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Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.

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Feldherr, hinter ihm sein Fahnenträger. Er spricht mit besonderer Hingebung zu dem vornehmen Fräulein, welches auf ihn mit dem Federfächel deutet und lächelnd zum lachenden Papa hinüberblickt. Der Hund des Hauses kennt die Gesinnung seines Herrn, er begleitet mit seinem Gebell die heißen Worte des Mohren. Ueber dem Fräulein auf dem Gesimse der Treppenwand steht eine großmächtige Luxusvase, darauf sitzt ein prächtiger Pfauhahn, welcher ebenso, wie das Fräulein auf ihren Vater, auf die Pfauhenne hinter demselben stolz zurückblickt.

Von selbst treten die Bilder des Mohren von Venedig, Desdemona's und Brabantio's von unsere Seele und die Situation in den Worten des Mohren:

"So sprach ich denn von manchem harten Fall,
Von rührender Gefahr zu See und Land;
Wie ich um's Haar dem droh'nden Tod entrann,
Wie mich der stolze Feind gefangen nahm
Und mich als Sclav verkauft; wie ich erlöst,
Und meiner Reise wunderbare Fahrt,
- - - - - - - - - -
- - - - - - - - - -
Sie liebte mich, weil ich Gefahr bestand."

(Shakespeare.)

Die Idylle im Felsengrunde.

Es ist eins seiner schönsten landschaftlichen Bilder, welchem der Charakter seiner Manier am deutlichsten aufgeprägt ist. Er suchte in seinen Landschaften gern steile Felswände im Gegensatz zur idyllischen Staffage anzubringen. Es scheint, als habe ihm dabei

Feldherr, hinter ihm sein Fahnenträger. Er spricht mit besonderer Hingebung zu dem vornehmen Fräulein, welches auf ihn mit dem Federfächel deutet und lächelnd zum lachenden Papa hinüberblickt. Der Hund des Hauses kennt die Gesinnung seines Herrn, er begleitet mit seinem Gebell die heißen Worte des Mohren. Ueber dem Fräulein auf dem Gesimse der Treppenwand steht eine großmächtige Luxusvase, darauf sitzt ein prächtiger Pfauhahn, welcher ebenso, wie das Fräulein auf ihren Vater, auf die Pfauhenne hinter demselben stolz zurückblickt.

Von selbst treten die Bilder des Mohren von Venedig, Desdemona’s und Brabantio’s von unsere Seele und die Situation in den Worten des Mohren:

„So sprach ich denn von manchem harten Fall,
Von rührender Gefahr zu See und Land;
Wie ich um’s Haar dem droh’nden Tod entrann,
Wie mich der stolze Feind gefangen nahm
Und mich als Sclav verkauft; wie ich erlöst,
Und meiner Reise wunderbare Fahrt,
– – – – – – – – – –
– – – – – – – – – –
Sie liebte mich, weil ich Gefahr bestand.“

(Shakespeare.)

Die Idylle im Felsengrunde.

Es ist eins seiner schönsten landschaftlichen Bilder, welchem der Charakter seiner Manier am deutlichsten aufgeprägt ist. Er suchte in seinen Landschaften gern steile Felswände im Gegensatz zur idyllischen Staffage anzubringen. Es scheint, als habe ihm dabei

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[154/0164] Feldherr, hinter ihm sein Fahnenträger. Er spricht mit besonderer Hingebung zu dem vornehmen Fräulein, welches auf ihn mit dem Federfächel deutet und lächelnd zum lachenden Papa hinüberblickt. Der Hund des Hauses kennt die Gesinnung seines Herrn, er begleitet mit seinem Gebell die heißen Worte des Mohren. Ueber dem Fräulein auf dem Gesimse der Treppenwand steht eine großmächtige Luxusvase, darauf sitzt ein prächtiger Pfauhahn, welcher ebenso, wie das Fräulein auf ihren Vater, auf die Pfauhenne hinter demselben stolz zurückblickt. Von selbst treten die Bilder des Mohren von Venedig, Desdemona’s und Brabantio’s von unsere Seele und die Situation in den Worten des Mohren: „So sprach ich denn von manchem harten Fall, Von rührender Gefahr zu See und Land; Wie ich um’s Haar dem droh’nden Tod entrann, Wie mich der stolze Feind gefangen nahm Und mich als Sclav verkauft; wie ich erlöst, Und meiner Reise wunderbare Fahrt, – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Sie liebte mich, weil ich Gefahr bestand.“ (Shakespeare.) Die Idylle im Felsengrunde. Es ist eins seiner schönsten landschaftlichen Bilder, welchem der Charakter seiner Manier am deutlichsten aufgeprägt ist. Er suchte in seinen Landschaften gern steile Felswände im Gegensatz zur idyllischen Staffage anzubringen. Es scheint, als habe ihm dabei

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Zitationshilfe: Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/164>, abgerufen am 06.05.2024.