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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

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meiniglich am spätesten und kältesten in Erfüllung
zu gehen -- wenn es zur Ausführung im Klei¬
nen
kam, so war das Feuer der Phantasie erlo¬
schen, womit er sich die Sache im Ganzen und
mit allen ihren angenehmen Folgen zusammen
genommen gedacht hatte -- wenn er sich hingegen
alles schlechtweg und ohne allen Prunk und Feier¬
lichkeit vornahm, so ging die Ausführung oft
weit eher und besser von statten. --

An guten Vorsätzen war er unerschöpflich --
Diß machte ihn aber auch beständig mit sich sel¬
ber unzufrieden, weil der guten Vorsätze zu viele
waren, als daß er sich selber jemals hätte ein Ge¬
nüge thun können. --

Drei Tage, wo er einmal ununterbrochen
mit sich zufrieden gewesen war, zeichnete er als
eine große Merkwürdigkeit in seinem Leben auf,
welche es auch wirklich für ihn war -- denn
diese drei Tage waren fast so lange er denken
konnte, die einzigen in ihrer Art. -- Es war
aber gerade diese drei Tage über ein glücklicher
Zusammenfluß von Umständen, heiteres Wetter,
gesundes Blut, freundliche Gesichter bei denen
Personen, zu denen er kam, und wer weiß, was

mehr,

meiniglich am ſpaͤteſten und kaͤlteſten in Erfuͤllung
zu gehen — wenn es zur Ausfuͤhrung im Klei¬
nen
kam, ſo war das Feuer der Phantaſie erlo¬
ſchen, womit er ſich die Sache im Ganzen und
mit allen ihren angenehmen Folgen zuſammen
genommen gedacht hatte — wenn er ſich hingegen
alles ſchlechtweg und ohne allen Prunk und Feier¬
lichkeit vornahm, ſo ging die Ausfuͤhrung oft
weit eher und beſſer von ſtatten. —

An guten Vorſaͤtzen war er unerſchoͤpflich —
Diß machte ihn aber auch beſtaͤndig mit ſich ſel¬
ber unzufrieden, weil der guten Vorſaͤtze zu viele
waren, als daß er ſich ſelber jemals haͤtte ein Ge¬
nuͤge thun koͤnnen. —

Drei Tage, wo er einmal ununterbrochen
mit ſich zufrieden geweſen war, zeichnete er als
eine große Merkwuͤrdigkeit in ſeinem Leben auf,
welche es auch wirklich fuͤr ihn war — denn
dieſe drei Tage waren faſt ſo lange er denken
konnte, die einzigen in ihrer Art. — Es war
aber gerade dieſe drei Tage uͤber ein gluͤcklicher
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[16/0026] meiniglich am ſpaͤteſten und kaͤlteſten in Erfuͤllung zu gehen — wenn es zur Ausfuͤhrung im Klei¬ nen kam, ſo war das Feuer der Phantaſie erlo¬ ſchen, womit er ſich die Sache im Ganzen und mit allen ihren angenehmen Folgen zuſammen genommen gedacht hatte — wenn er ſich hingegen alles ſchlechtweg und ohne allen Prunk und Feier¬ lichkeit vornahm, ſo ging die Ausfuͤhrung oft weit eher und beſſer von ſtatten. — An guten Vorſaͤtzen war er unerſchoͤpflich — Diß machte ihn aber auch beſtaͤndig mit ſich ſel¬ ber unzufrieden, weil der guten Vorſaͤtze zu viele waren, als daß er ſich ſelber jemals haͤtte ein Ge¬ nuͤge thun koͤnnen. — Drei Tage, wo er einmal ununterbrochen mit ſich zufrieden geweſen war, zeichnete er als eine große Merkwuͤrdigkeit in ſeinem Leben auf, welche es auch wirklich fuͤr ihn war — denn dieſe drei Tage waren faſt ſo lange er denken konnte, die einzigen in ihrer Art. — Es war aber gerade dieſe drei Tage uͤber ein gluͤcklicher Zuſammenfluß von Umſtaͤnden, heiteres Wetter, geſundes Blut, freundliche Geſichter bei denen Perſonen, zu denen er kam, und wer weiß, was mehr,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/26>, abgerufen am 28.03.2024.