Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

Man wird die Erzählung dieser anscheinen¬
den Kleinigkeiten nicht unwichtig finden, wenn
man in der Folge sehen wird, daß sie auf sein
künftiges Leben einen großen Einfluß hatten, und
daß die Rollenaustheilung bei den Komödien,
die er mit seinen Mitschülern aufführte, gleich¬
sam ein Bild von einem Theile seines künftigen
Lebens war. --

Er wollte sich nicht zudrängen, und
war doch wieder nicht stark genug
, es
zu ertragen
, wenn man ihn vernachläs¬
sigte
. --

Da er nun ein Mitglied der theatralischen
Gesellschaft geworden war, so verleitete ihn dieß
zu vielen Ausgaben, die seine Einkünfte über¬
stiegen, und zu vielen Versäumnissen, die seine
Einkünfte verminderten. -- Er mußte die Ge¬
sellschaft zuweilen zu sich bitten, wie es ein jeder
that -- und der öftern Proben wegen, die an¬
gestellt wurden, manche seiner Unterrichtsstun¬
den, die er gab, versäumen. -- Ueberdem war
sein Kopf nun wieder beständig mit Phantasien
erfüllt -- er war zu keinem anhaltenden und

Man wird die Erzaͤhlung dieſer anſcheinen¬
den Kleinigkeiten nicht unwichtig finden, wenn
man in der Folge ſehen wird, daß ſie auf ſein
kuͤnftiges Leben einen großen Einfluß hatten, und
daß die Rollenaustheilung bei den Komoͤdien,
die er mit ſeinen Mitſchuͤlern auffuͤhrte, gleich¬
ſam ein Bild von einem Theile ſeines kuͤnftigen
Lebens war. —

Er wollte ſich nicht zudraͤngen, und
war doch wieder nicht ſtark genug
, es
zu ertragen
, wenn man ihn vernachlaͤſ¬
ſigte
. —

Da er nun ein Mitglied der theatraliſchen
Geſellſchaft geworden war, ſo verleitete ihn dieß
zu vielen Ausgaben, die ſeine Einkuͤnfte uͤber¬
ſtiegen, und zu vielen Verſaͤumniſſen, die ſeine
Einkuͤnfte verminderten. — Er mußte die Ge¬
ſellſchaft zuweilen zu ſich bitten, wie es ein jeder
that — und der oͤftern Proben wegen, die an¬
geſtellt wurden, manche ſeiner Unterrichtsſtun¬
den, die er gab, verſaͤumen. — Ueberdem war
ſein Kopf nun wieder beſtaͤndig mit Phantaſien
erfuͤllt — er war zu keinem anhaltenden und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0199" n="189"/>
      <p>Man wird die Erza&#x0364;hlung die&#x017F;er an&#x017F;cheinen¬<lb/>
den Kleinigkeiten nicht unwichtig finden, wenn<lb/>
man in der Folge &#x017F;ehen wird, daß &#x017F;ie auf &#x017F;ein<lb/>
ku&#x0364;nftiges Leben einen großen Einfluß hatten, und<lb/>
daß die Rollenaustheilung bei den Komo&#x0364;dien,<lb/>
die er mit &#x017F;einen Mit&#x017F;chu&#x0364;lern auffu&#x0364;hrte, gleich¬<lb/>
&#x017F;am ein Bild von einem Theile &#x017F;eines ku&#x0364;nftigen<lb/>
Lebens war. &#x2014;</p><lb/>
      <p><hi rendition="#fr">Er wollte &#x017F;ich nicht zudra&#x0364;ngen</hi>, <hi rendition="#fr">und<lb/>
war doch wieder nicht &#x017F;tark genug</hi>, <hi rendition="#fr">es<lb/>
zu ertragen</hi>, <hi rendition="#fr">wenn man ihn vernachla&#x0364;&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;igte</hi>. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Da er nun ein Mitglied der theatrali&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft geworden war, &#x017F;o verleitete ihn dieß<lb/>
zu vielen Ausgaben, die &#x017F;eine Einku&#x0364;nfte u&#x0364;ber¬<lb/>
&#x017F;tiegen, und zu vielen Ver&#x017F;a&#x0364;umni&#x017F;&#x017F;en, die &#x017F;eine<lb/>
Einku&#x0364;nfte verminderten. &#x2014; Er mußte die Ge¬<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft zuweilen zu &#x017F;ich bitten, wie es ein jeder<lb/>
that &#x2014; und der o&#x0364;ftern Proben wegen, die an¬<lb/>
ge&#x017F;tellt wurden, manche &#x017F;einer Unterrichts&#x017F;tun¬<lb/>
den, die er gab, ver&#x017F;a&#x0364;umen. &#x2014; Ueberdem war<lb/>
&#x017F;ein Kopf nun wieder be&#x017F;ta&#x0364;ndig mit Phanta&#x017F;ien<lb/>
erfu&#x0364;llt &#x2014; er war zu keinem anhaltenden und<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0199] Man wird die Erzaͤhlung dieſer anſcheinen¬ den Kleinigkeiten nicht unwichtig finden, wenn man in der Folge ſehen wird, daß ſie auf ſein kuͤnftiges Leben einen großen Einfluß hatten, und daß die Rollenaustheilung bei den Komoͤdien, die er mit ſeinen Mitſchuͤlern auffuͤhrte, gleich¬ ſam ein Bild von einem Theile ſeines kuͤnftigen Lebens war. — Er wollte ſich nicht zudraͤngen, und war doch wieder nicht ſtark genug, es zu ertragen, wenn man ihn vernachlaͤſ¬ ſigte. — Da er nun ein Mitglied der theatraliſchen Geſellſchaft geworden war, ſo verleitete ihn dieß zu vielen Ausgaben, die ſeine Einkuͤnfte uͤber¬ ſtiegen, und zu vielen Verſaͤumniſſen, die ſeine Einkuͤnfte verminderten. — Er mußte die Ge¬ ſellſchaft zuweilen zu ſich bitten, wie es ein jeder that — und der oͤftern Proben wegen, die an¬ geſtellt wurden, manche ſeiner Unterrichtsſtun¬ den, die er gab, verſaͤumen. — Ueberdem war ſein Kopf nun wieder beſtaͤndig mit Phantaſien erfuͤllt — er war zu keinem anhaltenden und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/199
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/199>, abgerufen am 21.11.2024.