Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

thun, und so viele Bewegung vertrug sich
doch nicht mit ihrem Zustand. -- Die Folge
war, dass die Prinzessin um ihr Kind kam.
Der König empfieng die Nachricht davon in
Gegenwart einiger seiner Hofleute, als er im
Garten die Karpfen in ihrem Behälter in Au-
genschein nahm. Als einige der Anwesenden
diesen Unfall beklagten, unterbrach sie der Kö-
nig plötzlich mit den Worten: "Was kümmert
"das mich? hat sie nicht schon einen Prinzen?
"Und wenn der sterben sollte, ist der Herzog
"von Berry nicht schon alt genug, sich zu
"vermählen? Was liegt mir daran, wer mein
"Nachfolger ist, der oder jener? sind sie nicht
"alle meine Enkel"? Und gleich darauf sezte
er mit Ungestümm hinzu: "Es ist ihr unrich-
"tig gegangen, weil es ihr unrichtig gehen
"sollte, und ich werde nun nicht mehr in mei-
"nen Reisen und Vorsätzen durch die Vorstel-
"lungen der Aerzte und das Geschwätze der
"Matronen gestört werden; ich werde gehen
"können wohin es mir beliebt, und man wird
"mich in Ruhe lassen."

Eine Stille, dass man eine Ameise hätte
laufen hören, folgte auf diesen Ausbruch von
böser Laune; man schlug die Augen zur Erde

thun, und so viele Bewegung vertrug sich
doch nicht mit ihrem Zustand. — Die Folge
war, daſs die Prinzessin um ihr Kind kam.
Der König empfieng die Nachricht davon in
Gegenwart einiger seiner Hofleute, als er im
Garten die Karpfen in ihrem Behälter in Au-
genschein nahm. Als einige der Anwesenden
diesen Unfall beklagten, unterbrach sie der Kö-
nig plötzlich mit den Worten: „Was kümmert
„das mich? hat sie nicht schon einen Prinzen?
„Und wenn der sterben sollte, ist der Herzog
„von Berry nicht schon alt genug, sich zu
„vermählen? Was liegt mir daran, wer mein
„Nachfolger ist, der oder jener? sind sie nicht
„alle meine Enkel„? Und gleich darauf sezte
er mit Ungestümm hinzu: „Es ist ihr unrich-
„tig gegangen, weil es ihr unrichtig gehen
„sollte, und ich werde nun nicht mehr in mei-
„nen Reisen und Vorsätzen durch die Vorstel-
„lungen der Aerzte und das Geschwätze der
„Matronen gestört werden; ich werde gehen
„können wohin es mir beliebt, und man wird
„mich in Ruhe lassen.„

Eine Stille, daſs man eine Ameise hätte
laufen hören, folgte auf diesen Ausbruch von
böser Laune; man schlug die Augen zur Erde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0169" n="163"/>
thun, und so viele Bewegung vertrug sich<lb/>
doch nicht mit ihrem Zustand. &#x2014; Die Folge<lb/>
war, da&#x017F;s die Prinzessin um ihr Kind kam.<lb/>
Der König empfieng die Nachricht davon in<lb/>
Gegenwart einiger seiner Hofleute, als er im<lb/>
Garten die Karpfen in ihrem Behälter in Au-<lb/>
genschein nahm. Als einige der Anwesenden<lb/>
diesen Unfall beklagten, unterbrach sie der Kö-<lb/>
nig plötzlich mit den Worten: &#x201E;Was kümmert<lb/>
&#x201E;das mich? hat sie nicht schon einen Prinzen?<lb/>
&#x201E;Und wenn der sterben sollte, ist der Herzog<lb/>
&#x201E;von Berry nicht schon alt genug, sich zu<lb/>
&#x201E;vermählen? Was liegt mir daran, wer mein<lb/>
&#x201E;Nachfolger ist, der oder jener? sind sie nicht<lb/>
&#x201E;alle meine Enkel&#x201E;? Und gleich darauf sezte<lb/>
er mit Ungestümm hinzu: &#x201E;Es ist ihr unrich-<lb/>
&#x201E;tig gegangen, weil es ihr unrichtig gehen<lb/>
&#x201E;sollte, und ich werde nun nicht mehr in mei-<lb/>
&#x201E;nen Reisen und Vorsätzen durch die Vorstel-<lb/>
&#x201E;lungen der Aerzte und das Geschwätze der<lb/>
&#x201E;Matronen gestört werden; ich werde gehen<lb/>
&#x201E;können wohin es mir beliebt, und man wird<lb/>
&#x201E;mich in Ruhe lassen.&#x201E;</p><lb/>
        <p>Eine Stille, da&#x017F;s man eine Ameise hätte<lb/>
laufen hören, folgte auf diesen Ausbruch von<lb/>
böser Laune; man schlug die Augen zur Erde<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0169] thun, und so viele Bewegung vertrug sich doch nicht mit ihrem Zustand. — Die Folge war, daſs die Prinzessin um ihr Kind kam. Der König empfieng die Nachricht davon in Gegenwart einiger seiner Hofleute, als er im Garten die Karpfen in ihrem Behälter in Au- genschein nahm. Als einige der Anwesenden diesen Unfall beklagten, unterbrach sie der Kö- nig plötzlich mit den Worten: „Was kümmert „das mich? hat sie nicht schon einen Prinzen? „Und wenn der sterben sollte, ist der Herzog „von Berry nicht schon alt genug, sich zu „vermählen? Was liegt mir daran, wer mein „Nachfolger ist, der oder jener? sind sie nicht „alle meine Enkel„? Und gleich darauf sezte er mit Ungestümm hinzu: „Es ist ihr unrich- „tig gegangen, weil es ihr unrichtig gehen „sollte, und ich werde nun nicht mehr in mei- „nen Reisen und Vorsätzen durch die Vorstel- „lungen der Aerzte und das Geschwätze der „Matronen gestört werden; ich werde gehen „können wohin es mir beliebt, und man wird „mich in Ruhe lassen.„ Eine Stille, daſs man eine Ameise hätte laufen hören, folgte auf diesen Ausbruch von böser Laune; man schlug die Augen zur Erde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/169
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/169>, abgerufen am 23.11.2024.