aber auch zuweilen der rechtschaffenste, ge- wissenhafteste Finanz-Minister, Cammer-Prä- sident, Cammer-Director, Rentmeister u. s. w. Blut schwitzen, wenn er sieht, wie mit dem Mark und reinsten Blut des Landes gehaust, zu welch unnützen, unedlen, heillosen und schändlichen Zwecken solches verwendet wird, ohne dass ihm in den allermehresten Fällen ei- ne andere Wahl übrig bleibt, als entweder blindlings zu gehorchen, oder, wenns noch gut geht, unfruchtbare Vorstellungen zu thun und seine eigene Mitwürkung zu versagen, oder sein Amt niederzulegen, um einem an- dern gefälligern Jaherrn und Goldmacher Platz zu machen. Eins von diesen ist der gewöhn- liche Lauf der Welt. Anderer Seits steht der Glaube der Fürsten und ihrer Diener so felsen- fest, dass man den für einen Phantasten halten würde, der einen Augenblick daran zweifeln wollte, dass die Herrn, vom Monarchen an biss zum Dorf-Junker, mit ihren Einkünften machen dürfen, was sie wollen. Da ist dann aber auch der Noth Anfang.
So lange als noch Einnahme und Ausgabe im Gleichgewicht bleiben, oder leztere die erste nicht merklich überschreitet, so lange
aber auch zuweilen der rechtschaffenste, ge- wissenhafteste Finanz-Minister, Cammer-Prä- sident, Cammer-Director, Rentmeister u. s. w. Blut schwitzen, wenn er sieht, wie mit dem Mark und reinsten Blut des Landes gehaust, zu welch unnützen, unedlen, heillosen und schändlichen Zwecken solches verwendet wird, ohne daſs ihm in den allermehresten Fällen ei- ne andere Wahl übrig bleibt, als entweder blindlings zu gehorchen, oder, wenns noch gut geht, unfruchtbare Vorstellungen zu thun und seine eigene Mitwürkung zu versagen, oder sein Amt niederzulegen, um einem an- dern gefälligern Jaherrn und Goldmacher Platz zu machen. Eins von diesen ist der gewöhn- liche Lauf der Welt. Anderer Seits steht der Glaube der Fürsten und ihrer Diener so felsen- fest, daſs man den für einen Phantasten halten würde, der einen Augenblick daran zweifeln wollte, daſs die Herrn, vom Monarchen an biſs zum Dorf-Junker, mit ihren Einkünften machen dürfen, was sie wollen. Da ist dann aber auch der Noth Anfang.
So lange als noch Einnahme und Ausgabe im Gleichgewicht bleiben, oder leztere die erste nicht merklich überschreitet, so lange
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0174"n="168"/>
aber auch zuweilen der rechtschaffenste, ge-<lb/>
wissenhafteste Finanz-Minister, Cammer-Prä-<lb/>
sident, Cammer-Director, Rentmeister u. s. w.<lb/>
Blut schwitzen, wenn er sieht, wie mit dem<lb/>
Mark und reinsten Blut des Landes gehaust,<lb/>
zu welch unnützen, unedlen, heillosen und<lb/>
schändlichen Zwecken solches verwendet wird,<lb/>
ohne daſs ihm in den allermehresten Fällen ei-<lb/>
ne andere Wahl übrig bleibt, als entweder<lb/>
blindlings zu gehorchen, oder, wenns noch<lb/>
gut geht, unfruchtbare Vorstellungen zu thun<lb/>
und seine eigene Mitwürkung zu versagen,<lb/>
oder sein Amt niederzulegen, um einem an-<lb/>
dern gefälligern Jaherrn und Goldmacher Platz<lb/>
zu machen. Eins von diesen ist der gewöhn-<lb/>
liche Lauf der Welt. Anderer Seits steht der<lb/>
Glaube der Fürsten und ihrer Diener so felsen-<lb/>
fest, daſs man den für einen Phantasten halten<lb/>
würde, der einen Augenblick daran zweifeln<lb/>
wollte, daſs die Herrn, vom Monarchen an<lb/>
biſs zum Dorf-Junker, mit ihren Einkünften<lb/>
machen <hirendition="#i"><hirendition="#g">dürfen</hi>,</hi> was sie <hirendition="#i"><hirendition="#g">wollen</hi></hi>. Da ist dann<lb/>
aber auch der Noth Anfang.</p><lb/><p>So lange als noch Einnahme und Ausgabe<lb/>
im Gleichgewicht bleiben, oder leztere die<lb/>
erste nicht merklich überschreitet, so lange<lb/></p></div></body></text></TEI>
[168/0174]
aber auch zuweilen der rechtschaffenste, ge-
wissenhafteste Finanz-Minister, Cammer-Prä-
sident, Cammer-Director, Rentmeister u. s. w.
Blut schwitzen, wenn er sieht, wie mit dem
Mark und reinsten Blut des Landes gehaust,
zu welch unnützen, unedlen, heillosen und
schändlichen Zwecken solches verwendet wird,
ohne daſs ihm in den allermehresten Fällen ei-
ne andere Wahl übrig bleibt, als entweder
blindlings zu gehorchen, oder, wenns noch
gut geht, unfruchtbare Vorstellungen zu thun
und seine eigene Mitwürkung zu versagen,
oder sein Amt niederzulegen, um einem an-
dern gefälligern Jaherrn und Goldmacher Platz
zu machen. Eins von diesen ist der gewöhn-
liche Lauf der Welt. Anderer Seits steht der
Glaube der Fürsten und ihrer Diener so felsen-
fest, daſs man den für einen Phantasten halten
würde, der einen Augenblick daran zweifeln
wollte, daſs die Herrn, vom Monarchen an
biſs zum Dorf-Junker, mit ihren Einkünften
machen dürfen, was sie wollen. Da ist dann
aber auch der Noth Anfang.
So lange als noch Einnahme und Ausgabe
im Gleichgewicht bleiben, oder leztere die
erste nicht merklich überschreitet, so lange
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/174>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.