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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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Der Gegner fähret hierauf fort/ aus der Hildesheimischen Historie ein
vermeintliches Gifft auszusaugen/ welches aber ihme selbsten am übelsten be-
kommen wird/ indeme es zu einem neuen Beweis so wohl seiner schlechten Er-
fahrenheit in Historicis, als auch seines malicieusen Gemühts dienet. Er er-
zahlet nemlich mit vieler Bitterkeit/ was unter dem Bischoff Ditmaro sich
für eine merckliche Veränderung in der bisherigen gottsförchtigen und einge-
zogenen Lebens-Art derer Herrn Canonicorum zu Hildesheim solle zugetra-
gen haben/ stolpert aber gleich in dem Anfang dieser mechanten Erzählung/
indeme er setzet/ ermelter Bischoff Ditmarus seye Anno 1037. erwählet worden.
Dann es meldet nicht nur der dem Adversario so hochgelobte PAPENBURG
in vita Dietmari sub initium
selbsten/ daß Dietmari Antecessor Godehardus
erst Anno 1038. gestorben seye/ sondern es bezeugen auch ein gleiches REUTE-
LIUS in vita S. Godehardi apud PAULLINI in Chron. Hildesheim p. 83.
zwey
Hildesheimische Chronica MSpta, welche resp. bey dem Hochwürdigen Dom-
Capitul zu Hildesheim und denen Herrn Patribus Soc. Jesu ermelter Stadt
asserviret werden/ PAPEBROCH in Actis Sanctor. Tom. I. Maji p. 501. n. 1. in
Commentario praevio
und aus denen alten das Chron Hildes. apud du CHES-
NE Tom. III. Script. Histor. Franc
allwo es ad An. 1038. expresse heisst: Eo
tempore venerandae memoriae S. noster Pontifex Godehardus 3 Nonas Maji,
videlicet feria 6. post Ascensionem Domini ex hac vita subtractus ad aeter-
nam migravit - - In cujus locum Dominus Thietmarus Regius Capellanus
successit, a Bardone Metropolitano Moguntiae 13. Calendas Septembris con-
secratus.
Ja der AUTOR vitae S. Godehardi ad S. viri familiarem scriptae,
in LEIBNITII Scriptor. rer. Brunsvicens. Tom. I. p. 496.
setzet diesen Todesfall
gar in das Jahr 1039.

Auf eben der Linie/ wo dieser Fehler begangen worden/ befindet sich noch
ein anderer und viel grösserer Schnitzer: nemlich es solle zu Zeiten Bischoffs
Ditmari die gantze Thum-Kirche zu Hildesheim und anderes mehr durch ei-
nen Brand verunglückt seyn. Nun ist wohl wahr/ daß ein gleiches auch BRU-
SCHIUS in vita Diethmari
vorgibt/ aus deme es/ wie vieles andere/ Papen-
burg
entlehnet hat. Alleine sollte wohl dieses den Gegner schützen können?
und solte ein solcher Mann/ der mit seiner eingebildeten Historischen Wissen-
schafft so greulich prahlet/ nicht wissen/ in was für Credit BRUSCHIUS bey
denen Kenneren einer rechtschaffenen Historie stehe/ oder sollte er nicht statt so
neuer Autorum die coaevos consuliret haben? Hätte er aber dieses gethan/
würde ihm der AUTOR obgemelten vitae S. Godehardi (Wolfherrus, ein Ca-
nonicus
zu Hildesheim) apud LEIBNITIUM l. c. belehret haben/ daß solcher
Brand nicht unter Bischoff Dietmaro, sondern unter dem 16den Bischoff Aze-
lino
sich zugetragen/ massen erstberührter Autor deutlich schreibt: Tempore
autem Azelini, nostri Praesulis, post miserabile incendium nostri Monaste-
rii, dum idem Frater noster intra festivos dies Nativitatis Domini &c.
bey
welchen Worten HENSCHENIUS Cap. 5. n. 40. noch über dieses anmercket/
daß der quaestionirte Brand laut eines MSpti Graeciensis im zweyten Jahre
Akelini (alias Azelini) auf Palm-Sonntag 10. Calend. April. folglich Anno
1046. (als in welchem Jahre Ostern auf den 30. Martii gefallen) entstanden
seye.

Drittens zeiget sich des Autoris Ignorantz in Antiquitatibus Ecclesiasticis
darin/ daß er vorgibt/ als ob die damalige Canonici zu Hildesheim sich erstge-
meldeten Brandes darzu bedienet hätten/ vitam communem wiederum zu verlas-
sen/ da doch der Gegner abermahlen von seinem (wiewohl ohngleich gelehrteren)
mehrbelobten Landsmann BOEHMERO in Jur. Ecclesiast. Protestant. Tom.
II. Lib. 3. Tit. 1. §. 25. 26. p. 72. seq.
hätte lernen können/ daß zu Anfang des Eilf-

ten
D

Der Gegner faͤhret hierauf fort/ aus der Hildesheimiſchen Hiſtorie ein
vermeintliches Gifft auszuſaugen/ welches aber ihme ſelbſten am uͤbelſten be-
kommen wird/ indeme es zu einem neuen Beweis ſo wohl ſeiner ſchlechten Er-
fahrenheit in Hiſtoricis, als auch ſeines malicieuſen Gemuͤhts dienet. Er er-
zahlet nemlich mit vieler Bitterkeit/ was unter dem Biſchoff Ditmaro ſich
fuͤr eine merckliche Veraͤnderung in der bisherigen gottsfoͤrchtigen und einge-
zogenen Lebens-Art derer Herrn Canonicorum zu Hildesheim ſolle zugetra-
gen haben/ ſtolpert aber gleich in dem Anfang dieſer mechanten Erzaͤhlung/
indeme er ſetzet/ ermelter Biſchoff Ditmarus ſeye Anno 1037. erwaͤhlet worden.
Dann es meldet nicht nur der dem Adverſario ſo hochgelobte PAPENBURG
in vita Dietmari ſub initium
ſelbſten/ daß Dietmari Anteceſſor Godehardus
erſt Anno 1038. geſtorben ſeye/ ſondern es bezeugen auch ein gleiches REUTE-
LIUS in vita S. Godehardi apud PAULLINI in Chron. Hildesheim p. 83.
zwey
Hildesheimiſche Chronica MSpta, welche reſp. bey dem Hochwuͤrdigen Dom-
Capitul zu Hildesheim und denen Herrn Patribus Soc. Jeſu ermelter Stadt
aſſerviret werden/ PAPEBROCH in Actis Sanctor. Tom. I. Maji p. 501. n. 1. in
Commentario prævio
und aus denen alten das Chron Hildeſ. apud du CHES-
NE Tom. III. Script. Hiſtor. Franc
allwo es ad An. 1038. expreſsè heiſſt: Eo
tempore venerandæ memoriæ S. noſter Pontifex Godehardus 3 Nonas Maji,
videlicet feriâ 6. poſt Aſcenſionem Domini ex hac vita ſubtractus ad æter-
nam migravit - - In cujus locum Dominus Thietmarus Regius Capellanus
ſucceſſit, à Bardone Metropolitano Moguntiæ 13. Calendas Septembris con-
ſecratus.
Ja der AUTOR vitæ S. Godehardi ad S. viri familiarem ſcriptæ,
in LEIBNITII Scriptor. rer. Brunſvicenſ. Tom. I. p. 496.
ſetzet dieſen Todesfall
gar in das Jahr 1039.

Auf eben der Linie/ wo dieſer Fehler begangen worden/ befindet ſich noch
ein anderer und viel groͤſſerer Schnitzer: nemlich es ſolle zu Zeiten Biſchoffs
Ditmari die gantze Thum-Kirche zu Hildesheim und anderes mehr durch ei-
nen Brand verungluͤckt ſeyn. Nun iſt wohl wahr/ daß ein gleiches auch BRU-
SCHIUS in vita Diethmari
vorgibt/ aus deme es/ wie vieles andere/ Papen-
burg
entlehnet hat. Alleine ſollte wohl dieſes den Gegner ſchuͤtzen koͤnnen?
und ſolte ein ſolcher Mann/ der mit ſeiner eingebildeten Hiſtoriſchen Wiſſen-
ſchafft ſo greulich prahlet/ nicht wiſſen/ in was fuͤr Credit BRUSCHIUS bey
denen Kenneren einer rechtſchaffenen Hiſtorie ſtehe/ oder ſollte er nicht ſtatt ſo
neuer Autorum die coævos conſuliret haben? Haͤtte er aber dieſes gethan/
wuͤrde ihm der AUTOR obgemelten vitæ S. Godehardi (Wolfherrus, ein Ca-
nonicus
zu Hildesheim) apud LEIBNITIUM l. c. belehret haben/ daß ſolcher
Brand nicht unter Biſchoff Dietmaro, ſondern unter dem 16den Biſchoff Aze-
lino
ſich zugetragen/ maſſen erſtberuͤhrter Autor deutlich ſchreibt: Tempore
autem Azelini, noſtri Præſulis, poſt miſerabile incendium noſtri Monaſte-
rii, dum idem Frater noſter intra feſtivos dies Nativitatis Domini &c.
bey
welchen Worten HENSCHENIUS Cap. 5. n. 40. noch uͤber dieſes anmercket/
daß der quæſtionirte Brand laut eines MSpti Græcienſis im zweyten Jahre
Akelini (aliàs Azelini) auf Palm-Sonntag 10. Calend. April. folglich Anno
1046. (als in welchem Jahre Oſtern auf den 30. Martii gefallen) entſtanden
ſeye.

Drittens zeiget ſich des Autoris Ignorantz in Antiquitatibus Eccleſiaſticis
darin/ daß er vorgibt/ als ob die damalige Canonici zu Hildesheim ſich erſtge-
meldeten Brandes darzu bedienet haͤtten/ vitam communem wiederum zu verlaſ-
ſen/ da doch der Gegner abermahlen von ſeinem (wiewohl ohngleich gelehrteren)
mehrbelobten Landsmann BOEHMERO in Jur. Eccleſiaſt. Proteſtant. Tom.
II. Lib. 3. Tit. 1. §. 25. 26. p. 72. ſeq.
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[13/0015] Der Gegner faͤhret hierauf fort/ aus der Hildesheimiſchen Hiſtorie ein vermeintliches Gifft auszuſaugen/ welches aber ihme ſelbſten am uͤbelſten be- kommen wird/ indeme es zu einem neuen Beweis ſo wohl ſeiner ſchlechten Er- fahrenheit in Hiſtoricis, als auch ſeines malicieuſen Gemuͤhts dienet. Er er- zahlet nemlich mit vieler Bitterkeit/ was unter dem Biſchoff Ditmaro ſich fuͤr eine merckliche Veraͤnderung in der bisherigen gottsfoͤrchtigen und einge- zogenen Lebens-Art derer Herrn Canonicorum zu Hildesheim ſolle zugetra- gen haben/ ſtolpert aber gleich in dem Anfang dieſer mechanten Erzaͤhlung/ indeme er ſetzet/ ermelter Biſchoff Ditmarus ſeye Anno 1037. erwaͤhlet worden. Dann es meldet nicht nur der dem Adverſario ſo hochgelobte PAPENBURG in vita Dietmari ſub initium ſelbſten/ daß Dietmari Anteceſſor Godehardus erſt Anno 1038. geſtorben ſeye/ ſondern es bezeugen auch ein gleiches REUTE- LIUS in vita S. Godehardi apud PAULLINI in Chron. Hildesheim p. 83. zwey Hildesheimiſche Chronica MSpta, welche reſp. bey dem Hochwuͤrdigen Dom- Capitul zu Hildesheim und denen Herrn Patribus Soc. Jeſu ermelter Stadt aſſerviret werden/ PAPEBROCH in Actis Sanctor. Tom. I. Maji p. 501. n. 1. in Commentario prævio und aus denen alten das Chron Hildeſ. apud du CHES- NE Tom. III. Script. Hiſtor. Franc allwo es ad An. 1038. expreſsè heiſſt: Eo tempore venerandæ memoriæ S. noſter Pontifex Godehardus 3 Nonas Maji, videlicet feriâ 6. poſt Aſcenſionem Domini ex hac vita ſubtractus ad æter- nam migravit - - In cujus locum Dominus Thietmarus Regius Capellanus ſucceſſit, à Bardone Metropolitano Moguntiæ 13. Calendas Septembris con- ſecratus. Ja der AUTOR vitæ S. Godehardi ad S. viri familiarem ſcriptæ, in LEIBNITII Scriptor. rer. Brunſvicenſ. Tom. I. p. 496. ſetzet dieſen Todesfall gar in das Jahr 1039. Auf eben der Linie/ wo dieſer Fehler begangen worden/ befindet ſich noch ein anderer und viel groͤſſerer Schnitzer: nemlich es ſolle zu Zeiten Biſchoffs Ditmari die gantze Thum-Kirche zu Hildesheim und anderes mehr durch ei- nen Brand verungluͤckt ſeyn. Nun iſt wohl wahr/ daß ein gleiches auch BRU- SCHIUS in vita Diethmari vorgibt/ aus deme es/ wie vieles andere/ Papen- burg entlehnet hat. Alleine ſollte wohl dieſes den Gegner ſchuͤtzen koͤnnen? und ſolte ein ſolcher Mann/ der mit ſeiner eingebildeten Hiſtoriſchen Wiſſen- ſchafft ſo greulich prahlet/ nicht wiſſen/ in was fuͤr Credit BRUSCHIUS bey denen Kenneren einer rechtſchaffenen Hiſtorie ſtehe/ oder ſollte er nicht ſtatt ſo neuer Autorum die coævos conſuliret haben? Haͤtte er aber dieſes gethan/ wuͤrde ihm der AUTOR obgemelten vitæ S. Godehardi (Wolfherrus, ein Ca- nonicus zu Hildesheim) apud LEIBNITIUM l. c. belehret haben/ daß ſolcher Brand nicht unter Biſchoff Dietmaro, ſondern unter dem 16den Biſchoff Aze- lino ſich zugetragen/ maſſen erſtberuͤhrter Autor deutlich ſchreibt: Tempore autem Azelini, noſtri Præſulis, poſt miſerabile incendium noſtri Monaſte- rii, dum idem Frater noſter intra feſtivos dies Nativitatis Domini &c. bey welchen Worten HENSCHENIUS Cap. 5. n. 40. noch uͤber dieſes anmercket/ daß der quæſtionirte Brand laut eines MSpti Græcienſis im zweyten Jahre Akelini (aliàs Azelini) auf Palm-Sonntag 10. Calend. April. folglich Anno 1046. (als in welchem Jahre Oſtern auf den 30. Martii gefallen) entſtanden ſeye. Drittens zeiget ſich des Autoris Ignorantz in Antiquitatibus Eccleſiaſticis darin/ daß er vorgibt/ als ob die damalige Canonici zu Hildesheim ſich erſtge- meldeten Brandes darzu bedienet haͤtten/ vitam communem wiederum zu verlaſ- ſen/ da doch der Gegner abermahlen von ſeinem (wiewohl ohngleich gelehrteren) mehrbelobten Landsmann BOEHMERO in Jur. Eccleſiaſt. Proteſtant. Tom. II. Lib. 3. Tit. 1. §. 25. 26. p. 72. ſeq. haͤtte lernen koͤnnen/ daß zu Anfang des Eilf- ten D

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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/15>, abgerufen am 21.11.2024.