Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

chen trug -- und seine Einbildungskraft spiegelte
ihm Wunderdinge von dieser Reise vor. --

Der Anblick der Weser -- der Schiffe --
einer Handelsstadt -- beschäftigten seine Seele
im Wachen und im Traume. -- Er ließ sich von
einem seiner Mitschüler, an dessen Bruder, wel¬
cher in Bremen ein Kaufmannsdiener war, einen
Brief mitgeben, und trat nun mit einem Dukaten
in der Tasche seine Reise zu Fuße an. --

Dieß war nun die erste sonderbare roman¬
hafte Reise, welche Anton Reiser that, und von
der Zeit fing er eigentlich an, seinen Nahmen
mit der That zu führen. --

Er hatte sich zu dieser Reise mit einer Spe¬
cialcharte von Niedersachsen -- einem tragbaren
Dintenfaß -- und einem kleinen Buche von
weißen Papier versehen, um über seine Reise
unterwegs ein ordentliches Journal führen zu
können. --

Mit jedem Schritte, den er that, nachdem
er aus den Thoren von H. . . war, wuchs gleich¬
sam seine Erwartung und sein Muth -- und er
war von seiner Reise so begeistert, daß er schon
ein paar Meilen von H. . . sich auf einem Hügel

chen trug — und ſeine Einbildungskraft ſpiegelte
ihm Wunderdinge von dieſer Reiſe vor. —

Der Anblick der Weſer — der Schiffe —
einer Handelsſtadt — beſchaͤftigten ſeine Seele
im Wachen und im Traume. — Er ließ ſich von
einem ſeiner Mitſchuͤler, an deſſen Bruder, wel¬
cher in Bremen ein Kaufmannsdiener war, einen
Brief mitgeben, und trat nun mit einem Dukaten
in der Taſche ſeine Reiſe zu Fuße an. —

Dieß war nun die erſte ſonderbare roman¬
hafte Reiſe, welche Anton Reiſer that, und von
der Zeit fing er eigentlich an, ſeinen Nahmen
mit der That zu fuͤhren. —

Er hatte ſich zu dieſer Reiſe mit einer Spe¬
cialcharte von Niederſachſen — einem tragbaren
Dintenfaß — und einem kleinen Buche von
weißen Papier verſehen, um uͤber ſeine Reiſe
unterwegs ein ordentliches Journal fuͤhren zu
koͤnnen. —

Mit jedem Schritte, den er that, nachdem
er aus den Thoren von H. . . war, wuchs gleich¬
ſam ſeine Erwartung und ſein Muth — und er
war von ſeiner Reiſe ſo begeiſtert, daß er ſchon
ein paar Meilen von H. . . ſich auf einem Huͤgel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0169" n="159"/>
chen trug &#x2014; und &#x017F;eine Einbildungskraft &#x017F;piegelte<lb/>
ihm Wunderdinge von die&#x017F;er Rei&#x017F;e vor. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Der Anblick der We&#x017F;er &#x2014; der Schiffe &#x2014;<lb/>
einer Handels&#x017F;tadt &#x2014; be&#x017F;cha&#x0364;ftigten &#x017F;eine Seele<lb/>
im Wachen und im Traume. &#x2014; Er ließ &#x017F;ich von<lb/>
einem &#x017F;einer Mit&#x017F;chu&#x0364;ler, an de&#x017F;&#x017F;en Bruder, wel¬<lb/>
cher in Bremen ein Kaufmannsdiener war, einen<lb/>
Brief mitgeben, und trat nun mit einem Dukaten<lb/>
in der Ta&#x017F;che &#x017F;eine Rei&#x017F;e zu Fuße an. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Dieß war nun die er&#x017F;te &#x017F;onderbare roman¬<lb/>
hafte Rei&#x017F;e, welche Anton Rei&#x017F;er that, und von<lb/>
der Zeit fing er eigentlich an, &#x017F;einen Nahmen<lb/>
mit der That zu fu&#x0364;hren. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Er hatte &#x017F;ich zu die&#x017F;er Rei&#x017F;e mit einer Spe¬<lb/>
cialcharte von Nieder&#x017F;ach&#x017F;en &#x2014; einem tragbaren<lb/>
Dintenfaß &#x2014; und einem kleinen Buche von<lb/>
weißen Papier ver&#x017F;ehen, um u&#x0364;ber &#x017F;eine Rei&#x017F;e<lb/>
unterwegs ein ordentliches Journal fu&#x0364;hren zu<lb/>
ko&#x0364;nnen. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Mit jedem Schritte, den er that, nachdem<lb/>
er aus den Thoren von H. . . war, wuchs gleich¬<lb/>
&#x017F;am &#x017F;eine Erwartung und &#x017F;ein Muth &#x2014; und er<lb/>
war von &#x017F;einer Rei&#x017F;e &#x017F;o begei&#x017F;tert, daß er &#x017F;chon<lb/>
ein paar Meilen von H. . . &#x017F;ich auf einem Hu&#x0364;gel<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0169] chen trug — und ſeine Einbildungskraft ſpiegelte ihm Wunderdinge von dieſer Reiſe vor. — Der Anblick der Weſer — der Schiffe — einer Handelsſtadt — beſchaͤftigten ſeine Seele im Wachen und im Traume. — Er ließ ſich von einem ſeiner Mitſchuͤler, an deſſen Bruder, wel¬ cher in Bremen ein Kaufmannsdiener war, einen Brief mitgeben, und trat nun mit einem Dukaten in der Taſche ſeine Reiſe zu Fuße an. — Dieß war nun die erſte ſonderbare roman¬ hafte Reiſe, welche Anton Reiſer that, und von der Zeit fing er eigentlich an, ſeinen Nahmen mit der That zu fuͤhren. — Er hatte ſich zu dieſer Reiſe mit einer Spe¬ cialcharte von Niederſachſen — einem tragbaren Dintenfaß — und einem kleinen Buche von weißen Papier verſehen, um uͤber ſeine Reiſe unterwegs ein ordentliches Journal fuͤhren zu koͤnnen. — Mit jedem Schritte, den er that, nachdem er aus den Thoren von H. . . war, wuchs gleich¬ ſam ſeine Erwartung und ſein Muth — und er war von ſeiner Reiſe ſo begeiſtert, daß er ſchon ein paar Meilen von H. . . ſich auf einem Huͤgel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/169
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/169>, abgerufen am 20.04.2024.