Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite
Den allzukühnen Fuß -- zu spät! -- Welch
ein Gewimmer! --
Ach Gott! -- den Jüngling trift sein trau¬
riges Geschick.
Es lauerte der Tod auf ihn in stillen Fluthen,
Und über seinen Raub rauscht er nun stolz
dahin --
Des Jünglings Freunde sehn's, und ihre
Herzen bluten,
Sie fühlen den Verlust, und klagen laut
um ihn.
Doch, welch ein Wonnetod, wo solche Zäh¬
ren fließen,
Wo sanft ein Auge weint, aus dem der Him¬
mel lacht --
0 selig, wenn nun einst sich meine Augen
schließen,
Wenn dann auch um mich hier die Freundschaft
zärtlich klagt!

Das letztere bezog sich auf den Umstand, daß
ein junges schönes Frauenzimmer, die eine nahe

Den allzukuͤhnen Fuß — zu ſpaͤt! — Welch
ein Gewimmer! —
Ach Gott! — den Juͤngling trift ſein trau¬
riges Geſchick.
Es lauerte der Tod auf ihn in ſtillen Fluthen,
Und uͤber ſeinen Raub rauſcht er nun ſtolz
dahin —
Des Juͤnglings Freunde ſehn’s, und ihre
Herzen bluten,
Sie fuͤhlen den Verluſt, und klagen laut
um ihn.
Doch, welch ein Wonnetod, wo ſolche Zaͤh¬
ren fließen,
Wo ſanft ein Auge weint, aus dem der Him¬
mel lacht —
0 ſelig, wenn nun einſt ſich meine Augen
ſchließen,
Wenn dann auch um mich hier die Freundſchaft
zaͤrtlich klagt!

Das letztere bezog ſich auf den Umſtand, daß
ein junges ſchoͤnes Frauenzimmer, die eine nahe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <lg type="poem">
        <pb facs="#f0094" n="84"/>
        <lg n="7">
          <l>Den allzuku&#x0364;hnen Fuß &#x2014; zu &#x017F;pa&#x0364;t! &#x2014; Welch</l><lb/>
          <l>ein Gewimmer! &#x2014;</l><lb/>
          <l>Ach Gott! &#x2014; den Ju&#x0364;ngling trift &#x017F;ein trau¬</l><lb/>
          <l>riges Ge&#x017F;chick.</l><lb/>
        </lg>
        <lg n="8">
          <l>Es lauerte der Tod auf ihn in &#x017F;tillen Fluthen,</l><lb/>
          <l>Und u&#x0364;ber &#x017F;einen Raub rau&#x017F;cht er nun &#x017F;tolz</l><lb/>
          <l>dahin &#x2014;</l><lb/>
          <l>Des Ju&#x0364;nglings Freunde &#x017F;ehn&#x2019;s, und ihre</l><lb/>
          <l>Herzen bluten,</l><lb/>
          <l>Sie fu&#x0364;hlen den Verlu&#x017F;t, und klagen laut</l><lb/>
          <l>um ihn.</l><lb/>
        </lg>
        <lg n="9">
          <l>Doch, welch ein Wonnetod, wo &#x017F;olche Za&#x0364;</l><lb/>
          <l>ren fließen,</l><lb/>
          <l>Wo &#x017F;anft ein Auge weint, aus dem der Him¬</l><lb/>
          <l>mel lacht &#x2014;</l><lb/>
          <l>0 &#x017F;elig, wenn nun ein&#x017F;t &#x017F;ich meine Augen</l><lb/>
          <l>&#x017F;chließen,</l><lb/>
          <l>Wenn dann auch um mich hier die Freund&#x017F;chaft</l><lb/>
          <l>za&#x0364;rtlich klagt!</l><lb/>
        </lg>
      </lg>
      <p>Das letztere bezog &#x017F;ich auf den Um&#x017F;tand, daß<lb/>
ein junges &#x017F;cho&#x0364;nes Frauenzimmer, die eine nahe<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0094] Den allzukuͤhnen Fuß — zu ſpaͤt! — Welch ein Gewimmer! — Ach Gott! — den Juͤngling trift ſein trau¬ riges Geſchick. Es lauerte der Tod auf ihn in ſtillen Fluthen, Und uͤber ſeinen Raub rauſcht er nun ſtolz dahin — Des Juͤnglings Freunde ſehn’s, und ihre Herzen bluten, Sie fuͤhlen den Verluſt, und klagen laut um ihn. Doch, welch ein Wonnetod, wo ſolche Zaͤh¬ ren fließen, Wo ſanft ein Auge weint, aus dem der Him¬ mel lacht — 0 ſelig, wenn nun einſt ſich meine Augen ſchließen, Wenn dann auch um mich hier die Freundſchaft zaͤrtlich klagt! Das letztere bezog ſich auf den Umſtand, daß ein junges ſchoͤnes Frauenzimmer, die eine nahe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/94
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/94>, abgerufen am 21.11.2024.