Reiser hätte wirklich kein wahreres Bild als dieses von seinem damaligen Zustande entwerfen können -- in allem, was er sagte, war nichts Uebertriebenes -- denn die Menschen, mit denen er zunächst durchs Leben ging, wurden wirklich für ihn quälende Geister -- und zu den an¬ schreienden Ungeheuern gehörte vorzüglich V. . ., dessen grober und doch boshafter Witz Reisern den Sonntagnachmittag bis tief in die Seele gekränkt hatte, da dieser V. . . doch sonst im¬ mer von ihm ein Freund hatte seyn wollen -- wenigstens war er, und der Landesverwiesene G. . . noch die einzigen, die nach der Aufführung der Komödie mit Reisern umgingen, weil sie mit ihm ein gleiches Schicksal des Hasses und der Verachtung aller ihrer Mitschüler theilten -- und selbst dieser V. . . stellte sich nun mit auf die Seite derer, welchen Reiser ein Gegenstand des Spottes war -- und veranlaßte diesen Spott sogar durch seine groben Witzeleien, womit er sich auf Reisers Kosten lustig machte. -- Diß alles vereinigte sich nun, ihn in die menschen¬ feindliche Laune zu versetzen, worin er den vor¬ hergehenden Aufsatz entwarf. -- Durch das An¬
Reiſer haͤtte wirklich kein wahreres Bild als dieſes von ſeinem damaligen Zuſtande entwerfen koͤnnen — in allem, was er ſagte, war nichts Uebertriebenes — denn die Menſchen, mit denen er zunaͤchſt durchs Leben ging, wurden wirklich fuͤr ihn quaͤlende Geiſter — und zu den an¬ ſchreienden Ungeheuern gehoͤrte vorzuͤglich V. . ., deſſen grober und doch boshafter Witz Reiſern den Sonntagnachmittag bis tief in die Seele gekraͤnkt hatte, da dieſer V. . . doch ſonſt im¬ mer von ihm ein Freund hatte ſeyn wollen — wenigſtens war er, und der Landesverwieſene G. . . noch die einzigen, die nach der Auffuͤhrung der Komoͤdie mit Reiſern umgingen, weil ſie mit ihm ein gleiches Schickſal des Haſſes und der Verachtung aller ihrer Mitſchuͤler theilten — und ſelbſt dieſer V. . . ſtellte ſich nun mit auf die Seite derer, welchen Reiſer ein Gegenſtand des Spottes war — und veranlaßte dieſen Spott ſogar durch ſeine groben Witzeleien, womit er ſich auf Reiſers Koſten luſtig machte. — Diß alles vereinigte ſich nun, ihn in die menſchen¬ feindliche Laune zu verſetzen, worin er den vor¬ hergehenden Aufſatz entwarf. — Durch das An¬
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Reiſer haͤtte wirklich kein wahreres Bild als
dieſes von ſeinem damaligen Zuſtande entwerfen
koͤnnen — in allem, was er ſagte, war nichts
Uebertriebenes — denn die Menſchen, mit denen
er zunaͤchſt durchs Leben ging, wurden wirklich
fuͤr ihn quaͤlende Geiſter — und zu den an¬
ſchreienden Ungeheuern gehoͤrte vorzuͤglich V. . .,
deſſen grober und doch boshafter Witz Reiſern
den Sonntagnachmittag bis tief in die Seele
gekraͤnkt hatte, da dieſer V. . . doch ſonſt im¬
mer von ihm ein Freund hatte ſeyn wollen
— wenigſtens war er, und der Landesverwieſene
G. . . noch die einzigen, die nach der Auffuͤhrung
der Komoͤdie mit Reiſern umgingen, weil ſie mit
ihm ein gleiches Schickſal des Haſſes und der
Verachtung aller ihrer Mitſchuͤler theilten — und
ſelbſt dieſer V. . . ſtellte ſich nun mit auf die
Seite derer, welchen Reiſer ein Gegenſtand des
Spottes war — und veranlaßte dieſen Spott
ſogar durch ſeine groben Witzeleien, womit er
ſich auf Reiſers Koſten luſtig machte. — Diß
alles vereinigte ſich nun, ihn in die menſchen¬
feindliche Laune zu verſetzen, worin er den vor¬
hergehenden Aufſatz entwarf. — Durch das An¬
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/71>, abgerufen am 22.07.2024.
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