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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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Diesemnächst erschiene für sich der Hof-Schneider Pannekoke, und gabe wegen des
neulich auf der Neustadt vorgewesenen Tumults ad Protocollum vor, daß er ohnangezei-
get nicht lassen könte, was massen den Abend, als die 6. eigenmächtiger Weise incarce-
ri
ret worden, er ohngefehr unter dem Rahthause passiret, auch denen daselbst gegenwär-
tigen Bürgeren einen guten Abend gebotten; Als er nun daselbst bey einen nahmentlich
Schencke sich etwas verweilet, und bey selben stehen geblieben, wäre der Jobst Hoffman
zu ihm kommen, sagend: Kerl was thust du da stehen, wo du nicht bald gehest, wil ich dir
die Wege schon zeigen, worauf er repliciret: Jch kan die Wege selbst schon finden, und bin
ein bekannter Bürger, ich thue ja niemand was. Wie nun einer, so er nicht gekannt gesagt:
Jst da keine Lantze? Wäre gedachter Hoffman zu ihm kommen, und ihn dergestalt in die Rip-
pen gestossen, daß er fast hätte darnieder fallen müssen, hierauf hätte der Lülff Crone ge-
sagt: Er solte nur sagte schwencken mit der Mantel, er wolte ihm schon Füsse machen.
Weilen er nun von seinen Mitburgeren so schimpfflicher Weise angefallen und tractiret,
als wolte er wegen der Satisfaction obrigkeitliche Assistentz unterthänig gebetten haben,
übrigens wäre er Eyd-und Pflichten halber zu berichten schuldig, wie daß dieser Lülff Cro-
ne in der Wittwen Süries Hause gewesen, und daselbst eine von den emanirten Citatio-
n
en hervor bekommen, mit Vermelden; Jhme wäre gestern gleichfalls ein Bislein Pa-
pier geschicket, solches aber wolte wenig sagen, und könte er wohl eine Pfeiffe Toback dar-
bey anstecken, worauf, wie ein ander nahmentlich Druhe, ein Knochenhauer, geantwor-
tet, Bruder du rauchest ja keinen Toback, er Crone repliciret: Wann ich schon keinen
rauche, so ist doch wohl ein ander ehrlicher Mensch, der seine Pfeiffe darbey anstecken kan.
Noch wäre er in des Pfeiffenmachers Jsern Hause gewesen, welcher gleichfalls eine von
Dom-Probsteyl. Gerichte ausgelassene Citation hervorbekommen, sagend: Hier hab ich
einen Gevattern-Brieff bekommen. Dann wäre er einsmahls auf der Schencke gewesen,
woselbst einer Nahmens Paul Dos, wie ohngefehr die Rede wegen der vorseyenden Com-
mission
gefallen, mit folgenden Formalien heraus gefahren: Es wäre ein absurder Streich
gewesen von dem Dom-Probst, daß derselbe die Land-Voigte commandirt hätte, um der
Commission mit beyzuwohnen, was die auf dem Rahthause oder bey der Commission zu
thun hätten. Ferner wäre einer da gewesen nahmentlich Schäfer, so bereits Segger ge-
wesen, welcher folgende Worte gleichfalls ausgegossen: Es solte nach ihren Willen nicht
gehen, und solte es auch über und über gehen, und dieses wäre es, was er Eyd-und Pflicht-
mässig von der gantzen Sache aussagen könte.

Goldschmiedt Brandis vorgefordert, und gleichfalls über das Factum so wohl, als
sonsten vernommen, sagte aus, daß er an demjenigen, was passiret, gar keinen Theil hätte,
hätte aber übrigens gehöret, daß der Lülff Crone eigenthätig die Leute zum Arrest gebracht.

Lit. L.

Protocollum Commissionis de 17. 7bris 1729.
cum juramento praestito.

[Spaltenumbruch]

Praes. Jhro Hochw. Gnaden Hn. Commis-
missario
von Nagel.

D. Syndico Dre Heising.

Und mich Pfenningschreibern.

[Spaltenumbruch]

In Commissione Sabbathi den 17ten
Septembr. 1729.

Als Matthias Wöhler wie auch Meister Andreas Kirchner testante Pedello der Be-
scheid insinuiret worden, daß, wann sie jurato sich verpflichten würden, auf jedes-
mahliges Erforderen coram Commissione sich zu stellen etc. Worzu ihnen Terminus auf
heute angesetzet, sie mit der vorseyenden Execution verschonet werden solten, und beyde
erschienen, wurde Matthias Wöhler zuerst herein gefordert, und da er sich zu Abstattung
des ihme vorgelesenen Eydes erkläret hatte, schwur er denselben würcklich ab.

Worauf er dimittiret und Meister Andreas Kirchner vorgefodert, und ihme gleicher
Eyd vorgehalten wurde, welchen er dann erectis digitis gleichfalls abgestattet.

Hoc dimisso wurde der gesteren anhero citirte Christoph Schilling, Bürger und ge-
wesener Wachtmeister der Neustadt vorgefordert, und als man ihme vermeldet, daß er deß-

halben
[f]

Dieſemnaͤchſt erſchiene fuͤr ſich der Hof-Schneider Pannekoke, und gabe wegen des
neulich auf der Neuſtadt vorgeweſenen Tumults ad Protocollum vor, daß er ohnangezei-
get nicht laſſen koͤnte, was maſſen den Abend, als die 6. eigenmaͤchtiger Weiſe incarce-
ri
ret worden, er ohngefehr unter dem Rahthauſe paſſiret, auch denen daſelbſt gegenwaͤr-
tigen Buͤrgeren einen guten Abend gebotten; Als er nun daſelbſt bey einen nahmentlich
Schencke ſich etwas verweilet, und bey ſelben ſtehen geblieben, waͤre der Jobſt Hoffman
zu ihm kommen, ſagend: Kerl was thuſt du da ſtehen, wo du nicht bald geheſt, wil ich dir
die Wege ſchon zeigen, worauf er repliciret: Jch kan die Wege ſelbſt ſchon finden, und bin
ein bekannter Buͤrger, ich thue ja niemand was. Wie nun einer, ſo er nicht gekannt geſagt:
Jſt da keine Lantze? Waͤre gedachter Hoffman zu ihm kommen, und ihn dergeſtalt in die Rip-
pen geſtoſſen, daß er faſt haͤtte darnieder fallen muͤſſen, hierauf haͤtte der Luͤlff Crone ge-
ſagt: Er ſolte nur ſagte ſchwencken mit der Mantel, er wolte ihm ſchon Fuͤſſe machen.
Weilen er nun von ſeinen Mitburgeren ſo ſchimpfflicher Weiſe angefallen und tractiret,
als wolte er wegen der Satisfaction obrigkeitliche Aſſiſtentz unterthaͤnig gebetten haben,
uͤbrigens waͤre er Eyd-und Pflichten halber zu berichten ſchuldig, wie daß dieſer Luͤlff Cro-
ne in der Wittwen Suͤries Hauſe geweſen, und daſelbſt eine von den emanirten Citatio-
n
en hervor bekommen, mit Vermelden; Jhme waͤre geſtern gleichfalls ein Bislein Pa-
pier geſchicket, ſolches aber wolte wenig ſagen, und koͤnte er wohl eine Pfeiffe Toback dar-
bey anſtecken, worauf, wie ein ander nahmentlich Druhe, ein Knochenhauer, geantwor-
tet, Bruder du raucheſt ja keinen Toback, er Crone repliciret: Wann ich ſchon keinen
rauche, ſo iſt doch wohl ein ander ehrlicher Menſch, der ſeine Pfeiffe darbey anſtecken kan.
Noch waͤre er in des Pfeiffenmachers Jſern Hauſe geweſen, welcher gleichfalls eine von
Dom-Probſteyl. Gerichte ausgelaſſene Citation hervorbekommen, ſagend: Hier hab ich
einen Gevattern-Brieff bekommen. Dann waͤre er einsmahls auf der Schencke geweſen,
woſelbſt einer Nahmens Paul Dos, wie ohngefehr die Rede wegen der vorſeyenden Com-
miſſion
gefallen, mit folgenden Formalien heraus gefahren: Es waͤre ein abſurder Streich
geweſen von dem Dom-Probſt, daß derſelbe die Land-Voigte commandirt haͤtte, um der
Commiſſion mit beyzuwohnen, was die auf dem Rahthauſe oder bey der Commiſſion zu
thun haͤtten. Ferner waͤre einer da geweſen nahmentlich Schaͤfer, ſo bereits Segger ge-
weſen, welcher folgende Worte gleichfalls ausgegoſſen: Es ſolte nach ihren Willen nicht
gehen, und ſolte es auch uͤber und uͤber gehen, und dieſes waͤre es, was er Eyd-und Pflicht-
maͤſſig von der gantzen Sache ausſagen koͤnte.

Goldſchmiedt Brandis vorgefordert, und gleichfalls uͤber das Factum ſo wohl, als
ſonſten vernommen, ſagte aus, daß er an demjenigen, was paſſiret, gar keinen Theil haͤtte,
haͤtte aber uͤbrigens gehoͤret, daß der Luͤlff Crone eigenthaͤtig die Leute zum Arreſt gebracht.

Lit. L.

Protocollum Commiſſionis de 17. 7bris 1729.
cum juramento præſtito.

[Spaltenumbruch]

Præſ. Jhro Hochw. Gnaden Hn. Commis-
miſſario
von Nagel.

D. Syndico Dre Heiſing.

Und mich Pfenningſchreibern.

[Spaltenumbruch]

In Commiſſione Sabbathi den 17ten
Septembr. 1729.

Als Matthias Woͤhler wie auch Meiſter Andreas Kirchner teſtante Pedello der Be-
ſcheid inſinuiret worden, daß, wann ſie juratò ſich verpflichten wuͤrden, auf jedes-
mahliges Erforderen coram Commiſſione ſich zu ſtellen ꝛc. Worzu ihnen Terminus auf
heute angeſetzet, ſie mit der vorſeyenden Execution verſchonet werden ſolten, und beyde
erſchienen, wurde Matthias Woͤhler zuerſt herein gefordert, und da er ſich zu Abſtattung
des ihme vorgeleſenen Eydes erklaͤret hatte, ſchwur er denſelben wuͤrcklich ab.

Worauf er dimittiret und Meiſter Andreas Kirchner vorgefodert, und ihme gleicher
Eyd vorgehalten wurde, welchen er dann erectis digitis gleichfalls abgeſtattet.

Hoc dimiſſo wurde der geſteren anhero citirte Chriſtoph Schilling, Buͤrger und ge-
weſener Wachtmeiſter der Neuſtadt vorgefordert, und als man ihme vermeldet, daß er deß-

halben
[f]
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[21/0063] Dieſemnaͤchſt erſchiene fuͤr ſich der Hof-Schneider Pannekoke, und gabe wegen des neulich auf der Neuſtadt vorgeweſenen Tumults ad Protocollum vor, daß er ohnangezei- get nicht laſſen koͤnte, was maſſen den Abend, als die 6. eigenmaͤchtiger Weiſe incarce- riret worden, er ohngefehr unter dem Rahthauſe paſſiret, auch denen daſelbſt gegenwaͤr- tigen Buͤrgeren einen guten Abend gebotten; Als er nun daſelbſt bey einen nahmentlich Schencke ſich etwas verweilet, und bey ſelben ſtehen geblieben, waͤre der Jobſt Hoffman zu ihm kommen, ſagend: Kerl was thuſt du da ſtehen, wo du nicht bald geheſt, wil ich dir die Wege ſchon zeigen, worauf er repliciret: Jch kan die Wege ſelbſt ſchon finden, und bin ein bekannter Buͤrger, ich thue ja niemand was. Wie nun einer, ſo er nicht gekannt geſagt: Jſt da keine Lantze? Waͤre gedachter Hoffman zu ihm kommen, und ihn dergeſtalt in die Rip- pen geſtoſſen, daß er faſt haͤtte darnieder fallen muͤſſen, hierauf haͤtte der Luͤlff Crone ge- ſagt: Er ſolte nur ſagte ſchwencken mit der Mantel, er wolte ihm ſchon Fuͤſſe machen. Weilen er nun von ſeinen Mitburgeren ſo ſchimpfflicher Weiſe angefallen und tractiret, als wolte er wegen der Satisfaction obrigkeitliche Aſſiſtentz unterthaͤnig gebetten haben, uͤbrigens waͤre er Eyd-und Pflichten halber zu berichten ſchuldig, wie daß dieſer Luͤlff Cro- ne in der Wittwen Suͤries Hauſe geweſen, und daſelbſt eine von den emanirten Citatio- nen hervor bekommen, mit Vermelden; Jhme waͤre geſtern gleichfalls ein Bislein Pa- pier geſchicket, ſolches aber wolte wenig ſagen, und koͤnte er wohl eine Pfeiffe Toback dar- bey anſtecken, worauf, wie ein ander nahmentlich Druhe, ein Knochenhauer, geantwor- tet, Bruder du raucheſt ja keinen Toback, er Crone repliciret: Wann ich ſchon keinen rauche, ſo iſt doch wohl ein ander ehrlicher Menſch, der ſeine Pfeiffe darbey anſtecken kan. Noch waͤre er in des Pfeiffenmachers Jſern Hauſe geweſen, welcher gleichfalls eine von Dom-Probſteyl. Gerichte ausgelaſſene Citation hervorbekommen, ſagend: Hier hab ich einen Gevattern-Brieff bekommen. Dann waͤre er einsmahls auf der Schencke geweſen, woſelbſt einer Nahmens Paul Dos, wie ohngefehr die Rede wegen der vorſeyenden Com- miſſion gefallen, mit folgenden Formalien heraus gefahren: Es waͤre ein abſurder Streich geweſen von dem Dom-Probſt, daß derſelbe die Land-Voigte commandirt haͤtte, um der Commiſſion mit beyzuwohnen, was die auf dem Rahthauſe oder bey der Commiſſion zu thun haͤtten. Ferner waͤre einer da geweſen nahmentlich Schaͤfer, ſo bereits Segger ge- weſen, welcher folgende Worte gleichfalls ausgegoſſen: Es ſolte nach ihren Willen nicht gehen, und ſolte es auch uͤber und uͤber gehen, und dieſes waͤre es, was er Eyd-und Pflicht- maͤſſig von der gantzen Sache ausſagen koͤnte. Goldſchmiedt Brandis vorgefordert, und gleichfalls uͤber das Factum ſo wohl, als ſonſten vernommen, ſagte aus, daß er an demjenigen, was paſſiret, gar keinen Theil haͤtte, haͤtte aber uͤbrigens gehoͤret, daß der Luͤlff Crone eigenthaͤtig die Leute zum Arreſt gebracht. Lit. L. Protocollum Commiſſionis de 17. 7bris 1729. cum juramento præſtito. Præſ. Jhro Hochw. Gnaden Hn. Commis- miſſario von Nagel. D. Syndico Dre Heiſing. Und mich Pfenningſchreibern. In Commiſſione Sabbathi den 17ten Septembr. 1729. Als Matthias Woͤhler wie auch Meiſter Andreas Kirchner teſtante Pedello der Be- ſcheid inſinuiret worden, daß, wann ſie juratò ſich verpflichten wuͤrden, auf jedes- mahliges Erforderen coram Commiſſione ſich zu ſtellen ꝛc. Worzu ihnen Terminus auf heute angeſetzet, ſie mit der vorſeyenden Execution verſchonet werden ſolten, und beyde erſchienen, wurde Matthias Woͤhler zuerſt herein gefordert, und da er ſich zu Abſtattung des ihme vorgeleſenen Eydes erklaͤret hatte, ſchwur er denſelben wuͤrcklich ab. Worauf er dimittiret und Meiſter Andreas Kirchner vorgefodert, und ihme gleicher Eyd vorgehalten wurde, welchen er dann erectis digitis gleichfalls abgeſtattet. Hoc dimiſſo wurde der geſteren anhero citirte Chriſtoph Schilling, Buͤrger und ge- weſener Wachtmeiſter der Neuſtadt vorgefordert, und als man ihme vermeldet, daß er deß- halben [f]

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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/63>, abgerufen am 24.11.2024.