Ich kenne kein Deutsches Land, wo so vie- les Gute gethan und so wenig davon gespro- chen und damit geprahlet wird, als das Chur- Braunschweigische und -- -- (Hier mag mei- netwegen ein jeder noch sein eigenes Vater- land dazu setzen).
Friedrich der Grosse machte, (nach der Er- zählung der Anecdoten und Characterzüge) ei- nen titelsüchtigen Trompeter zum Geheimen Ober-Hof-Trompeter, der dann bey Ver- richtung dieses Amts nur immer a la Sourdine geblasen haben wird. An mehr als einem Hof habe ich solche Geheime Cabinets-Trom- peter angetroffen, die ihrem Herrn zum Mor- gen- und Abend-Seegen und bey jeder andern Gelegenheit nichts als Schmeicheleyen, Bey- fall, Lobs-Erhebungen und Bewunderung vor- geblasen und so nach und nach jede innere Stimme, jede bessern Gefühle von Reue, Be- schämung, Nachdenken und Selbst-Erkenntniss stumm und todt geblasen, jeden ernsten, bie- dern wahrhaften Mann weggeblasen haben.
Ein feines Lob, wenn es von Herzen geht, rührt allemal, zumahlen nachdem der Mann
(II. Band.) G
Ich kenne kein Deutsches Land, wo so vie- les Gute gethan und so wenig davon gespro- chen und damit geprahlet wird, als das Chur- Braunschweigische und — — (Hier mag mei- netwegen ein jeder noch sein eigenes Vater- land dazu setzen).
Friedrich der Groſse machte, (nach der Er- zählung der Anecdoten und Characterzüge) ei- nen titelsüchtigen Trompeter zum Geheimen Ober-Hof-Trompeter, der dann bey Ver- richtung dieses Amts nur immer à la Sourdine geblasen haben wird. An mehr als einem Hof habe ich solche Geheime Cabinets-Trom- peter angetroffen, die ihrem Herrn zum Mor- gen- und Abend-Seegen und bey jeder andern Gelegenheit nichts als Schmeicheleyen, Bey- fall, Lobs-Erhebungen und Bewunderung vor- geblasen und so nach und nach jede innere Stimme, jede bessern Gefühle von Reue, Be- schämung, Nachdenken und Selbst-Erkenntniſs stumm und todt geblasen, jeden ernsten, bie- dern wahrhaften Mann weggeblasen haben.
Ein feines Lob, wenn es von Herzen geht, rührt allemal, zumahlen nachdem der Mann
(II. Band.) G
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Ich kenne kein Deutsches Land, wo so vie-
les Gute gethan und so wenig davon gespro-
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Braunschweigische und — — (Hier mag mei-
netwegen ein jeder noch sein eigenes Vater-
land dazu setzen).
Friedrich der Groſse machte, (nach der Er-
zählung der Anecdoten und Characterzüge) ei-
nen titelsüchtigen Trompeter zum Geheimen
Ober-Hof-Trompeter, der dann bey Ver-
richtung dieses Amts nur immer à la Sourdine
geblasen haben wird. An mehr als einem Hof
habe ich solche Geheime Cabinets-Trom-
peter angetroffen, die ihrem Herrn zum Mor-
gen- und Abend-Seegen und bey jeder andern
Gelegenheit nichts als Schmeicheleyen, Bey-
fall, Lobs-Erhebungen und Bewunderung vor-
geblasen und so nach und nach jede innere
Stimme, jede bessern Gefühle von Reue, Be-
schämung, Nachdenken und Selbst-Erkenntniſs
stumm und todt geblasen, jeden ernsten, bie-
dern wahrhaften Mann weggeblasen haben.
Ein feines Lob, wenn es von Herzen geht,
rührt allemal, zumahlen nachdem der Mann
(II. Band.) G
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/103>, abgerufen am 22.11.2024.
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