Da biss zu unsern Tagen der Wahn in der Welt befestiget ist, dass Könige und Fürsten Herrn ihrer Land und Leute seyen, mithin solche nicht nur auf die Pacht-Zeit ihres Le- bens benutzen, sondern auch noch die nach- kommende Generationen mit Schulden, an de- nen noch die Urenkel zu zahlen haben, bela- sten können, so war eine natürliche Folge die- ses Glaubens, dass man es vor bekannt und ausgemacht angenommen hat: Dass ein Herr seine Einkünfte auch nach eigenem Belieben und Willkühr verwenden könne, es seye nun, dass, nach Abzug der unentbehrlichen Ausga- ben, vor seinen Schatz oder Sparbüchse noch was übrig bleibe, oder dass dieses Deficit durch Schuldenmachen, wenn sich Narren genug da- zu finden, bedeckt und ergänzt werde. Das ist nun die Hölle der Cammern und der Him- mel der Financiers, Banquiers, Projectenmacher und anderer Säugthiere der Länder. Da möchte
Da biſs zu unsern Tagen der Wahn in der Welt befestiget ist, daſs Könige und Fürsten Herrn ihrer Land und Leute seyen, mithin solche nicht nur auf die Pacht-Zeit ihres Le- bens benutzen, sondern auch noch die nach- kommende Generationen mit Schulden, an de- nen noch die Urenkel zu zahlen haben, bela- sten können, so war eine natürliche Folge die- ses Glaubens, daſs man es vor bekannt und ausgemacht angenommen hat: Daſs ein Herr seine Einkünfte auch nach eigenem Belieben und Willkühr verwenden könne, es seye nun, daſs, nach Abzug der unentbehrlichen Ausga- ben, vor seinen Schatz oder Sparbüchse noch was übrig bleibe, oder daſs dieses Deficit durch Schuldenmachen, wenn sich Narren genug da- zu finden, bedeckt und ergänzt werde. Das ist nun die Hölle der Cammern und der Him- mel der Financiers, Banquiers, Projectenmacher und anderer Säugthiere der Länder. Da möchte
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[[167]/0173]
Da biſs zu unsern Tagen der Wahn in der
Welt befestiget ist, daſs Könige und Fürsten
Herrn ihrer Land und Leute seyen, mithin
solche nicht nur auf die Pacht-Zeit ihres Le-
bens benutzen, sondern auch noch die nach-
kommende Generationen mit Schulden, an de-
nen noch die Urenkel zu zahlen haben, bela-
sten können, so war eine natürliche Folge die-
ses Glaubens, daſs man es vor bekannt und
ausgemacht angenommen hat: Daſs ein Herr
seine Einkünfte auch nach eigenem Belieben
und Willkühr verwenden könne, es seye nun,
daſs, nach Abzug der unentbehrlichen Ausga-
ben, vor seinen Schatz oder Sparbüchse noch
was übrig bleibe, oder daſs dieses Deficit durch
Schuldenmachen, wenn sich Narren genug da-
zu finden, bedeckt und ergänzt werde. Das
ist nun die Hölle der Cammern und der Him-
mel der Financiers, Banquiers, Projectenmacher
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. [167]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/173>, abgerufen am 22.11.2024.
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