Dose davon eingenommen; aber gleich nach der zweiten Dose, bey der ersten Uebelkeit, bey dem ersten Erbrechen, bey der ersten Co- lik, bey der ersten üblen Nacht, habe der Kö- nig gesagt: Diss ist die schändliche Folge der Arzneyen, die man mir giebt! Erschrecklich habe er dann auf Aerzte und Arzneykunst ge- scholten; höchst erbärmlich habe er dann sei- nen Aerzten die Köpfe gewaschen und sie gleich auf der Stelle heim versendet. -- Dann habe der König, sobald er sich die Aerzte vom Lei- be geschaffet, wieder gegessen und gelitten nnd nichts als seine kleine Mittelchen gebraucht. So sey Friedrichs Krankheit zu dieser fürchter- lichen Höhe gestiegen; so werde es nun ferner gehen, und so werde Friedrichs Krankheit stei- gen biss zu seinem Tod.
So, wie sie aber mit sich selbst umgehen, so behandeln sie auch gewöhnlich die zunächst um sie befindliche Hofleute und Diener; selbst ihre eigene Familie und liebste Freunde sind von diesem in eine wahre Sclaverey ausarten- den Zwang nicht ausgenommen, und nur um diesen Preis einer Gleichstellung und Unter- werfung in alle ihre Capricen und Launen be- kommt man ihre freundliche Gesichter, gewinnt
Dose davon eingenommen; aber gleich nach der zweiten Dose, bey der ersten Uebelkeit, bey dem ersten Erbrechen, bey der ersten Co- lik, bey der ersten üblen Nacht, habe der Kö- nig gesagt: Diſs ist die schändliche Folge der Arzneyen, die man mir giebt! Erschrecklich habe er dann auf Aerzte und Arzneykunst ge- scholten; höchst erbärmlich habe er dann sei- nen Aerzten die Köpfe gewaschen und sie gleich auf der Stelle heim versendet. — Dann habe der König, sobald er sich die Aerzte vom Lei- be geschaffet, wieder gegessen und gelitten nnd nichts als seine kleine Mittelchen gebraucht. So sey Friedrichs Krankheit zu dieser fürchter- lichen Höhe gestiegen; so werde es nun ferner gehen, und so werde Friedrichs Krankheit stei- gen biſs zu seinem Tod.
So, wie sie aber mit sich selbst umgehen, so behandeln sie auch gewöhnlich die zunächst um sie befindliche Hofleute und Diener; selbst ihre eigene Familie und liebste Freunde sind von diesem in eine wahre Sclaverey ausarten- den Zwang nicht ausgenommen, und nur um diesen Preis einer Gleichstellung und Unter- werfung in alle ihre Capricen und Launen be- kommt man ihre freundliche Gesichter, gewinnt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0164"n="158"/>
Dose davon eingenommen; aber gleich nach<lb/>
der zweiten Dose, bey der ersten Uebelkeit,<lb/>
bey dem ersten Erbrechen, bey der ersten Co-<lb/>
lik, bey der ersten üblen Nacht, habe der Kö-<lb/>
nig gesagt: Diſs ist die schändliche Folge der<lb/>
Arzneyen, die man mir giebt! Erschrecklich<lb/>
habe er dann auf Aerzte und Arzneykunst ge-<lb/>
scholten; höchst erbärmlich habe er dann sei-<lb/>
nen Aerzten die Köpfe gewaschen und sie gleich<lb/>
auf der Stelle heim versendet. — Dann habe<lb/>
der König, sobald er sich die Aerzte vom Lei-<lb/>
be geschaffet, wieder gegessen und gelitten<lb/>
nnd nichts als seine kleine Mittelchen gebraucht.<lb/>
So sey Friedrichs Krankheit zu dieser fürchter-<lb/>
lichen Höhe gestiegen; so werde es nun ferner<lb/>
gehen, und so werde Friedrichs Krankheit stei-<lb/>
gen biſs zu seinem Tod.</p><lb/><p>So, wie sie aber mit sich selbst umgehen,<lb/>
so behandeln sie auch gewöhnlich die zunächst<lb/>
um sie befindliche Hofleute und Diener; selbst<lb/>
ihre eigene Familie und liebste Freunde sind<lb/>
von diesem in eine wahre Sclaverey ausarten-<lb/>
den Zwang nicht ausgenommen, und nur um<lb/>
diesen Preis einer Gleichstellung und Unter-<lb/>
werfung in alle ihre Capricen und Launen be-<lb/>
kommt man ihre freundliche Gesichter, gewinnt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[158/0164]
Dose davon eingenommen; aber gleich nach
der zweiten Dose, bey der ersten Uebelkeit,
bey dem ersten Erbrechen, bey der ersten Co-
lik, bey der ersten üblen Nacht, habe der Kö-
nig gesagt: Diſs ist die schändliche Folge der
Arzneyen, die man mir giebt! Erschrecklich
habe er dann auf Aerzte und Arzneykunst ge-
scholten; höchst erbärmlich habe er dann sei-
nen Aerzten die Köpfe gewaschen und sie gleich
auf der Stelle heim versendet. — Dann habe
der König, sobald er sich die Aerzte vom Lei-
be geschaffet, wieder gegessen und gelitten
nnd nichts als seine kleine Mittelchen gebraucht.
So sey Friedrichs Krankheit zu dieser fürchter-
lichen Höhe gestiegen; so werde es nun ferner
gehen, und so werde Friedrichs Krankheit stei-
gen biſs zu seinem Tod.
So, wie sie aber mit sich selbst umgehen,
so behandeln sie auch gewöhnlich die zunächst
um sie befindliche Hofleute und Diener; selbst
ihre eigene Familie und liebste Freunde sind
von diesem in eine wahre Sclaverey ausarten-
den Zwang nicht ausgenommen, und nur um
diesen Preis einer Gleichstellung und Unter-
werfung in alle ihre Capricen und Launen be-
kommt man ihre freundliche Gesichter, gewinnt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/164>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.