hen sah, und unter allen den vorübergehenden Leuten, der einzige gewesen war, dem ein ganz fremder Mensch, welcher traurig und verlassen da stand, wichtig genug schien, daß er sich um ihn bekümmerte und ihn anredete. -- Reiser gewann dadurch eine außerordentliche Zuneigung zu die¬ sem Manne, denn ein solches Anreden und Be¬ sorgtseyn um den Zustand eines ganz fremden Menschen, der wie verlassen und hülfebedürftig zu seyn scheint, ist doch eigentlich die allgemeine Menschenliebe, woran man den frommen Samariter von dem vorübergehenden Priester und Leviten unterscheiden kann. --
Reiser hat nicht leicht in seinem Leben einen Abend vergnügter zugebracht, als diesen, wo er sich in einer fremden Stadt, in einem ganz frem¬ den Zirkel von Menschen, geachtet sahe, ins Ge¬ spräch gezogen, und mit aufmunterndem Beifall angehört wurde. --
Der Kaufmannsdiener nöthigte ihn nun selbst, sich noch einige Tage in Bremen aufzu¬ halten, zeigte ihm die Merkwürdigkeiten der Stadt, und Reiser fand nun an eben dem Or¬ te, wo er erst fremd, von keinem Menschen be¬
hen ſah, und unter allen den voruͤbergehenden Leuten, der einzige geweſen war, dem ein ganz fremder Menſch, welcher traurig und verlaſſen da ſtand, wichtig genug ſchien, daß er ſich um ihn bekuͤmmerte und ihn anredete. — Reiſer gewann dadurch eine außerordentliche Zuneigung zu die¬ ſem Manne, denn ein ſolches Anreden und Be¬ ſorgtſeyn um den Zuſtand eines ganz fremden Menſchen, der wie verlaſſen und huͤlfebeduͤrftig zu ſeyn ſcheint, iſt doch eigentlich die allgemeine Menſchenliebe, woran man den frommen Samariter von dem voruͤbergehenden Prieſter und Leviten unterſcheiden kann. —
Reiſer hat nicht leicht in ſeinem Leben einen Abend vergnuͤgter zugebracht, als dieſen, wo er ſich in einer fremden Stadt, in einem ganz frem¬ den Zirkel von Menſchen, geachtet ſahe, ins Ge¬ ſpraͤch gezogen, und mit aufmunterndem Beifall angehoͤrt wurde. —
Der Kaufmannsdiener noͤthigte ihn nun ſelbſt, ſich noch einige Tage in Bremen aufzu¬ halten, zeigte ihm die Merkwuͤrdigkeiten der Stadt, und Reiſer fand nun an eben dem Or¬ te, wo er erſt fremd, von keinem Menſchen be¬
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hen ſah, und unter allen den voruͤbergehenden
Leuten, der einzige geweſen war, dem ein ganz
fremder Menſch, welcher traurig und verlaſſen da
ſtand, wichtig genug ſchien, daß er ſich um ihn
bekuͤmmerte und ihn anredete. — Reiſer gewann
dadurch eine außerordentliche Zuneigung zu die¬
ſem Manne, denn ein ſolches Anreden und Be¬
ſorgtſeyn um den Zuſtand eines ganz fremden
Menſchen, der wie verlaſſen und huͤlfebeduͤrftig
zu ſeyn ſcheint, iſt doch eigentlich die allgemeine
Menſchenliebe, woran man den frommen
Samariter von dem voruͤbergehenden Prieſter
und Leviten unterſcheiden kann. —
Reiſer hat nicht leicht in ſeinem Leben einen
Abend vergnuͤgter zugebracht, als dieſen, wo er
ſich in einer fremden Stadt, in einem ganz frem¬
den Zirkel von Menſchen, geachtet ſahe, ins Ge¬
ſpraͤch gezogen, und mit aufmunterndem Beifall
angehoͤrt wurde. —
Der Kaufmannsdiener noͤthigte ihn nun
ſelbſt, ſich noch einige Tage in Bremen aufzu¬
halten, zeigte ihm die Merkwuͤrdigkeiten der
Stadt, und Reiſer fand nun an eben dem Or¬
te, wo er erſt fremd, von keinem Menſchen be¬
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/181>, abgerufen am 22.07.2024.
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