merkt, einsam und verlassen auf der Straße stand, so viele Menschen, die sich für ihn in¬ teressirten, mit ihm sich unterredeten, und mit ihm ausgingen, daß er an diese Personen, die ihm so viele zuvorkommende gutmüthige Hoflich¬ keit und Freundschaftsbezeigungen erwiesen, eine Art von Anhänglichkeit bekam, welche es ihm schwer machte, sich nach einer so kurzen Zeit schon wieder auf immer von ihnen zu trennen. --
Er speißte des Mittags in einer ansehnlichen Tischgesellschaft, wo ihm als einen Fremden im¬ mer mit ausgezeichneter Höflichkeit begegnet wur¬ de, -- eine Behandlung, die er bis jetzt noch eben nicht gewohnt gewesen war. -- Der Kauf¬ mannsdiener streckte ihm so viel vor, daß er nicht nur seine Rechnung im Gasthofe bezahlen, son¬ dern auch mit Bequemlichkeit wieder nach H. . . zurückreisen konnte, welches er nun freilich zu Fusse that. --
Und da ihm nun dißmal sein unbesonnener Anschlag so gut gelang, so bildete sich zuerst un¬ vermerkt der Keim zu dem Gedanken in ihm, sein Glück nicht länger in seiner bisherigen einge¬ schränkten Lage abzuwarten, sondern es in der
merkt, einſam und verlaſſen auf der Straße ſtand, ſo viele Menſchen, die ſich fuͤr ihn in¬ tereſſirten, mit ihm ſich unterredeten, und mit ihm ausgingen, daß er an dieſe Perſonen, die ihm ſo viele zuvorkommende gutmuͤthige Hoflich¬ keit und Freundſchaftsbezeigungen erwieſen, eine Art von Anhaͤnglichkeit bekam, welche es ihm ſchwer machte, ſich nach einer ſo kurzen Zeit ſchon wieder auf immer von ihnen zu trennen. —
Er ſpeißte des Mittags in einer anſehnlichen Tiſchgeſellſchaft, wo ihm als einen Fremden im¬ mer mit ausgezeichneter Hoͤflichkeit begegnet wur¬ de, — eine Behandlung, die er bis jetzt noch eben nicht gewohnt geweſen war. — Der Kauf¬ mannsdiener ſtreckte ihm ſo viel vor, daß er nicht nur ſeine Rechnung im Gaſthofe bezahlen, ſon¬ dern auch mit Bequemlichkeit wieder nach H. . . zuruͤckreiſen konnte, welches er nun freilich zu Fuſſe that. —
Und da ihm nun dißmal ſein unbeſonnener Anſchlag ſo gut gelang, ſo bildete ſich zuerſt un¬ vermerkt der Keim zu dem Gedanken in ihm, ſein Gluͤck nicht laͤnger in ſeiner bisherigen einge¬ ſchraͤnkten Lage abzuwarten, ſondern es in der
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0182"n="172"/>
merkt, einſam und verlaſſen auf der Straße<lb/>ſtand, ſo viele Menſchen, die ſich fuͤr ihn in¬<lb/>
tereſſirten, mit ihm ſich unterredeten, und mit<lb/>
ihm ausgingen, daß er an dieſe Perſonen, die<lb/>
ihm ſo viele zuvorkommende gutmuͤthige Hoflich¬<lb/>
keit und Freundſchaftsbezeigungen erwieſen, eine<lb/>
Art von Anhaͤnglichkeit bekam, welche es ihm ſchwer<lb/>
machte, ſich nach einer ſo kurzen Zeit ſchon wieder<lb/>
auf immer von ihnen zu trennen. —</p><lb/><p>Er ſpeißte des Mittags in einer anſehnlichen<lb/>
Tiſchgeſellſchaft, wo ihm als einen Fremden im¬<lb/>
mer mit ausgezeichneter Hoͤflichkeit begegnet wur¬<lb/>
de, — eine Behandlung, die er bis jetzt noch<lb/>
eben nicht gewohnt geweſen war. — Der Kauf¬<lb/>
mannsdiener ſtreckte ihm ſo viel vor, daß er nicht<lb/>
nur ſeine Rechnung im Gaſthofe bezahlen, ſon¬<lb/>
dern auch mit Bequemlichkeit wieder nach H. . .<lb/>
zuruͤckreiſen konnte, welches er nun freilich zu<lb/>
Fuſſe that. —</p><lb/><p>Und da ihm nun dißmal ſein unbeſonnener<lb/>
Anſchlag ſo gut gelang, ſo bildete ſich zuerſt un¬<lb/>
vermerkt der Keim zu dem Gedanken in ihm, ſein<lb/>
Gluͤck nicht laͤnger in ſeiner bisherigen einge¬<lb/>ſchraͤnkten Lage abzuwarten, ſondern es in der<lb/></p></body></text></TEI>
[172/0182]
merkt, einſam und verlaſſen auf der Straße
ſtand, ſo viele Menſchen, die ſich fuͤr ihn in¬
tereſſirten, mit ihm ſich unterredeten, und mit
ihm ausgingen, daß er an dieſe Perſonen, die
ihm ſo viele zuvorkommende gutmuͤthige Hoflich¬
keit und Freundſchaftsbezeigungen erwieſen, eine
Art von Anhaͤnglichkeit bekam, welche es ihm ſchwer
machte, ſich nach einer ſo kurzen Zeit ſchon wieder
auf immer von ihnen zu trennen. —
Er ſpeißte des Mittags in einer anſehnlichen
Tiſchgeſellſchaft, wo ihm als einen Fremden im¬
mer mit ausgezeichneter Hoͤflichkeit begegnet wur¬
de, — eine Behandlung, die er bis jetzt noch
eben nicht gewohnt geweſen war. — Der Kauf¬
mannsdiener ſtreckte ihm ſo viel vor, daß er nicht
nur ſeine Rechnung im Gaſthofe bezahlen, ſon¬
dern auch mit Bequemlichkeit wieder nach H. . .
zuruͤckreiſen konnte, welches er nun freilich zu
Fuſſe that. —
Und da ihm nun dißmal ſein unbeſonnener
Anſchlag ſo gut gelang, ſo bildete ſich zuerſt un¬
vermerkt der Keim zu dem Gedanken in ihm, ſein
Gluͤck nicht laͤnger in ſeiner bisherigen einge¬
ſchraͤnkten Lage abzuwarten, ſondern es in der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/182>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.