Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.Wem soll ich dieses Daseyn danken? Wer setzt' ihm diese engen Schranken? Aus welchem Chaos stiegs empor? In welche gräuelvolle Nächte, Sinkt's -- wenn des Schicksals ehrne Rechte Mir winket zu des Todes Thor? -- -- Diß Gedicht floß gleichsam aus seiner Seele Aber der Frühling und Sommer des Jahres Nicht weit von H. . ., wo der Fluß einen Wem ſoll ich dieſes Daſeyn danken? Wer ſetzt' ihm dieſe engen Schranken? Aus welchem Chaos ſtiegs empor? In welche graͤuelvolle Naͤchte, Sinkt's — wenn des Schickſals ehrne Rechte Mir winket zu des Todes Thor? — — Diß Gedicht floß gleichſam aus ſeiner Seele Aber der Fruͤhling und Sommer des Jahres Nicht weit von H. . ., wo der Fluß einen <TEI> <text> <body> <lg type="poem"> <pb facs="#f0084" n="74"/> <lg n="3"> <l>Wem ſoll ich dieſes Daſeyn danken?</l><lb/> <l>Wer ſetzt' ihm dieſe engen Schranken?</l><lb/> <l>Aus welchem Chaos ſtiegs empor?</l><lb/> <l>In welche graͤuelvolle Naͤchte,</l><lb/> <l>Sinkt's — wenn des Schickſals ehrne Rechte</l><lb/> <l>Mir winket zu des Todes Thor? — —</l><lb/> </lg> </lg> <p>Diß Gedicht floß gleichſam aus ſeiner Seele<lb/> — Selbſt der Reim und das Versmaß machte<lb/> ihm nur wenige Schwierigkeit, und er ſchrieb es<lb/> in weniger als einer Stunde nieder. — Nachher<lb/> fing er bald an, Gedichte zu machen, bloß um<lb/> Gedichte zu machen, und diß gelang ihm nie ſo<lb/> gut. —</p><lb/> <p>Aber der Fruͤhling und Sommer des Jahres<lb/> 1775 verfloß ihm nun ganz poetiſch. — Die an¬<lb/> genehmen Shakeſpearnaͤchte, welche er im Win¬<lb/> ter mit Philipp Reiſern zugebracht hatte, wur¬<lb/> den nun durch noch angenehmere Morgenſpa¬<lb/> tziergaͤnge verdraͤngt. —</p><lb/> <p>Nicht weit von H. . ., wo der Fluß einen<lb/> kuͤnſtlichen Waſſerfall bildet, iſt ein kleines Ge¬<lb/> hoͤlz, welches man nicht leicht irgendwo ange¬<lb/> nehmer und einladender finden kann. —</p><lb/> </body> </text> </TEI> [74/0084]
Wem ſoll ich dieſes Daſeyn danken?
Wer ſetzt' ihm dieſe engen Schranken?
Aus welchem Chaos ſtiegs empor?
In welche graͤuelvolle Naͤchte,
Sinkt's — wenn des Schickſals ehrne Rechte
Mir winket zu des Todes Thor? — —
Diß Gedicht floß gleichſam aus ſeiner Seele
— Selbſt der Reim und das Versmaß machte
ihm nur wenige Schwierigkeit, und er ſchrieb es
in weniger als einer Stunde nieder. — Nachher
fing er bald an, Gedichte zu machen, bloß um
Gedichte zu machen, und diß gelang ihm nie ſo
gut. —
Aber der Fruͤhling und Sommer des Jahres
1775 verfloß ihm nun ganz poetiſch. — Die an¬
genehmen Shakeſpearnaͤchte, welche er im Win¬
ter mit Philipp Reiſern zugebracht hatte, wur¬
den nun durch noch angenehmere Morgenſpa¬
tziergaͤnge verdraͤngt. —
Nicht weit von H. . ., wo der Fluß einen
kuͤnſtlichen Waſſerfall bildet, iſt ein kleines Ge¬
hoͤlz, welches man nicht leicht irgendwo ange¬
nehmer und einladender finden kann. —
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