi> geworden zu seyn einbilden. Der wahre<lb/> Held allein ist geschmeidig und gedultig; nicht<lb/> so der Corporal-Fürst.</p><lb/> <p>Wie unzählig mehreren Gedults-Uebungen,<lb/> denn irgend ein Privat-Mann, ist ein grosser<lb/> oder kleiner Regent durch seinen blossen hö-<lb/> hern Stand und durch die Etiquette seines Hofs<lb/> ausgesezt! Ein König in Spanien muſste halb<lb/> lebendig verbrennen, eine Königin muſste sich<lb/> bey einem Sturz vom Pferde fortschleppen las-<lb/> sen, weil die zu ihrer Rettung nach der<lb/> Rangordnung berechtigte Personen nicht gleich<lb/> zugegen waren. Ein König in Frankreich kann<lb/> seine Leib-Bedienung nicht selbst wählen, son-<lb/> dern muſs lauter eingekaufte Leute um sich<lb/> leiden; eine Königin darf nicht einmahl ein ihr<lb/> noch so angenehmes Kleid, um ihrer Hofdames<lb/> und Cammerleute willen, länger denn ein Vier-<lb/> teljahr tragen. Der philosophische Herzog von<lb/> * * reiste in seinem Land und von einem Lust-<lb/> schloſs zum andern gerne allein oder nur mit<lb/> einem kleinen Gefolge; seine Junkern stellen<lb/> ihm aber vor, daſs dieses unter seiner Würde<lb/> und wider alle Etiquette wäre, und der gute<lb/> schwache Mann glaubts, daſs eine Gröſse hin-<lb/> ter dem lange nachschleppenden Schweif ver-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0160]
Helden geworden zu seyn einbilden. Der wahre
Held allein ist geschmeidig und gedultig; nicht
so der Corporal-Fürst.
Wie unzählig mehreren Gedults-Uebungen,
denn irgend ein Privat-Mann, ist ein grosser
oder kleiner Regent durch seinen blossen hö-
hern Stand und durch die Etiquette seines Hofs
ausgesezt! Ein König in Spanien muſste halb
lebendig verbrennen, eine Königin muſste sich
bey einem Sturz vom Pferde fortschleppen las-
sen, weil die zu ihrer Rettung nach der
Rangordnung berechtigte Personen nicht gleich
zugegen waren. Ein König in Frankreich kann
seine Leib-Bedienung nicht selbst wählen, son-
dern muſs lauter eingekaufte Leute um sich
leiden; eine Königin darf nicht einmahl ein ihr
noch so angenehmes Kleid, um ihrer Hofdames
und Cammerleute willen, länger denn ein Vier-
teljahr tragen. Der philosophische Herzog von
* * reiste in seinem Land und von einem Lust-
schloſs zum andern gerne allein oder nur mit
einem kleinen Gefolge; seine Junkern stellen
ihm aber vor, daſs dieses unter seiner Würde
und wider alle Etiquette wäre, und der gute
schwache Mann glaubts, daſs eine Gröſse hin-
ter dem lange nachschleppenden Schweif ver-
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