tragen; so war vollends jeder ernste und me¬ lancholische Gedanke, wie verschwunden.
Das Stück nehmlich, was die Studenten in Erfurt aufführen wollten, hieß Medon oder die Rache des Weisen, und man könnte davon sagen, daß es die ganze Moral in sich enthielt, so erstaunlich viel Tugend wurde von allen Per¬ sonen darin gepredigt.
In diesem Stücke nun sollte Reiser die Rolle der Clelie, der Geliebten des Medon, überneh¬ men, weil sich an seinem Kinne noch die wenig¬ ste Spur von einem Barte zeigte, und weil auch seine Länge als Frauenzimmer eben nicht auffiel, da der, welcher den Medon spielte, von einer fast riesenmäßigen Größe war.
Ohngeachtet der auffallenden Sonderbar¬ keit dieser Rolle, konnte Reiser dennoch seinem Hange, das Theater auf irgend eine Weise zu betreten nicht widerstehen, um so weniger, da sich ihm die Gelegenheit dazu, so ganz unge¬ sucht und von selbst darbot.
Während der Zeit hatte nun der Doktor Froriep nach Hannover geschrieben, und sich wegen Reisers Aufführung bei seinem ehemaligen
Lehrer,
tragen; ſo war vollends jeder ernſte und me¬ lancholiſche Gedanke, wie verſchwunden.
Das Stuͤck nehmlich, was die Studenten in Erfurt auffuͤhren wollten, hieß Medon oder die Rache des Weiſen, und man koͤnnte davon ſagen, daß es die ganze Moral in ſich enthielt, ſo erſtaunlich viel Tugend wurde von allen Per¬ ſonen darin gepredigt.
In dieſem Stuͤcke nun ſollte Reiſer die Rolle der Clelie, der Geliebten des Medon, uͤberneh¬ men, weil ſich an ſeinem Kinne noch die wenig¬ ſte Spur von einem Barte zeigte, und weil auch ſeine Laͤnge als Frauenzimmer eben nicht auffiel, da der, welcher den Medon ſpielte, von einer faſt rieſenmaͤßigen Groͤße war.
Ohngeachtet der auffallenden Sonderbar¬ keit dieſer Rolle, konnte Reiſer dennoch ſeinem Hange, das Theater auf irgend eine Weiſe zu betreten nicht widerſtehen, um ſo weniger, da ſich ihm die Gelegenheit dazu, ſo ganz unge¬ ſucht und von ſelbſt darbot.
Waͤhrend der Zeit hatte nun der Doktor Froriep nach Hannover geſchrieben, und ſich wegen Reiſers Auffuͤhrung bei ſeinem ehemaligen
Lehrer,
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tragen; ſo war vollends jeder ernſte und me¬
lancholiſche Gedanke, wie verſchwunden.
Das Stuͤck nehmlich, was die Studenten
in Erfurt auffuͤhren wollten, hieß Medon oder
die Rache des Weiſen, und man koͤnnte davon
ſagen, daß es die ganze Moral in ſich enthielt,
ſo erſtaunlich viel Tugend wurde von allen Per¬
ſonen darin gepredigt.
In dieſem Stuͤcke nun ſollte Reiſer die Rolle
der Clelie, der Geliebten des Medon, uͤberneh¬
men, weil ſich an ſeinem Kinne noch die wenig¬
ſte Spur von einem Barte zeigte, und weil auch
ſeine Laͤnge als Frauenzimmer eben nicht auffiel,
da der, welcher den Medon ſpielte, von einer
faſt rieſenmaͤßigen Groͤße war.
Ohngeachtet der auffallenden Sonderbar¬
keit dieſer Rolle, konnte Reiſer dennoch ſeinem
Hange, das Theater auf irgend eine Weiſe zu
betreten nicht widerſtehen, um ſo weniger, da
ſich ihm die Gelegenheit dazu, ſo ganz unge¬
ſucht und von ſelbſt darbot.
Waͤhrend der Zeit hatte nun der Doktor
Froriep nach Hannover geſchrieben, und ſich
wegen Reiſers Auffuͤhrung bei ſeinem ehemaligen
Lehrer,
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/142>, abgerufen am 07.07.2024.
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