Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.mer jener bussfertigen Aebtissin nachbeten: Wir *) "Nun geben aufgeklärtere Religion und Philosophie
(weil doch hie und da ein Prinz sogar deutsche Bücher liest) und endlich selbst auch Publicität der fürstlichen Thaten und Unthaten dem allgemeinen Hang zur despotischen Gewalt das mächtigste Gegengewicht. In der Geschichte des Fürstenthums Hannover, II. B. S. 182". mer jener buſsfertigen Aebtiſsin nachbeten: Wir *) „Nun geben aufgeklärtere Religion und Philosophie
(weil doch hie und da ein Prinz sogar deutsche Bücher liest) und endlich selbst auch Publicität der fürstlichen Thaten und Unthaten dem allgemeinen Hang zur despotischen Gewalt das mächtigste Gegengewicht. In der Geschichte des Fürstenthums Hannover, II. B. S. 182„. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0101" n="95"/> mer jener buſsfertigen Aebtiſsin nachbeten: Wir<lb/> sind eben alle, daſs Gott erbarm! Eher möchte<lb/> ich noch mit dem politischen Bergmann <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Spitt-<lb/> lern</hi></hi> <note place="foot" n="*)">„Nun geben aufgeklärtere Religion und Philosophie<lb/> (weil doch hie und da ein Prinz sogar deutsche Bücher<lb/> liest) und endlich selbst auch Publicität der fürstlichen<lb/> Thaten und Unthaten dem <hi rendition="#g">allgemeinen</hi> Hang zur<lb/> despotischen Gewalt das mächtigste <hi rendition="#g">Gegengewicht</hi>.<lb/> In der <hi rendition="#i">Geschichte des Fürstenthums Hannover,</hi> II. B. S. 182„.</note> eingestehen: Daſs Christenthum und<lb/> Philosophie den Despotismus gemindert und ge-<lb/> mildert haben: Es giebt aber Regenten, die<lb/> weder Christen noch Philosophen sind; bey die-<lb/> sen gehts dann auch darnach. Im Ganzen, darf<lb/> man sagen, ist der Depotismus minder brutal<lb/> aber um so rafinirter und verfeinerter gewor-<lb/> den; man <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">befiehlt</hi></hi> doch nicht mehr Meuchel-<lb/> morde und Vergiftungen, wie unter Ludwig XI.<lb/> in Frankreich, und unter Philipp II. in Spa-<lb/> nien; ein Professor der Theologie, von wel-<lb/> cher Confession er auch seye, darf es doch<lb/> nicht mehr wagen, von öffentlicher Canzel oder<lb/> Catheder zu behaupten: Daſs diejenige keine<lb/> Sünde begehen, welche Tyrannen, auch un-<lb/> verhörter Sachen, mit Gewalt, List, oder auf<lb/> jede andere Art aus dem Weg räumten, sogar,<lb/> wenn sie ihnen durch Eyd oder Bündniſs ver-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0101]
mer jener buſsfertigen Aebtiſsin nachbeten: Wir
sind eben alle, daſs Gott erbarm! Eher möchte
ich noch mit dem politischen Bergmann Spitt-
lern *) eingestehen: Daſs Christenthum und
Philosophie den Despotismus gemindert und ge-
mildert haben: Es giebt aber Regenten, die
weder Christen noch Philosophen sind; bey die-
sen gehts dann auch darnach. Im Ganzen, darf
man sagen, ist der Depotismus minder brutal
aber um so rafinirter und verfeinerter gewor-
den; man befiehlt doch nicht mehr Meuchel-
morde und Vergiftungen, wie unter Ludwig XI.
in Frankreich, und unter Philipp II. in Spa-
nien; ein Professor der Theologie, von wel-
cher Confession er auch seye, darf es doch
nicht mehr wagen, von öffentlicher Canzel oder
Catheder zu behaupten: Daſs diejenige keine
Sünde begehen, welche Tyrannen, auch un-
verhörter Sachen, mit Gewalt, List, oder auf
jede andere Art aus dem Weg räumten, sogar,
wenn sie ihnen durch Eyd oder Bündniſs ver-
*) „Nun geben aufgeklärtere Religion und Philosophie
(weil doch hie und da ein Prinz sogar deutsche Bücher
liest) und endlich selbst auch Publicität der fürstlichen
Thaten und Unthaten dem allgemeinen Hang zur
despotischen Gewalt das mächtigste Gegengewicht.
In der Geschichte des Fürstenthums Hannover, II. B. S. 182„.
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