und angelangt seyn, ehe der König auf ihr Zim- mer kam. Sie that manche Reise nach Marly, in einem Zustand, wo man eine Bediente nicht würde haben ausgehen lassen; auf einer Reise nach Fontainebleau wars zweifelhaft, ob sie nicht unterweges sterben würde. Aber sie mochte sich befinden, wie sie wollte, so gieng der König zu seiner gewöhnlichen Stunde zu ihr, und that, was er zu thun Willens gewe- sen war. Allenfalls lag sie zu Bette, und zu- weilen im stärksten Fieber-Schweiss; aber der König, der freye Luft liebte und Wärme in Zimmern nicht vertragen konnte, wunderte sich, wenn er kam, alles verschlossen zu fin- den, und liess alle Fenster aufmachen, ohne Rücksicht auf den Zustand und die Nachtküh- le; und diss dauerte biss zehen Uhr, wo er zur Abend-Tafel gieng. Sollte Musik bey ihr seyn, so geschahs trotz Fieber und Kopfweh, und über dieses musste sie noch den Glanz von allen den Lichtern aushalten. So blieb der König immer bey dem, was er sich vor- gesezt hatte, ohne jemahls zu fragen: Ob es ihr zuwider seye?
Die Herzogin von Bourgogne war schwan- ger; der König wollte einige Reisen nach Marly
und angelangt seyn, ehe der König auf ihr Zim- mer kam. Sie that manche Reise nach Marly, in einem Zustand, wo man eine Bediente nicht würde haben ausgehen lassen; auf einer Reise nach Fontainebleau wars zweifelhaft, ob sie nicht unterweges sterben würde. Aber sie mochte sich befinden, wie sie wollte, so gieng der König zu seiner gewöhnlichen Stunde zu ihr, und that, was er zu thun Willens gewe- sen war. Allenfalls lag sie zu Bette, und zu- weilen im stärksten Fieber-Schweiſs; aber der König, der freye Luft liebte und Wärme in Zimmern nicht vertragen konnte, wunderte sich, wenn er kam, alles verschlossen zu fin- den, und lieſs alle Fenster aufmachen, ohne Rücksicht auf den Zustand und die Nachtküh- le; und diſs dauerte biſs zehen Uhr, wo er zur Abend-Tafel gieng. Sollte Musik bey ihr seyn, so geschahs trotz Fieber und Kopfweh, und über dieses muſste sie noch den Glanz von allen den Lichtern aushalten. So blieb der König immer bey dem, was er sich vor- gesezt hatte, ohne jemahls zu fragen: Ob es ihr zuwider seye?
Die Herzogin von Bourgogne war schwan- ger; der König wollte einige Reisen nach Marly
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und angelangt seyn, ehe der König auf ihr Zim-
mer kam. Sie that manche Reise nach Marly,
in einem Zustand, wo man eine Bediente nicht
würde haben ausgehen lassen; auf einer Reise
nach Fontainebleau wars zweifelhaft, ob sie
nicht unterweges sterben würde. Aber sie
mochte sich befinden, wie sie wollte, so gieng
der König zu seiner gewöhnlichen Stunde zu
ihr, und that, was er zu thun Willens gewe-
sen war. Allenfalls lag sie zu Bette, und zu-
weilen im stärksten Fieber-Schweiſs; aber der
König, der freye Luft liebte und Wärme in
Zimmern nicht vertragen konnte, wunderte
sich, wenn er kam, alles verschlossen zu fin-
den, und lieſs alle Fenster aufmachen, ohne
Rücksicht auf den Zustand und die Nachtküh-
le; und diſs dauerte biſs zehen Uhr, wo er
zur Abend-Tafel gieng. Sollte Musik bey ihr
seyn, so geschahs trotz Fieber und Kopfweh,
und über dieses muſste sie noch den Glanz
von allen den Lichtern aushalten. So blieb
der König immer bey dem, was er sich vor-
gesezt hatte, ohne jemahls zu fragen: Ob es
ihr zuwider seye?
Die Herzogin von Bourgogne war schwan-
ger; der König wollte einige Reisen nach Marly
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/168>, abgerufen am 25.11.2024.
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