Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

König, den sie schon bereit gemacht haben?
-- Darum verdross mich alle meine Arbeit, die
ich unter der Sonnen hatte, dass ich dieselbe
einem Menschen lassen müsste, der nach mir
seyn sollte; denn wer weifs, ob er weise oder
toll seyn wird? Und soll doch herrschen in al-
ler meiner Arbeit, die ich weislich gethan habe
unter der Sonnen"; und endlich gar ausruft:
"Wehe dir Land, dessen König ein Kind, oder
nach unserer Sprache ein Kindskopf, ist".

Der Unterschied zwischen beyden ist: Jene
bezahlen mit ihrer Person, diese nur mit ih-
rem Namen; jene regieren, diese unter-
schreiben
.


So von Seiten des Verstandes und Geistes.
Herz und Wille machen aber noch eine ganz
andere und vor das Glück der Völker weit we-
sentlichere Bestimmung. Ein Herr kann star-
ken Geistes und bösen Herzens seyn, ein ande-
rer dagegen schwach, aber gut.

Ein hoher Geist und gutes Herz macht den
Ruhm und Glück einer Regierung; wo aber
ein schwacher Kopf und böses Herz bey einem
Regenten zusammentreffen, dann sey Gott all'
denen gnädig, welchen er zu befehlen hat.

König, den sie schon bereit gemacht haben?
— Darum verdroſs mich alle meine Arbeit, die
ich unter der Sonnen hatte, daſs ich dieselbe
einem Menschen lassen müſste, der nach mir
seyn sollte; denn wer weifs, ob er weise oder
toll seyn wird? Und soll doch herrschen in al-
ler meiner Arbeit, die ich weislich gethan habe
unter der Sonnen„; und endlich gar ausruft:
„Wehe dir Land, dessen König ein Kind, oder
nach unserer Sprache ein Kindskopf, ist„.

Der Unterschied zwischen beyden ist: Jene
bezahlen mit ihrer Person, diese nur mit ih-
rem Namen; jene regieren, diese unter-
schreiben
.


So von Seiten des Verstandes und Geistes.
Herz und Wille machen aber noch eine ganz
andere und vor das Glück der Völker weit we-
sentlichere Bestimmung. Ein Herr kann star-
ken Geistes und bösen Herzens seyn, ein ande-
rer dagegen schwach, aber gut.

Ein hoher Geist und gutes Herz macht den
Ruhm und Glück einer Regierung; wo aber
ein schwacher Kopf und böses Herz bey einem
Regenten zusammentreffen, dann sey Gott all’
denen gnädig, welchen er zu befehlen hat.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0040" n="34"/>
König, den sie schon bereit gemacht haben?<lb/>
&#x2014; Darum verdro&#x017F;s mich alle meine Arbeit, die<lb/>
ich unter der Sonnen hatte, da&#x017F;s ich dieselbe<lb/>
einem Menschen lassen mü&#x017F;ste, der nach mir<lb/>
seyn sollte; denn wer weifs, ob er weise oder<lb/>
toll seyn wird? Und soll doch herrschen in al-<lb/>
ler meiner Arbeit, die ich weislich gethan habe<lb/>
unter der Sonnen&#x201E;; und endlich gar ausruft:<lb/>
&#x201E;Wehe dir Land, dessen König ein Kind, oder<lb/>
nach unserer Sprache ein Kindskopf, ist&#x201E;.</p><lb/>
          <p>Der Unterschied zwischen beyden ist: Jene<lb/>
bezahlen mit ihrer <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Person</hi>,</hi> diese nur mit ih-<lb/>
rem <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Namen</hi></hi>; jene <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">regieren</hi>,</hi> diese <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">unter-<lb/>
schreiben</hi></hi>.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>So von Seiten des Verstandes und Geistes.<lb/>
Herz und Wille machen aber noch eine ganz<lb/>
andere und vor das Glück der Völker weit we-<lb/>
sentlichere Bestimmung. Ein Herr kann star-<lb/>
ken Geistes und bösen Herzens seyn, ein ande-<lb/>
rer dagegen schwach, aber gut.</p><lb/>
          <p>Ein hoher Geist und gutes Herz macht den<lb/>
Ruhm und Glück einer Regierung; wo aber<lb/>
ein schwacher Kopf und böses Herz bey einem<lb/>
Regenten zusammentreffen, dann sey Gott all&#x2019;<lb/>
denen gnädig, welchen er zu befehlen hat.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0040] König, den sie schon bereit gemacht haben? — Darum verdroſs mich alle meine Arbeit, die ich unter der Sonnen hatte, daſs ich dieselbe einem Menschen lassen müſste, der nach mir seyn sollte; denn wer weifs, ob er weise oder toll seyn wird? Und soll doch herrschen in al- ler meiner Arbeit, die ich weislich gethan habe unter der Sonnen„; und endlich gar ausruft: „Wehe dir Land, dessen König ein Kind, oder nach unserer Sprache ein Kindskopf, ist„. Der Unterschied zwischen beyden ist: Jene bezahlen mit ihrer Person, diese nur mit ih- rem Namen; jene regieren, diese unter- schreiben. So von Seiten des Verstandes und Geistes. Herz und Wille machen aber noch eine ganz andere und vor das Glück der Völker weit we- sentlichere Bestimmung. Ein Herr kann star- ken Geistes und bösen Herzens seyn, ein ande- rer dagegen schwach, aber gut. Ein hoher Geist und gutes Herz macht den Ruhm und Glück einer Regierung; wo aber ein schwacher Kopf und böses Herz bey einem Regenten zusammentreffen, dann sey Gott all’ denen gnädig, welchen er zu befehlen hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/40
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/40>, abgerufen am 23.11.2024.