Schicksal Theil nehmen, und auf seine Wünsche merken würde.
Diese unangenehmen Reflexionen machten, daß ihm der Weg noch beschwerlicher, und er mit jedem Schritt müder wurde, bis sich die beiden kleinen Thürmchen von Gotha zeigten, wovon ihm der Schuster sagte, daß der eine auf der Kirche, und der andre auf dem Komö¬ dienhause stände.
Dieser angenehme Kontrast und lebhafte sinnliche Eindruck machte, daß sein Gemüth sich allmälig wieder erheiterte, und er durch verdop¬ pelte Schritte seinen Gefährten wieder in Athem setzte.
Denn das Thürmchen bezeichnete ihm nun deutlich den Fleck, wo der unmittelbare laute Beifall eingeerndtet, und die Wünsche des ruhm¬ begierigen Jünglings gekrönt würden.
Dieser Platz behauptete dort seine Rechte neben dem geweihten Tempel, und war selbst ein Tempel, der Kunst und den Musen gewei¬ het, in welchem das Talent sich entwickeln, und alle und jede Empfindungen des Herzens aus
Schickſal Theil nehmen, und auf ſeine Wuͤnſche merken wuͤrde.
Dieſe unangenehmen Reflexionen machten, daß ihm der Weg noch beſchwerlicher, und er mit jedem Schritt muͤder wurde, bis ſich die beiden kleinen Thuͤrmchen von Gotha zeigten, wovon ihm der Schuſter ſagte, daß der eine auf der Kirche, und der andre auf dem Komoͤ¬ dienhauſe ſtaͤnde.
Dieſer angenehme Kontraſt und lebhafte ſinnliche Eindruck machte, daß ſein Gemuͤth ſich allmaͤlig wieder erheiterte, und er durch verdop¬ pelte Schritte ſeinen Gefaͤhrten wieder in Athem ſetzte.
Denn das Thuͤrmchen bezeichnete ihm nun deutlich den Fleck, wo der unmittelbare laute Beifall eingeerndtet, und die Wuͤnſche des ruhm¬ begierigen Juͤnglings gekroͤnt wuͤrden.
Dieſer Platz behauptete dort ſeine Rechte neben dem geweihten Tempel, und war ſelbſt ein Tempel, der Kunſt und den Muſen gewei¬ het, in welchem das Talent ſich entwickeln, und alle und jede Empfindungen des Herzens aus
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[47/0061]
Schickſal Theil nehmen, und auf ſeine Wuͤnſche
merken wuͤrde.
Dieſe unangenehmen Reflexionen machten,
daß ihm der Weg noch beſchwerlicher, und er
mit jedem Schritt muͤder wurde, bis ſich die
beiden kleinen Thuͤrmchen von Gotha zeigten,
wovon ihm der Schuſter ſagte, daß der eine
auf der Kirche, und der andre auf dem Komoͤ¬
dienhauſe ſtaͤnde.
Dieſer angenehme Kontraſt und lebhafte
ſinnliche Eindruck machte, daß ſein Gemuͤth ſich
allmaͤlig wieder erheiterte, und er durch verdop¬
pelte Schritte ſeinen Gefaͤhrten wieder in Athem
ſetzte.
Denn das Thuͤrmchen bezeichnete ihm nun
deutlich den Fleck, wo der unmittelbare laute
Beifall eingeerndtet, und die Wuͤnſche des ruhm¬
begierigen Juͤnglings gekroͤnt wuͤrden.
Dieſer Platz behauptete dort ſeine Rechte
neben dem geweihten Tempel, und war ſelbſt
ein Tempel, der Kunſt und den Muſen gewei¬
het, in welchem das Talent ſich entwickeln, und
alle und jede Empfindungen des Herzens aus
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/61>, abgerufen am 16.02.2025.
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