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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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"daß die Stadt Rom wohl seye in einem Jahr gestifftet und zu bauen angefangen, aber al-
"sobald und in selbigem Jahr nicht vollendet, wie es dann auch mit allen anderen Städten,
"Klösteren und Schlösseren die Meinung hat. Daß Kayser Wilhelmus (welcher bey 170
"Jahren nach der Dörffer Verwüstung bey Bischoff Udonis Zeiten geschehen, gelebt) soll
"allererst bewilliget und nachgegeben haben, daß die Neu-Stadt möchte zu einer Stadt
"gemacht werden, und das Stadt-Recht, und Jus municipale, so der Dom-Probst da-
"mals oder ja nicht lang zuvor der Neu-Stadt gegeben, ratificiret und mit einem Privilegio
"bekräfftiget und bestättiget. Der Nahme Losebeck aber halte ich dafür seye längst von dieser
"Zeit ab gangen, und nach Zuammenziehung dieser 4. Dörffer sich einer Stadt angefangen
"zu vergleichen; die Neu-Stadt genannt, und, ob es noch wohl kein Stadt Regiment ge-
"habt, gleichwie vor Hannover der Flecken vor der Stadt auch die Neu-Stadt genennet
"wird, und doch ohne alles Stadt-Regiment einem Dorff mehr, als einer Stadt ähnlich
"ist, dann ich den Nahmen Neu-Stadt über 50. Jahr vor des Kaysers Wilhelmi Zei-
"ten finde, da der Bischoff Sifridus von den zweyen Höfen, die der Dom-Probst dama-
"len auf der Neu-Stadt gehabt und nun in einen gezogen, noch hat etliche jährliche und
"gewisse Rente zu Behueff der Lucht in der Dom-Kirche zu geben verordnet. Es ist aber
"die viel benennete Neu-Stadt anfänglich nur mit einer geringen Maur, wie die noch
"für Augen, umfangen worden, und mit Wällen und Graben, wie die jetzo, nicht verwah-
"ret, und befestiget gewesen, sondern weil an der Mittags Seiten die Stadt so weit hin-
"aus gesetzt war, als sich des Dom-Probsts Grund und Boden, worauf diese Stadt er-
"bauet wurde, erstreckte, und was ausser der Mauren war, dem Kloster S. Godehardi zuge-
"hörete, hat Herr Eckhardus von Hahnsee des Namens der andere und Dom-Probst,
"welcher An. 1461. verstorben, allererst mit dem Kloster S. Godehardi gehandelt, daß
"man so viel Platzes von S. Godehardi Kämpe zukommen lassen, von welchen der Neu-
"Stadter Wall und Grabe an der Seite ist gemacht worden, wofür der Dom-Probst
"dem Kloster andere Stücke und Erstattung gethan. Wie dann auch noch neuerlicher
"Jahren vereinigt und verglichen worden, und man das Goßlarische Thor weiter heraus
"gesetzet, und noch ein Stücke von S. Godehardi Kämpe in den Graben um jährliche
"Verzinsung kommen ist. An der anderen Seiten desselbigen Thors ist damals des
"Dom-Probstes grosser Garte der mehrentheils in den Stadt-Graben und zum gemei-
"nen Wege, der damals weiter herausgelegt worden, kommen. An der Seite gegen
"Osten ist damals noch ein gar geringer Wall und Grabe gewesen, welcher aber neuerli-
"cher Jahren dermassen mit so weiten Graben und starcken Wällen ausgebauet, daß die
"gantze Stadt Hildesheim jetzund dergleichen nirgend hat. Ein Thor, so vormals auf
"S. Godehardi Kämp gangen, haben die Neu-Städter, nachdem sie sich mit der alten
"Stadt verglichen, zugemacht, und gebrauchen sich an statt dessen des neuen Thors bey
"S. Godehard, sonsten haben sie noch zu Felde werts zwey Thor, nemlich das Goßlarische
"Thor und Braunschweigische. Und darauf folgenden 19. Capitel. Als sich
"aber der Dom-Probst und das Dom-Capitul beduncken lassen, daß die benannte Union,
"und Vereinigung beyder Städe etwan und nach Zeiten der Dom-Probstey Jurisdiction
"zur Verschmälerung und Verkleinerung gereichen mögen, sich auch keines Weges gefal-
"len liessen, noch damit aller Dinge zufrieden seyn könnten, daß die Neu-Städter eine sol-
"che Union und Vereinigung mit der alten Stadt ohne ihres Herren des Dom-Probsts
"Consens und Wissen aufgerichtet, geschlossen und gemacht hätten. Darauf aber haben
"beyde Städte eine Declaration-Schrifft gestellet, wie die Union, Vertrag und Vereini-
"gung solte gemeinet und zu verstehen seyn: als daß darin dem Bischoff an seiner Jurisdi-
"ction
an der alten Stadt, noch dem Dom-Probst an der Neu-Stadt nichts sollte begeben
"seyn, sondern beyde Städte ihren Herren thun und leisten, was sie zu thun und zu leisten
"vor Alters schuldig gewesen, auch ihre beyderseits hohe Gerichte, Huldigung und alles
"behalten sollen, wie solches der Herr Dom-Probst und Bischoff bey beyden Städten her-
"gebracht. Diese Declaration ward von dem Dom-Capitul und Dom-Probst zur Gnüge
"angenommen und von beyden Städten An. Domini 1585. den 15. Aug. versiegelt etc.

Daß a recentiori aetate der von dem Gegner angefochtenen Chronicken/
her genommene Argument kan man wider ihne selbsten brauchen; Dann er bedienet sich ja auch
in Erzähl- oder Beweisung der uhrältesten Sachen der nichts weniger dann coaevorum Auto-
rum Pappenburgii, Lezneri, Cranzii, Gryphiandri &c.
sehr offt; wiewohl dannoch ein gros-
ser Unterschid zwischen uns bleibt: Dann disseits hat man sich in einem solchen casu auf neuere
Scribenten bezogen, wo es in mehr dann 1000. Fällen nicht ein einiges mahl ein casus dabi-

lis

„daß die Stadt Rom wohl ſeye in einem Jahr geſtifftet und zu bauen angefangen, aber al-
„ſobald und in ſelbigem Jahr nicht vollendet, wie es dann auch mit allen anderen Staͤdten,
„Kloͤſteren und Schloͤſſeren die Meinung hat. Daß Kayſer Wilhelmus (welcher bey 170
„Jahren nach der Doͤrffer Verwuͤſtung bey Biſchoff Udonis Zeiten geſchehen, gelebt) ſoll
„allererſt bewilliget und nachgegeben haben, daß die Neu-Stadt moͤchte zu einer Stadt
„gemacht werden, und das Stadt-Recht, und Jus municipale, ſo der Dom-Probſt da-
„mals oder ja nicht lang zuvor der Neu-Stadt gegeben, ratificiret und mit einem Privilegio
„bekraͤfftiget und beſtaͤttiget. Der Nahme Loſebeck aber halte ich dafuͤr ſeye laͤngſt von dieſer
„Zeit ab gangen, und nach Zuammenziehung dieſer 4. Doͤrffer ſich einer Stadt angefangen
„zu vergleichen; die Neu-Stadt genannt, und, ob es noch wohl kein Stadt Regiment ge-
„habt, gleichwie vor Hannover der Flecken vor der Stadt auch die Neu-Stadt genennet
„wird, und doch ohne alles Stadt-Regiment einem Dorff mehr, als einer Stadt aͤhnlich
„iſt, dann ich den Nahmen Neu-Stadt uͤber 50. Jahr vor des Kayſers Wilhelmi Zei-
„ten finde, da der Biſchoff Sifridus von den zweyen Hoͤfen, die der Dom-Probſt dama-
„len auf der Neu-Stadt gehabt und nun in einen gezogen, noch hat etliche jaͤhrliche und
„gewiſſe Rente zu Behueff der Lucht in der Dom-Kirche zu geben verordnet. Es iſt aber
„die viel benennete Neu-Stadt anfaͤnglich nur mit einer geringen Maur, wie die noch
„fuͤr Augen, umfangen worden, und mit Waͤllen und Graben, wie die jetzo, nicht verwah-
„ret, und befeſtiget geweſen, ſondern weil an der Mittags Seiten die Stadt ſo weit hin-
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„bauet wurde, erſtreckte, und was auſſer der Mauren war, dem Kloſter S. Godehardi zuge-
„hoͤrete, hat Herr Eckhardus von Hahnſee des Namens der andere und Dom-Probſt,
„welcher An. 1461. verſtorben, allererſt mit dem Kloſter S. Godehardi gehandelt, daß
„man ſo viel Platzes von S. Godehardi Kaͤmpe zukommen laſſen, von welchen der Neu-
„Stadter Wall und Grabe an der Seite iſt gemacht worden, wofuͤr der Dom-Probſt
„dem Kloſter andere Stuͤcke und Erſtattung gethan. Wie dann auch noch neuerlicher
„Jahren vereinigt und verglichen worden, und man das Goßlariſche Thor weiter heraus
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„Verzinſung kommen iſt. An der anderen Seiten deſſelbigen Thors iſt damals des
„Dom-Probſtes groſſer Garte der mehrentheils in den Stadt-Graben und zum gemei-
„nen Wege, der damals weiter herausgelegt worden, kommen. An der Seite gegen
„Oſten iſt damals noch ein gar geringer Wall und Grabe geweſen, welcher aber neuerli-
„cher Jahren dermaſſen mit ſo weiten Graben und ſtarcken Waͤllen ausgebauet, daß die
„gantze Stadt Hildesheim jetzund dergleichen nirgend hat. Ein Thor, ſo vormals auf
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S. Godehard, ſonſten haben ſie noch zu Felde werts zwey Thor, nemlich das Goßlariſche
„Thor und Braunſchweigiſche. Und darauf folgenden 19. Capitel. Als ſich
„aber der Dom-Probſt und das Dom-Capitul beduncken laſſen, daß die benañte Union,
„und Vereinigung beyder Staͤde etwan und nach Zeiten der Dom-Probſtey Jurisdiction
„zur Verſchmaͤlerung und Verkleinerung gereichen moͤgen, ſich auch keines Weges gefal-
„len lieſſen, noch damit aller Dinge zufrieden ſeyn koͤnnten, daß die Neu-Staͤdter eine ſol-
„che Union und Vereinigung mit der alten Stadt ohne ihres Herren des Dom-Probſts
Conſens und Wiſſen aufgerichtet, geſchloſſen und gemacht haͤtten. Darauf aber haben
„beyde Staͤdte eine Declaration-Schrifft geſtellet, wie die Union, Vertrag und Vereini-
„gung ſolte gemeinet und zu verſtehen ſeyn: als daß darin dem Biſchoff an ſeiner Jurisdi-
„ction
an der alten Stadt, noch dem Dom-Probſt an der Neu-Stadt nichts ſollte begeben
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„vor Alters ſchuldig geweſen, auch ihre beyderſeits hohe Gerichte, Huldigung und alles
„behalten ſollen, wie ſolches der Herr Dom-Probſt und Biſchoff bey beyden Staͤdten her-
„gebracht. Dieſe Declaration ward von dem Dom-Capitul und Dom-Probſt zur Gnuͤge
„angenommen und von beyden Staͤdten An. Domini 1585. den 15. Aug. verſiegelt ꝛc.

Daß à recentiori ætate der von dem Gegner angefochtenen Chronicken/
her genommene Argument kan man wider ihne ſelbſten brauchen; Dann er bedienet ſich ja auch
in Erzaͤhl- oder Beweiſung der uhraͤlteſten Sachen der nichts weniger dann coævorum Auto-
rum Pappenburgii, Lezneri, Cranzii, Gryphiandri &c.
ſehr offt; wiewohl dannoch ein groſ-
ſer Unterſchid zwiſchen uns bleibt: Dann diſſeits hat man ſich in einem ſolchen caſu auf neuere
Scribenten bezogen, wo es in mehr dann 1000. Faͤllen nicht ein einiges mahl ein caſus dabi-

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[39/0041] „daß die Stadt Rom wohl ſeye in einem Jahr geſtifftet und zu bauen angefangen, aber al- „ſobald und in ſelbigem Jahr nicht vollendet, wie es dann auch mit allen anderen Staͤdten, „Kloͤſteren und Schloͤſſeren die Meinung hat. Daß Kayſer Wilhelmus (welcher bey 170 „Jahren nach der Doͤrffer Verwuͤſtung bey Biſchoff Udonis Zeiten geſchehen, gelebt) ſoll „allererſt bewilliget und nachgegeben haben, daß die Neu-Stadt moͤchte zu einer Stadt „gemacht werden, und das Stadt-Recht, und Jus municipale, ſo der Dom-Probſt da- „mals oder ja nicht lang zuvor der Neu-Stadt gegeben, ratificiret und mit einem Privilegio „bekraͤfftiget und beſtaͤttiget. Der Nahme Loſebeck aber halte ich dafuͤr ſeye laͤngſt von dieſer „Zeit ab gangen, und nach Zuammenziehung dieſer 4. Doͤrffer ſich einer Stadt angefangen „zu vergleichen; die Neu-Stadt genannt, und, ob es noch wohl kein Stadt Regiment ge- „habt, gleichwie vor Hannover der Flecken vor der Stadt auch die Neu-Stadt genennet „wird, und doch ohne alles Stadt-Regiment einem Dorff mehr, als einer Stadt aͤhnlich „iſt, dann ich den Nahmen Neu-Stadt uͤber 50. Jahr vor des Kayſers Wilhelmi Zei- „ten finde, da der Biſchoff Sifridus von den zweyen Hoͤfen, die der Dom-Probſt dama- „len auf der Neu-Stadt gehabt und nun in einen gezogen, noch hat etliche jaͤhrliche und „gewiſſe Rente zu Behueff der Lucht in der Dom-Kirche zu geben verordnet. Es iſt aber „die viel benennete Neu-Stadt anfaͤnglich nur mit einer geringen Maur, wie die noch „fuͤr Augen, umfangen worden, und mit Waͤllen und Graben, wie die jetzo, nicht verwah- „ret, und befeſtiget geweſen, ſondern weil an der Mittags Seiten die Stadt ſo weit hin- „aus geſetzt war, als ſich des Dom-Probſts Grund und Boden, worauf dieſe Stadt er- „bauet wurde, erſtreckte, und was auſſer der Mauren war, dem Kloſter S. Godehardi zuge- „hoͤrete, hat Herr Eckhardus von Hahnſee des Namens der andere und Dom-Probſt, „welcher An. 1461. verſtorben, allererſt mit dem Kloſter S. Godehardi gehandelt, daß „man ſo viel Platzes von S. Godehardi Kaͤmpe zukommen laſſen, von welchen der Neu- „Stadter Wall und Grabe an der Seite iſt gemacht worden, wofuͤr der Dom-Probſt „dem Kloſter andere Stuͤcke und Erſtattung gethan. Wie dann auch noch neuerlicher „Jahren vereinigt und verglichen worden, und man das Goßlariſche Thor weiter heraus „geſetzet, und noch ein Stuͤcke von S. Godehardi Kaͤmpe in den Graben um jaͤhrliche „Verzinſung kommen iſt. An der anderen Seiten deſſelbigen Thors iſt damals des „Dom-Probſtes groſſer Garte der mehrentheils in den Stadt-Graben und zum gemei- „nen Wege, der damals weiter herausgelegt worden, kommen. An der Seite gegen „Oſten iſt damals noch ein gar geringer Wall und Grabe geweſen, welcher aber neuerli- „cher Jahren dermaſſen mit ſo weiten Graben und ſtarcken Waͤllen ausgebauet, daß die „gantze Stadt Hildesheim jetzund dergleichen nirgend hat. Ein Thor, ſo vormals auf „S. Godehardi Kaͤmp gangen, haben die Neu-Staͤdter, nachdem ſie ſich mit der alten „Stadt verglichen, zugemacht, und gebrauchen ſich an ſtatt deſſen des neuen Thors bey „S. Godehard, ſonſten haben ſie noch zu Felde werts zwey Thor, nemlich das Goßlariſche „Thor und Braunſchweigiſche. Und darauf folgenden 19. Capitel. Als ſich „aber der Dom-Probſt und das Dom-Capitul beduncken laſſen, daß die benañte Union, „und Vereinigung beyder Staͤde etwan und nach Zeiten der Dom-Probſtey Jurisdiction „zur Verſchmaͤlerung und Verkleinerung gereichen moͤgen, ſich auch keines Weges gefal- „len lieſſen, noch damit aller Dinge zufrieden ſeyn koͤnnten, daß die Neu-Staͤdter eine ſol- „che Union und Vereinigung mit der alten Stadt ohne ihres Herren des Dom-Probſts „Conſens und Wiſſen aufgerichtet, geſchloſſen und gemacht haͤtten. Darauf aber haben „beyde Staͤdte eine Declaration-Schrifft geſtellet, wie die Union, Vertrag und Vereini- „gung ſolte gemeinet und zu verſtehen ſeyn: als daß darin dem Biſchoff an ſeiner Jurisdi- „ction an der alten Stadt, noch dem Dom-Probſt an der Neu-Stadt nichts ſollte begeben „ſeyn, ſondern beyde Staͤdte ihren Herren thun und leiſten, was ſie zu thun und zu leiſten „vor Alters ſchuldig geweſen, auch ihre beyderſeits hohe Gerichte, Huldigung und alles „behalten ſollen, wie ſolches der Herr Dom-Probſt und Biſchoff bey beyden Staͤdten her- „gebracht. Dieſe Declaration ward von dem Dom-Capitul und Dom-Probſt zur Gnuͤge „angenommen und von beyden Staͤdten An. Domini 1585. den 15. Aug. verſiegelt ꝛc. Daß à recentiori ætate der von dem Gegner angefochtenen Chronicken/ her genommene Argument kan man wider ihne ſelbſten brauchen; Dann er bedienet ſich ja auch in Erzaͤhl- oder Beweiſung der uhraͤlteſten Sachen der nichts weniger dann coævorum Auto- rum Pappenburgii, Lezneri, Cranzii, Gryphiandri &c. ſehr offt; wiewohl dannoch ein groſ- ſer Unterſchid zwiſchen uns bleibt: Dann diſſeits hat man ſich in einem ſolchen caſu auf neuere Scribenten bezogen, wo es in mehr dann 1000. Faͤllen nicht ein einiges mahl ein caſus dabi- lis

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/41>, abgerufen am 19.04.2024.