Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

Er rückte nun auch in die Wochenschrift der
Bürger und der Bauer von Zeit zu Zeit Gedich¬
te ein, wodurch sein Nahme als Schriftsteller
unter den Erfurtischen Bürgern bekannt wurde.
Dabei besorgte er Korrekturen für den Buch¬
drucker G...., und wurde durch diesen mit
einem Gelehrten bekannt, den, bei den größten
Vorzügen des Geistes und Herzens bis an seinen
Tod, ein widriges Schicksal verfolgte, weil er
durch den langwierigen ununterbrochenen Druck
der Umstände, verlernt hatte, seinen Werth
geltend zu machen, und gerade die Kraft, wo¬
durch er in der Welt festen Fuß fassen, und sei¬
nen Platz behaupten mußte, bei ihm ge¬
lähmt war.

Dieser Doktor Sauer hatte für den Buch¬
drucker G.... eine Wochenschrift geschrieben,
unter dem Titel Medon oder die drei Freunde,
wovon ein Jahrgang herausgekommen war.
Man sahe auch hieran, wie er mit dem Druck
der Umstände hatte kämpfen müssen; wie schwer
es ihm mußte geworden seyn, eine Anzahl tri¬
vialer Aufsätze niederzuschreiben, wobei noch

J 3

Er ruͤckte nun auch in die Wochenſchrift der
Buͤrger und der Bauer von Zeit zu Zeit Gedich¬
te ein, wodurch ſein Nahme als Schriftſteller
unter den Erfurtiſchen Buͤrgern bekannt wurde.
Dabei beſorgte er Korrekturen fuͤr den Buch¬
drucker G...., und wurde durch dieſen mit
einem Gelehrten bekannt, den, bei den groͤßten
Vorzuͤgen des Geiſtes und Herzens bis an ſeinen
Tod, ein widriges Schickſal verfolgte, weil er
durch den langwierigen ununterbrochenen Druck
der Umſtaͤnde, verlernt hatte, ſeinen Werth
geltend zu machen, und gerade die Kraft, wo¬
durch er in der Welt feſten Fuß faſſen, und ſei¬
nen Platz behaupten mußte, bei ihm ge¬
laͤhmt war.

Dieſer Doktor Sauer hatte fuͤr den Buch¬
drucker G.... eine Wochenſchrift geſchrieben,
unter dem Titel Medon oder die drei Freunde,
wovon ein Jahrgang herausgekommen war.
Man ſahe auch hieran, wie er mit dem Druck
der Umſtaͤnde hatte kaͤmpfen muͤſſen; wie ſchwer
es ihm mußte geworden ſeyn, eine Anzahl tri¬
vialer Aufſaͤtze niederzuſchreiben, wobei noch

J 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0147" n="133"/>
      <p>Er ru&#x0364;ckte nun auch in die Wochen&#x017F;chrift der<lb/>
Bu&#x0364;rger und der Bauer von Zeit zu Zeit Gedich¬<lb/>
te ein, wodurch &#x017F;ein Nahme als Schrift&#x017F;teller<lb/>
unter den Erfurti&#x017F;chen Bu&#x0364;rgern bekannt wurde.<lb/>
Dabei be&#x017F;orgte er Korrekturen fu&#x0364;r den Buch¬<lb/>
drucker G...., und wurde durch die&#x017F;en mit<lb/>
einem Gelehrten bekannt, den, bei den gro&#x0364;ßten<lb/>
Vorzu&#x0364;gen des Gei&#x017F;tes und Herzens bis an &#x017F;einen<lb/>
Tod, ein widriges Schick&#x017F;al verfolgte, weil er<lb/>
durch den langwierigen ununterbrochenen Druck<lb/>
der Um&#x017F;ta&#x0364;nde, verlernt hatte, &#x017F;einen Werth<lb/>
geltend zu machen, und gerade die Kraft, wo¬<lb/>
durch er in der Welt fe&#x017F;ten Fuß fa&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;ei¬<lb/>
nen Platz behaupten mußte, bei ihm ge¬<lb/>
la&#x0364;hmt war.</p><lb/>
      <p>Die&#x017F;er Doktor Sauer hatte fu&#x0364;r den Buch¬<lb/>
drucker G.... eine Wochen&#x017F;chrift ge&#x017F;chrieben,<lb/>
unter dem Titel Medon oder die drei Freunde,<lb/>
wovon ein Jahrgang herausgekommen war.<lb/>
Man &#x017F;ahe auch hieran, wie er mit dem Druck<lb/>
der Um&#x017F;ta&#x0364;nde hatte ka&#x0364;mpfen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; wie &#x017F;chwer<lb/>
es ihm mußte geworden &#x017F;eyn, eine Anzahl tri¬<lb/>
vialer Auf&#x017F;a&#x0364;tze niederzu&#x017F;chreiben, wobei noch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 3<lb/></fw>
</p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0147] Er ruͤckte nun auch in die Wochenſchrift der Buͤrger und der Bauer von Zeit zu Zeit Gedich¬ te ein, wodurch ſein Nahme als Schriftſteller unter den Erfurtiſchen Buͤrgern bekannt wurde. Dabei beſorgte er Korrekturen fuͤr den Buch¬ drucker G...., und wurde durch dieſen mit einem Gelehrten bekannt, den, bei den groͤßten Vorzuͤgen des Geiſtes und Herzens bis an ſeinen Tod, ein widriges Schickſal verfolgte, weil er durch den langwierigen ununterbrochenen Druck der Umſtaͤnde, verlernt hatte, ſeinen Werth geltend zu machen, und gerade die Kraft, wo¬ durch er in der Welt feſten Fuß faſſen, und ſei¬ nen Platz behaupten mußte, bei ihm ge¬ laͤhmt war. Dieſer Doktor Sauer hatte fuͤr den Buch¬ drucker G.... eine Wochenſchrift geſchrieben, unter dem Titel Medon oder die drei Freunde, wovon ein Jahrgang herausgekommen war. Man ſahe auch hieran, wie er mit dem Druck der Umſtaͤnde hatte kaͤmpfen muͤſſen; wie ſchwer es ihm mußte geworden ſeyn, eine Anzahl tri¬ vialer Aufſaͤtze niederzuſchreiben, wobei noch J 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/147
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/147>, abgerufen am 07.05.2024.