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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

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Daseyn gab; das bei ihm auf eine Zeitlang an keine
Verhältnisse mehr geknüpft war, sondern in sich
und für sich selbst bestand. --

Indem er einen Blick auf das Ganze des
menschlichen Lebens warf, lernte er zuerst
das Große im Leben von dessen Detail
unterscheiden
.

Alles was ihn gekränkt hatte, schien ihm
klein, unbedeutend, und nicht der Mühe des
Nachdenkens werth. --

Aber nun stiegen andre Zweifel, andre Be¬
sorgnisse in seiner Seele auf -- die er schon lange
bei sich genährt hatte -- über den in undurch¬
dringliches Dunkel gehüllten, Ursprung und
Zweck, Anfang und Ende seines Daseyns --
über das Woher und Wohin bei seiner Pilgrimm¬
schaft durchs Leben -- die ihm so schwer ge¬
macht wurde, ohne daß er wußte, war¬
um
? -- Und was nun endlich aus dem allen
kommen sollte. --

Diß erregte in ihm eine tiefe Melancholie. So
wie er mühsam über die dürre Heide vor dem
Walde im gelben Sande forwanderte, umzog
sich der Himmel immer trüber, indes ein feines

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Daſeyn gab; das bei ihm auf eine Zeitlang an keine
Verhaͤltniſſe mehr geknuͤpft war, ſondern in ſich
und fuͤr ſich ſelbſt beſtand. —

Indem er einen Blick auf das Ganze des
menſchlichen Lebens warf, lernte er zuerſt
das Große im Leben von deſſen Detail
unterſcheiden
.

Alles was ihn gekraͤnkt hatte, ſchien ihm
klein, unbedeutend, und nicht der Muͤhe des
Nachdenkens werth. —

Aber nun ſtiegen andre Zweifel, andre Be¬
ſorgniſſe in ſeiner Seele auf — die er ſchon lange
bei ſich genaͤhrt hatte — uͤber den in undurch¬
dringliches Dunkel gehuͤllten, Urſprung und
Zweck, Anfang und Ende ſeines Daſeyns —
uͤber das Woher und Wohin bei ſeiner Pilgrimm¬
ſchaft durchs Leben — die ihm ſo ſchwer ge¬
macht wurde, ohne daß er wußte, war¬
um
? — Und was nun endlich aus dem allen
kommen ſollte. —

Diß erregte in ihm eine tiefe Melancholie. So
wie er muͤhſam uͤber die duͤrre Heide vor dem
Walde im gelben Sande forwanderte, umzog
ſich der Himmel immer truͤber, indes ein feines

E 2
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[67/0077] Daſeyn gab; das bei ihm auf eine Zeitlang an keine Verhaͤltniſſe mehr geknuͤpft war, ſondern in ſich und fuͤr ſich ſelbſt beſtand. — Indem er einen Blick auf das Ganze des menſchlichen Lebens warf, lernte er zuerſt das Große im Leben von deſſen Detail unterſcheiden. Alles was ihn gekraͤnkt hatte, ſchien ihm klein, unbedeutend, und nicht der Muͤhe des Nachdenkens werth. — Aber nun ſtiegen andre Zweifel, andre Be¬ ſorgniſſe in ſeiner Seele auf — die er ſchon lange bei ſich genaͤhrt hatte — uͤber den in undurch¬ dringliches Dunkel gehuͤllten, Urſprung und Zweck, Anfang und Ende ſeines Daſeyns — uͤber das Woher und Wohin bei ſeiner Pilgrimm¬ ſchaft durchs Leben — die ihm ſo ſchwer ge¬ macht wurde, ohne daß er wußte, war¬ um? — Und was nun endlich aus dem allen kommen ſollte. — Diß erregte in ihm eine tiefe Melancholie. So wie er muͤhſam uͤber die duͤrre Heide vor dem Walde im gelben Sande forwanderte, umzog ſich der Himmel immer truͤber, indes ein feines E 2

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/77>, abgerufen am 21.11.2024.