Blume seines Lebens zerknickt war, so daß ihre Blätter nothwendig welken mußten.
Reiser fühlte sich von einer solchen Theilneh¬ mung angezogen, als ob das Schicksal dieses Mannes sein eigenes, oder mit dem seinigen doch unzertrennlich verknüpft gewesen wäre. Es war ihm als müßte dieser Mann noch glücklich werden, wenn die Dinge in ihrem Gleise blei¬ ben sollten.
Reisern trog aber diesmal, so wie nachher noch oft seine Ahndung, und sein Glaube an eine Entschädigung für erlittenen Kummer, die nothwendig noch auf Erden statt finden müsse. -- Sauer entschlummerte nach wenigen Jah¬ ren, ohne beßre Tage gesehn zu haben. Da ihn von außen das Glück ein wenig anlächelte, waren seine innern Kräfte zerstört; und er blieb unbemerkt und unbekannt bis an seinen Tod; so daß in der kleinen Gasse, wo er wohnte, seine nächsten Nachbaren, als man den Sarg hinaustrug, fragten: wer denn da begraben würde? Ein Grad des Nichtbemerktwerdens, der in einer so unbevölkerten Stadt, wie Er¬ furt, höchst auffallend ist.
Blume ſeines Lebens zerknickt war, ſo daß ihre Blaͤtter nothwendig welken mußten.
Reiſer fuͤhlte ſich von einer ſolchen Theilneh¬ mung angezogen, als ob das Schickſal dieſes Mannes ſein eigenes, oder mit dem ſeinigen doch unzertrennlich verknuͤpft geweſen waͤre. Es war ihm als muͤßte dieſer Mann noch gluͤcklich werden, wenn die Dinge in ihrem Gleiſe blei¬ ben ſollten.
Reiſern trog aber diesmal, ſo wie nachher noch oft ſeine Ahndung, und ſein Glaube an eine Entſchaͤdigung fuͤr erlittenen Kummer, die nothwendig noch auf Erden ſtatt finden muͤſſe. — Sauer entſchlummerte nach wenigen Jah¬ ren, ohne beßre Tage geſehn zu haben. Da ihn von außen das Gluͤck ein wenig anlaͤchelte, waren ſeine innern Kraͤfte zerſtoͤrt; und er blieb unbemerkt und unbekannt bis an ſeinen Tod; ſo daß in der kleinen Gaſſe, wo er wohnte, ſeine naͤchſten Nachbaren, als man den Sarg hinaustrug, fragten: wer denn da begraben wuͤrde? Ein Grad des Nichtbemerktwerdens, der in einer ſo unbevoͤlkerten Stadt, wie Er¬ furt, hoͤchſt auffallend iſt.
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Blume ſeines Lebens zerknickt war, ſo daß
ihre Blaͤtter nothwendig welken mußten.
Reiſer fuͤhlte ſich von einer ſolchen Theilneh¬
mung angezogen, als ob das Schickſal dieſes
Mannes ſein eigenes, oder mit dem ſeinigen
doch unzertrennlich verknuͤpft geweſen waͤre. Es
war ihm als muͤßte dieſer Mann noch gluͤcklich
werden, wenn die Dinge in ihrem Gleiſe blei¬
ben ſollten.
Reiſern trog aber diesmal, ſo wie nachher
noch oft ſeine Ahndung, und ſein Glaube an
eine Entſchaͤdigung fuͤr erlittenen Kummer, die
nothwendig noch auf Erden ſtatt finden muͤſſe.
— Sauer entſchlummerte nach wenigen Jah¬
ren, ohne beßre Tage geſehn zu haben. Da
ihn von außen das Gluͤck ein wenig anlaͤchelte,
waren ſeine innern Kraͤfte zerſtoͤrt; und er blieb
unbemerkt und unbekannt bis an ſeinen Tod;
ſo daß in der kleinen Gaſſe, wo er wohnte,
ſeine naͤchſten Nachbaren, als man den Sarg
hinaustrug, fragten: wer denn da begraben
wuͤrde? Ein Grad des Nichtbemerktwerdens,
der in einer ſo unbevoͤlkerten Stadt, wie Er¬
furt, hoͤchſt auffallend iſt.
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/154>, abgerufen am 07.07.2024.
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