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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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aber auch zuweilen der rechtschaffenste, ge-
wissenhafteste Finanz-Minister, Cammer-Prä-
sident, Cammer-Director, Rentmeister u. s. w.
Blut schwitzen, wenn er sieht, wie mit dem
Mark und reinsten Blut des Landes gehaust,
zu welch unnützen, unedlen, heillosen und
schändlichen Zwecken solches verwendet wird,
ohne dass ihm in den allermehresten Fällen ei-
ne andere Wahl übrig bleibt, als entweder
blindlings zu gehorchen, oder, wenns noch
gut geht, unfruchtbare Vorstellungen zu thun
und seine eigene Mitwürkung zu versagen,
oder sein Amt niederzulegen, um einem an-
dern gefälligern Jaherrn und Goldmacher Platz
zu machen. Eins von diesen ist der gewöhn-
liche Lauf der Welt. Anderer Seits steht der
Glaube der Fürsten und ihrer Diener so felsen-
fest, dass man den für einen Phantasten halten
würde, der einen Augenblick daran zweifeln
wollte, dass die Herrn, vom Monarchen an
biss zum Dorf-Junker, mit ihren Einkünften
machen dürfen, was sie wollen. Da ist dann
aber auch der Noth Anfang.

So lange als noch Einnahme und Ausgabe
im Gleichgewicht bleiben, oder leztere die
erste nicht merklich überschreitet, so lange

aber auch zuweilen der rechtschaffenste, ge-
wissenhafteste Finanz-Minister, Cammer-Prä-
sident, Cammer-Director, Rentmeister u. s. w.
Blut schwitzen, wenn er sieht, wie mit dem
Mark und reinsten Blut des Landes gehaust,
zu welch unnützen, unedlen, heillosen und
schändlichen Zwecken solches verwendet wird,
ohne daſs ihm in den allermehresten Fällen ei-
ne andere Wahl übrig bleibt, als entweder
blindlings zu gehorchen, oder, wenns noch
gut geht, unfruchtbare Vorstellungen zu thun
und seine eigene Mitwürkung zu versagen,
oder sein Amt niederzulegen, um einem an-
dern gefälligern Jaherrn und Goldmacher Platz
zu machen. Eins von diesen ist der gewöhn-
liche Lauf der Welt. Anderer Seits steht der
Glaube der Fürsten und ihrer Diener so felsen-
fest, daſs man den für einen Phantasten halten
würde, der einen Augenblick daran zweifeln
wollte, daſs die Herrn, vom Monarchen an
biſs zum Dorf-Junker, mit ihren Einkünften
machen dürfen, was sie wollen. Da ist dann
aber auch der Noth Anfang.

So lange als noch Einnahme und Ausgabe
im Gleichgewicht bleiben, oder leztere die
erste nicht merklich überschreitet, so lange

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[168/0174] aber auch zuweilen der rechtschaffenste, ge- wissenhafteste Finanz-Minister, Cammer-Prä- sident, Cammer-Director, Rentmeister u. s. w. Blut schwitzen, wenn er sieht, wie mit dem Mark und reinsten Blut des Landes gehaust, zu welch unnützen, unedlen, heillosen und schändlichen Zwecken solches verwendet wird, ohne daſs ihm in den allermehresten Fällen ei- ne andere Wahl übrig bleibt, als entweder blindlings zu gehorchen, oder, wenns noch gut geht, unfruchtbare Vorstellungen zu thun und seine eigene Mitwürkung zu versagen, oder sein Amt niederzulegen, um einem an- dern gefälligern Jaherrn und Goldmacher Platz zu machen. Eins von diesen ist der gewöhn- liche Lauf der Welt. Anderer Seits steht der Glaube der Fürsten und ihrer Diener so felsen- fest, daſs man den für einen Phantasten halten würde, der einen Augenblick daran zweifeln wollte, daſs die Herrn, vom Monarchen an biſs zum Dorf-Junker, mit ihren Einkünften machen dürfen, was sie wollen. Da ist dann aber auch der Noth Anfang. So lange als noch Einnahme und Ausgabe im Gleichgewicht bleiben, oder leztere die erste nicht merklich überschreitet, so lange

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/174>, abgerufen am 22.11.2024.