Da er nun aber die Achtung aller derer, die ihn kannten, und derer, von welchen sein Glück abhing, so plötzlich und so unerwartet wieder gewonnen hatte, so machte dieß natür¬ licher Weise einen Eindruck auf sein Gemüth, der ihn zu einem edlen Bestreben anspornte, diese Achtung immer mehr zu verdienen -- er fing an, die Stunden des öffentlichen Unterrichts sorgfältiger wie jemals zu nutzen, und vorzüglich durch Aufschreiben, sich, so viel er nur konnte, davon zu eigen zu machen. --
Die Uebungen im Deklamiren währten fort -- und Reiser verfertigte zu diesem Endzweck noch ein Gedicht über die Mängel der Ver¬ nunft -- ein Thema, das der Direktor zur Ausarbeitung aufgegeben hatte. -- Reiser brachte hier alle seine Zweifel hinein, die er schon so lange mit sich herumgetragen hatte. --
Die Begriffe Alles und Seyn, als die höch¬ sten Begriffe des menschlichen Verstandes, gnügten ihm nicht -- sie schienen ihm eine enge und ängst¬ liche Einschränkung zu seyn -- daß nun damit alles menschliche Denken aufhören sollte -- ihm fielen die Worte des sterbenden alten Tischers
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Da er nun aber die Achtung aller derer, die ihn kannten, und derer, von welchen ſein Gluͤck abhing, ſo ploͤtzlich und ſo unerwartet wieder gewonnen hatte, ſo machte dieß natuͤr¬ licher Weiſe einen Eindruck auf ſein Gemuͤth, der ihn zu einem edlen Beſtreben anſpornte, dieſe Achtung immer mehr zu verdienen — er fing an, die Stunden des oͤffentlichen Unterrichts ſorgfaͤltiger wie jemals zu nutzen, und vorzuͤglich durch Aufſchreiben, ſich, ſo viel er nur konnte, davon zu eigen zu machen. —
Die Uebungen im Deklamiren waͤhrten fort — und Reiſer verfertigte zu dieſem Endzweck noch ein Gedicht uͤber die Maͤngel der Ver¬ nunft — ein Thema, das der Direktor zur Ausarbeitung aufgegeben hatte. — Reiſer brachte hier alle ſeine Zweifel hinein, die er ſchon ſo lange mit ſich herumgetragen hatte. —
Die Begriffe Alles und Seyn, als die hoͤch¬ ſten Begriffe des menſchlichen Verſtandes, gnuͤgten ihm nicht — ſie ſchienen ihm eine enge und aͤngſt¬ liche Einſchraͤnkung zu ſeyn — daß nun damit alles menſchliche Denken aufhoͤren ſollte — ihm fielen die Worte des ſterbenden alten Tiſchers
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Da er nun aber die Achtung aller derer,
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Gluͤck abhing, ſo ploͤtzlich und ſo unerwartet
wieder gewonnen hatte, ſo machte dieß natuͤr¬
licher Weiſe einen Eindruck auf ſein Gemuͤth, der
ihn zu einem edlen Beſtreben anſpornte, dieſe
Achtung immer mehr zu verdienen — er fing
an, die Stunden des oͤffentlichen Unterrichts
ſorgfaͤltiger wie jemals zu nutzen, und vorzuͤglich
durch Aufſchreiben, ſich, ſo viel er nur konnte,
davon zu eigen zu machen. —
Die Uebungen im Deklamiren waͤhrten fort
— und Reiſer verfertigte zu dieſem Endzweck
noch ein Gedicht uͤber die Maͤngel der Ver¬
nunft — ein Thema, das der Direktor zur
Ausarbeitung aufgegeben hatte. — Reiſer brachte
hier alle ſeine Zweifel hinein, die er ſchon ſo lange
mit ſich herumgetragen hatte. —
Die Begriffe Alles und Seyn, als die hoͤch¬
ſten Begriffe des menſchlichen Verſtandes, gnuͤgten
ihm nicht — ſie ſchienen ihm eine enge und aͤngſt¬
liche Einſchraͤnkung zu ſeyn — daß nun damit
alles menſchliche Denken aufhoͤren ſollte — ihm
fielen die Worte des ſterbenden alten Tiſchers
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/161>, abgerufen am 22.07.2024.
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